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amaryllis62

Liebe Mitglieder der Forums,

ich habe meine Tochter nach 1 Jahr intensivster Zeit durch ein Ponsgliom verloren. Sie ist vor 3 Monaten mit 19 Jahren gestorben. Alles ist so verändert und sie fehlt mir so sehr. Durch die lange und intensive Zeit mit ihr, falle ich gerade in so ein tiefes Loch. Meine Tage war en sehr ausgefüllt mit Klinikaufenthalten, ambulanten Arztterminen, Pflege und viele, viele sehr schöne Momente um mit ihr einfach die verbleibende Lebenszeit intensiv und schön nach ihren Bedürfnissen zu gestalten.
Sie hat mich so stark und selbstbewußt durch diese Zeit geführt. Erst jetzt (nach 3 Monaten) realisiere ich, was für ein immenser Kraftaufwand das war.
Wir waren in einer gut funktionierenden Maschinerie eingebunden und haben alle Therapien mit gemacht. Zuletzt Cilengitide und Temodal in unterschiedlichen Gaben. In diese Studie haben wir sehr viel Hoffnung reingelegt, da es aus schulmedizinischer Sicht ein letzter Versuch war. Leider hat das Cilengitide ausser ein akutes Nierenversagen nichts bewirkt. Doch auch das haben wir in den Griff bekommen.
Temodal - die letzte Waffe! Ja, ausser einer totalen Zerstörung der Blutwerte
keine Einwirkung auf den Tumor. Sie hat täglich über 6 Wochen Blutplasma und Leukozytentransfusionen bekommen. Der Tumor ist weiter gewachsen.
Ab irgendwann haben wir begriffen, dass wir uns intensiv mit dem Sterben und dem Tod auseinander setzen müssen.
Meine Tochter ist so bewußt mit diesem Thema umgegangen und hat uns so liebevoll und einfühlsam mit eingebunden. Wir haben ihr noch alles Wünsche erfüllen können und sie konnte zu Hause im Kreise ihrer Eltern, Schwestern und Freundinnen mit einem Lächeln in das andere Sein rüberwechseln.
Wichtig war für mich noch die Aussegnung bei uns im Hause. Die Pastorin hat sie wunderschön friedlich gestaltet.

Und nun heißt es für mich, in ein neues, völlig anderes Leben zu gehen. Was ist wichtig für mich und was unwichtig. Nach solch einem Weg erscheint vieles überflüssig und wenig sinnvoll. Mal sehen, wo es mich hinführt.

Liebe Leser, ihr helft mir durch eure Beiträge sehr und ich wünsche allen hier, ihren ganz eigenen Weg zu gehen. Medizin ist eines aber es gehört zur Lebensqualität noch viel mehr dazu: nämlich Liebe, Vertrauen und ein bedingungsloses Geben und Nehmen. Viel Kraft und Mut für alle Betroffenen und Angehörige.
Apropos Mut: es lohnt sich, mutig zu sein. Man kann mehr als man denkt.

Alles Liebe Amaryllis62 mit der bedingunglosen Liebe zu ihrer Tochter, die das weiß

gramyo

Liebe Amaryllis,

wie ich jetzt gerade deinen Beitrag gelesen habe, sind mir auch absolut die Tränen gekommen. Sie fließen immer noch leicht. Ja, ich kann dich vollkommen verstehen, mit dem Gefühl intensiver Zeit als auch mit dem immer klarer werdenden Verlust eines geliebten Menschen.

Jetzt werde ich auch wieder ruhiger , weil ich an den Baum in unserem kommunalen Ruhewald denke, wo seine Urne liegt, aber in keinster Weise er.

Ich habe das auch zu Hedi geschrieben. Userer Lieben sind in uns und um uns, sind in einer "Seelenverbindung" mit uns und helfen , das wir langsam wieder in ein "neues Leben" gehen.

Ich sage bewußt nicht ohne sie. Meiner Vorstellung nach, wandern sie einfach neben uns her und nehmen auf andere Weise teil.

