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Thema: Kopfwackeln und zittern

Kopfwackeln und zittern
asteri1
05.04.2018 12:10:17
Seit meiner Hirntumoroperaton leide ich unter Kopfwackeln und zittern vorzugsweise bei seelischer Anspannung und Müdigkeit. Bei mir wurde 1995 ein sehr großes Neurinom im Kleinhirnbrückenwinkel mit Druck auf das Kleinhirn, der Medula oblangata sowie auf dem Hirnstamm diagnostiziert. Daneben bestand noch ein stark ausgeprägter Hydrocephalus occlusus, keine Seitenverlagerung.
Im Laufe der Jahre stört mich mein Tremor immer mehr, besonders im Berufsleben schränkt mich dieser Zustand in meinen Möglichkeiten ein, sag ich nichts, wird mir ein Alkoholproblem angehängt, öffne ich mich, überfordere ich.

Weiß jemand, ob Tabletten helfen oder ob es die Möglichkeit eines Hirnschrittmachers gibt? Ich habe das Thema bereits ohne Erfolg bei meinen Hausarzt, bei dem damaligen NC und auch beim Psychiater angesprochen. Einer der Ärzte sagte, dass dies auch ein TIC sein könnte, veranlasst wurde gar nichts.
asteri1
Rehsis
05.04.2018 12:26:20
Hallo asteri1,
in dem von Dir beschriebenen Fall würde ich zum einen zum Neurologen gehen, denn die Beschwerden erinnern mich sehr an den Morbus Parkinson und fehlenden Botenstoffen im Gehirn. Und ich würde zum Augenarzt gehen, Stichwort Nystagmus. Die Pupillen wandern dabei sehr schnell hin und her und das Gehirn versucht, dieses unruhige Bild mit gegensteuernden Kopfbewegungen auszugleichen.
Beides kann man gut untersuchen und dann weitersehen. Ist eine Idee zutreffend, kann man es behandeln. Sind die Befunde negativ, sind diese Sachen schon mal ausgeschlossen und man muss weiter sehen.
Mich würde das auch sehr nerven.
Herzliche Grüße,
Iris
Rehsis
asteri1
05.04.2018 12:49:03
Danke Iris, für die Antwort.

Ich hatte damals vor der Operation tatsächlich einen Nystagmus. Wenn ich versuchte mit einem Auge meinen Finger zu folgen ging das nur bis zu einem gewissen Grad. Dann schellte meine Pupille automatisch zurück. Das war ein wenig unangenehm. Jetzt ist wieder alles in Ordnung.

An Parkinson habe ich auch gedacht. Das ist meine große Angst. Ich habe früher auch in der Pflege gearbeitet, mein Tremor hat eine andere Frequenz, als damals die vielen Parkinson Patienten- ich würde ihn als langsamer beschreiben. Er hat sich seit über 20 Jahren auch nicht verändert. Mein damaliger Therapeut, ein Psychiater mit
2 stufiger Ausbildung bei dem ich 2 Jahre war, meint auch ich sei sehr agil , quasi das Gegenteil von Parkinson.

