Ich habe dann doch mal weiter nachgedacht :-)
und frage mich ernsthaft, wer ein Trauma klassifizieren kann?!
Hirntumor - ein bisschen Trauma
Verkehrsunfall mit Toten - mittelschweres Trauma
Krieg mit gefallenen Kameraden - schweres Trauma
Ich denke, ein erlittenes Trauma ist so schwer, wie es von dem Betroffenen wahr genommen wird. Und auch das teilt sich in mehrere Bewusstseinsebenen auf. Mit dem Verstand können wir unsere Krankengeschichte vielleicht halbwegs gut kompensieren, aber was ist mit dem Unterbewusstsein? Wie hat das die Konfrontation mit unserer eigenen Endlichkeit in dem plötzlichen Krankheitserlebnis mit allem drum und dran verarbeitet?
Mein Mann war als Marinesoldat im Golfkrieg auf einem Minensucher im Einsatz. Es war kein direkter Kampfeinsatz, sondern sie sind durch den minenverseuchten, persischen Golf gefahren und haben eben Minen geräumt. Dabei fuhr die Angst immer mit: werden wir auf eine Mine laufen, werde ich diesen Einsatz überleben, komme ich gesund, als Krüppel oder tot nach Hause. Er kam äußerlich unversehrt nach Hause. Aber die durchlebte Todesangst hat ihm sehr zugesetzt, er war völlig wesensverändert und die Begrifflichkeit der posttraumatischen Belastungsstörung gab es 1991 in Deutschland noch nicht. Für manch einen Kameraden wurde das Erlebte zu einer Geschichte, die man mal erzählt, wie andere damit umgegangen sind weiß ich nicht, mein Mann hat sich drei schlimme Jahre später das Leben genommen.
Und darum glaube ich, ein Trauma ist genau so schlimm und groß, wie Du es empfindest und niemand außer Dir kann das bewerten.
(Ich hatte schon Sorge, Du findest meinen Vergleich mit den Kriegsversehrten total bescheuert und weit hergeholt. )
Körper und Seele getrennt voneinander zu betrachten, halte ich für falsch. Ich hatte das Thema gerade mit meinem Therapeuten. Ich denke, man muss es als Gesamtheit wahrnehmen, denn man sieht ja, dass körperliche Leiden Auswirkungen auf die Psyche haben; und seelisches Leid auch körperliche Beschwerden machen.
Es ist völlig unerheblich, was andere durchlebt haben, ich finde Deine Geschichte schlimm. Du warst jung, fern der Heimat, völlig allein gelassen von jedermann, dann die Diagnose und alles was danach kam. Ja, jeder hat seine Geschichte - und das ist Deine!
Man muss auf der Suche nach einer möglichen Ursache alle Gesichtspunkte mit einbeziehen und es steht absolut niemandem zu, zu bewerten, wie groß oder schlimm es sich für Dich anfühlen darf.
Ich rege mich gerade sehr über den Begriff des Mikrotraumas auf. Man merkt es vielleicht.
Fühl Dich gerade bitte mal umärmelt und gedrückt und suche Dir anstelle des Psychiaters bitte einen Psychotherapeuten, ich glaube da bist Du besser aufgehoben.
Liebe Grüße,
Iris