Das ist mein Trost und dass ich täglich zum Baum gehe, meinen Kopf und meine Hand an die Buche lehne und Energie und Ruhe finde.

Vieles wird überflüssig. Da hast du recht. Wollte gerade eben die letzte Rechnung vom Pflegedienst einreichen, ist spät gekommen, aber lieber schreibe ich dir.

Ich habe das große Glück, das wir hier eine ausgebaute Scheune haben mit Werkstatt und kleinem Lädchen. Das werde ich umfunktionieren in ein Lädchen und Cafe als Treffpunkt von Krebskranken und Angehörigen und sensiblen Menschen. Das wird allerdings erst im September sein.

Dann lernen wir uns persönlich kennen und werden gemeinsam über unsere Lieben sprechen und Kraft und Hoffnung und auch Lebensfreude haben.

Das wünschen wir uns von Herze Gramyo und Mann in anderem "Sein"
der von dieser Idee wußte und sie "SEHR GUT" fand

PS. Jetzt gehe ich erst mal in den Garten und dann zum Baum

amaryllis62

Liebe Gramyo,
vielen Dank für Deine lieben Worten. Du sprichst mir sehr aus dem Herzen. Sie sind immer um uns herum und ich spüre die Anwesenheit meiner Tochter auch sehr deutlich.
Wie auch Dir, hilft mir der Buddhismus sehr und tröstet mich ungemein.
Das tibetische Buch vom Leben und Sterben begleitet mich nun schon geraume Zeit und tut einfach gut. Gerade auch wenn es um den Übergang ins andere Sein geht. Sehr tröstlich.

Trotz meiner Leere in mir habe ich genau wie Du Zukunftspläne. Ich möchte Onkopatienten als mobile Therapeutin zu Hause besuchen und genauso für sie dasein. Ebenso brauchen viele Patienten Unterstützung bei formellen Dingen wie Antrag zum Behindertenausweis, Transportkosten etc.
Auch ich möchte mein Wissen und die Erfahrung weitergeben.

Ich wünsche Dir ein gutes Auftanken an deinem Kraftbaum.
Liebe Grüße Amaryllis62

Jenny33

Du Liebe, mein Beileid über deinen Verlust, es muss so schwer sein sein eigenes Kind zu verlieren, aber ich bin dankbar, dass sie mit einem Lächeln gehen durfte.
Seit meiner Diagnose hat sich auch alles verändert, das ganze Leben ist nicht mehr wie es mal war und das Sterben wird zum täglichen Begleiter. Was mich aufrecht hält ist der glaube daran, dass das Leben hier nur ein Bruchteil dessen ist, was uns noch erwartet und dass letztendlich Gott unser Leben hier auf der Erde in seinen Händen hält und-so schwer das manchmal zu begreifen ist-auch über das Ende hier entscheidet. Manchmal bin ich richtig froh darüber, dass es die Möglichkeit habe die Monate/Jahre die mir bleiben ganz intensiv zu leben: da wird ein Tag/ ein Moment schnell mal zu einer kleinen Ewigkeit. Ich bin mir sicher, nein ich weiss, das wird uns alle wiedersehen werden und dass uns nach der kleinen Zwischenstation Erde Wunderbares erwartet. Das mag sich vielleicht fanatisch anhören, aber es ist meine Überzeugung und auch meine Sicherheit. Ohne Jesus und meinen Glauben an ihn könnte ich das hier alles nicht ertragen.
In diesem Sinne sei gewiss, du bist nie alleine-sie ist nur ein Stückchen vorausgegangen.
Gottes Segen!

Hedi

Liebe amaryllis62,

vor dem Grab seines Kindes stehen zu müssen, ist wohl das Schlimmste, was Eltern passieren kann. Es fehlen die Worte, es gibt keinen Trost. Ich glaube, dass nur die Zeit die Wunden langsam heilen kann, so dass aller Schmerz verblasst und wir uns nur noch an die schönen Dinge mit unserem Kind erinnern.

Auch mir wird erst jetzt so richtig klar, dass mein geliebtes Kind nicht mehr da ist.