LG, asteri
asteri1
Rehsis
05.04.2018 13:52:55
Lächel...
ich nehme an, die Schilddrüse wurde auch bereits untersucht und weist keine Überfunktion auf.
Ich denke, Dein Plan zum Neurologen zu gehen, ist dann erstmal der einzig richtige, denn ansonsten habe ich gerade auch keine Idee.
Falls mir beim Putzen noch was einfällt, melde ich mich aber gerne nochmal, sofern das erwünscht ist.
LG, Iris
Rehsis
asteri1
05.04.2018 14:06:43
Das Zittern hat nach der Operation angefangen, dass weiß ich ganz genau, weil ich kurz vor Diagnose den Wohnort gewechselt habe und meine langjährigen Freunde, mich nicht mit einem Tremor kannten. Was mich irritiert, Zittern der Hände- ja, aber ich habe, noch niemals
gehört, dass jemand nach einer Hirntumoroperation einen wackeligen Kopf hat. Ich würde so gerne mal eine wissenschaftliche Begründung, was da passiert ist.
asteri1
asteri1
05.04.2018 14:12:11
Für den 6. August habe ich ein MRT Kontrolltermin verabredet, danach werde ich mich bei meinen Neurochirurgen vorstellen.
asteri1
Rehsis
05.04.2018 14:24:59
ein verständlicher Wunsch,
das kann ich gut nachvollziehen.
Ich denke gerade an die Versehrten der zwei Weltkriege, die nach erlittenen Traumata mit zitternden Händen und wackelnden Köpfen da saßen und ein sehr trauriges Bild abgaben. Das ist mein voller Ernst und ich will Dich auch nicht in die Psychoschublade schieben.
# Stichwort: Diagnose Hirntumor, Op und die Folgen. Verletzung des Urvertrauens in die eigene körperliche Unversehrtheit #
Ich kann mir aber vorstellen, dass es entweder gar keine Erklärung gibt oder aber auch eine, die ganz tief in Deinem Inneren verborgen liegt.
Oder im günstigsten Fall eben, gut behandelbar, beim Neurologen.
Aus ERrahrung weiß ich, wie unbefriedigend und frustrierend das alles für Dich ist. Jede gesicherte Diagnose mit der Möglichkeit, selbst aktiv etwas dafür/dagegen tun zu können ist besser , als diese unsägliche Ungewissheit.
Das Kind braucht einfach einen Namen.
Dann kann man machen und fühlt sich nicht so hilflos.
Rehsis
Rehsis
05.04.2018 15:05:10
Wie gesagt, ich bin am putzen und denken. Da kommen merkwürdige Sachen bei raus wie z.B. die Frage, ob es so etwas wie das Restless-Legg-Syndrom, welches ja durch einen Mangel an Botenstoffen entsteht und sich bei Anspannung verschlimmert, auch für den Oberkörper gibt. Wenn fehlendes Dopamin etwas mit den Beinen macht, kann es dann auch etwas mit Kopf und Händen machen?

Ich bin jetzt aber fertig mit putzen, die Küche glänzt
und ich höre jetzt auch auf mit dem Denken. Zuviel davon tut definitiv nicht gut.

Viel Glück mit den Terminen und einer Antwort auf Deine FRage.
LG, Iris
Rehsis
asteri1
05.04.2018 16:12:14
Die Bilder der schwersttraumatisierten Veteranen habe ich auch im Kopf. Ich habe auch schon daran gedacht. Fragt sich nur, ob meine Geschichte vergleichbar ist. Wie bei vielen anderen Nutzern auch, wurde mein Tumor trotz zahlreicher Arztbesuchen, nicht entdeckt. Als ich zum Studieren umziehen musste, fielen auch die emotionale Unterstützung meiner Freunde weg. Und zum Schluss lag ich mit starken Bewusstseinsstörungen in der "fremden Stadt" nieder, konnte mich nicht mehr versorgen und bin mehrfach bewusstlos gewesen. Mein Therapeut, der diese Geschichte kennt, spach übrigens von einem Mikrotrauma. Naja finde ich nicht, ich war in einem katastrophalen Ernährungszustand und konnte mich teilweise nur noch 3 Stunden am Tag wach halten, aber andere Teilnehmer haben ähnliches erlebt und auch keinen Tremor.
Man wird sehen....

Danke Iris für die Anteilnahme, sollte ich jemals eine plausible Erklärung für meinen Tremor bekommen, werde ich es mitteilen.
asteri1
Lena333
05.04.2018 16:47:35
An "asteri": Wenn Du einen Termin beim Neurologen ausmachst, könntest Du evtl. EHER ein Termin erhalten, wenn Du ihm von Deiner Tumor- OP erzählst und dass der Tremor in letzter Zeit schlimmer geworden ist und Dich Deinem Berufsleben stark beeinträchtigt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein seriöser Neurologe bei Deiner Anamnese Dir DANN erst in 3 Monaten 1 Termin anbietet.
Im worst case würde ich mehrere Neurologen in Deinem "Umkreis" versuchen, telefon. um einen zeitnahen Termin zu bitten.
Ansonsten gäbe es vielleicht bei Dir die Möglichkeit, Deinen behandelnden NC per e-mail zu erreichen und ihm nach einem möglichen Grund Deiner Beschwerden zu fragen?
Ansonsten wünsch ich Dir, dass sich nichts schlimmes hinter Deinen Beschwerden verbirgt.

LG

Lena
Lena333
asteri1
05.04.2018 16:58:24
Ja, ich habe morgen einen Termin bei meinem Psychiater, der in einer Gemeinschaftspraxis mit Neurologen sitzt.
asteri1
Rehsis
05.04.2018 18:07:01
Ich habe dann doch mal weiter nachgedacht :-)
und frage mich ernsthaft, wer ein Trauma klassifizieren kann?!
Hirntumor - ein bisschen Trauma
Verkehrsunfall mit Toten - mittelschweres Trauma
Krieg mit gefallenen Kameraden - schweres Trauma
Ich denke, ein erlittenes Trauma ist so schwer, wie es von dem Betroffenen wahr genommen wird. Und auch das teilt sich in mehrere Bewusstseinsebenen auf. Mit dem Verstand können wir unsere Krankengeschichte vielleicht halbwegs gut kompensieren, aber was ist mit dem Unterbewusstsein? Wie hat das die Konfrontation mit unserer eigenen Endlichkeit in dem plötzlichen Krankheitserlebnis mit allem drum und dran verarbeitet?
Mein Mann war als Marinesoldat im Golfkrieg auf einem Minensucher im Einsatz. Es war kein direkter Kampfeinsatz, sondern sie sind durch den minenverseuchten, persischen Golf gefahren und haben eben Minen geräumt. Dabei fuhr die Angst immer mit: werden wir auf eine Mine laufen, werde ich diesen Einsatz überleben, komme ich gesund, als Krüppel oder tot nach Hause. Er kam äußerlich unversehrt nach Hause. Aber die durchlebte Todesangst hat ihm sehr zugesetzt, er war völlig wesensverändert und die Begrifflichkeit der posttraumatischen Belastungsstörung gab es 1991 in Deutschland noch nicht. Für manch einen Kameraden wurde das Erlebte zu einer Geschichte, die man mal erzählt, wie andere damit umgegangen sind weiß ich nicht, mein Mann hat sich drei schlimme Jahre später das Leben genommen.
Und darum glaube ich, ein Trauma ist genau so schlimm und groß, wie Du es empfindest und niemand außer Dir kann das bewerten.
(Ich hatte schon Sorge, Du findest meinen Vergleich mit den Kriegsversehrten total bescheuert und weit hergeholt. )
Körper und Seele getrennt voneinander zu betrachten, halte ich für falsch. Ich hatte das Thema gerade mit meinem Therapeuten. Ich denke, man muss es als Gesamtheit wahrnehmen, denn man sieht ja, dass körperliche Leiden Auswirkungen auf die Psyche haben; und seelisches Leid auch körperliche Beschwerden machen.
Es ist völlig unerheblich, was andere durchlebt haben, ich finde Deine Geschichte schlimm. Du warst jung, fern der Heimat, völlig allein gelassen von jedermann, dann die Diagnose und alles was danach kam. Ja, jeder hat seine Geschichte - und das ist Deine!
Man muss auf der Suche nach einer möglichen Ursache alle Gesichtspunkte mit einbeziehen und es steht absolut niemandem zu, zu bewerten, wie groß oder schlimm es sich für Dich anfühlen darf.
Ich rege mich gerade sehr über den Begriff des Mikrotraumas auf. Man merkt es vielleicht.
Fühl Dich gerade bitte mal umärmelt und gedrückt und suche Dir anstelle des Psychiaters bitte einen Psychotherapeuten, ich glaube da bist Du besser aufgehoben.
Liebe Grüße,
Iris
Rehsis
Broesel69
07.04.2018 00:00:28
Hallo zusammen,

hatte das Zittern auch, aber keinen wackelnden Kopf, dafür aber "zuckende" Augen.
Allerdings hatte ich diese Symptome vor der ersten OP 09/2017. Seitdem habe ich nur noch ein leichtes Zittern massgeblich in den Händen, wenn ich etwas halte oder bewegen will.
Vor oder nach der 2. OP ist auch nichts weiter auffälliges aufgetreten. Habe im Januar ein EEG machen lassen (nächste Woche kommt ein Neues), welches laut Neurologen auch unauffällig war.
Euch alles Gute !!!
LG
Marc
Broesel69
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