Eine Freundin hat mir das Buch "Abschied ohne Ende" von Wolfgang Hermann, im Langen/Müller Verlag empfohlen. Ich habe es noch nicht gelesen, aber es soll genau das sein, was man fühlt, worüber man hadert und letztlich doch wieder abstürzt...

Ich wünsche dir, dass deine Kraft zurück kehrt und umarme dich ganz herzlich. Hedi

gramyo

Liebe Amaryllis,

einen friedvollen, schönen guten Morgen wünsche ich dir. Man kann hier durch das Schreiben im Forum , doch manche Gedanken und Vorstellungen vom "weiteren Leben" wirklich sehr schön austauschen.

Deine Vorstellungen, wie du deine Erfahrung mit der Krankheit "Hirntumor" und das "ins Licht Gehen" deiner Tochter ; anderen Menschen zu Gute kommen lassen willst, wie auch ich in anderer Art, ist sowohl eine Trauerbewältigung als auch eine gute Hilfe und Unterstützung für Betroffene. Das erlebe ich hier im Dorf, in dem ich wohne, schon jetzt.

Fühl dich lieb umarmt und verstanden

von Gramyo und ihrem Mann, der ja immer noch bei ihr ist , wie deine Tochter bei dir und alle lieben Lebenden bei uns, mit den anderen "im anderen "Sein " ja eine Einheit mit uns bilden

lotte98

Liebe amaryllis,
du hast so wunderbar geschrieben, das geht mir durch Mark und Knochen.
Die bedingungslose und wahre Liebe, die lernt man kennen, wenn man einen lieben Menschen in den Tod begleitet. Hier sind so viele Menschen, die diese Gefühle erfahren. Ich fühle mit allen Müttern mit, die ihre Kinder begraben mußten und die noch angstvoll um ihr Leben bangen.
Meine Tochter ist 1992 an Krebs gestorben, mit 16 Monaten. Was ist das für eine schwere Aufgabe, sein Kind auch in der allergrößten Not zu begleiten und zu beschützen. Du hast es so wunderbar gemacht und das wird dir auch Kraft für die Zukunft geben. Ich denke auch oft an die innigen Momente zurück und an das wunderschönste Lächeln in der Todesstunde.
Mir fällt es trotzdem schwer, die richtigen Worte zu finden und Trost zu spenden. Ein zweite mal würde ich das allerdings nicht durchstehen, deshalb muß meine zweite Tochter mich überleben. Gott sei Dank hat sie "nur " ein Astro1, aber leider inoperabel.

Fühl dich umarmt und gedrückt, unsere Kinder haben gewiß den schönsten Platz im Himmel und wer weiß, möglicherweise wandelt meine kleine schon wieder auf Erden herum.

Lotte














Fühl dich umarmt und gedrückt, unsere Kinder haben gewiß den schönsten Platz im Himmel

Tausendfüßler

Man kann gegen die Wellen der Trauer ankämpfen
oder sich von ihnen tragen lassen...........

Die unendliche Trauer, sie rettet uns vor dem Gefühl,etwas nicht getan zu haben.
So zu lieben ,und geliebt zu werden das erlöst uns.
Aufrichtige Anteilnahme euch ,die ihr hier so mutig berichtet,

Sie gehen uns voraus unsere Lieben,treten die Reise früher an,
wir werden ihnen folgen...............

LG
T.-F.




bubi

MEINE LIEBE
ICH HABE DEINEN BEITRAG GELESEN UND DEINE LIEBE ZU DEIN KIND ABER AUCH DEN SCHMERZ GEFÜHLT
MEIN AUFRICHTIGSTES BEILEID ZUM VERLUST DEINES KINDES
EGAL WIE ALT SIE SIND ICH GLAUBE DAS DER VERLUST EINES KINDES EIN MUTTERHERZ ZERSPRING
DAS WAS DU ERLEBT HAST BEÄNSTIGT MICH ABER GIBT MIR MUT UM MEIN KIND ZU KÄMPFEN
AUCH WEN DAS BLÖD KLINGT
KOPF OCH DEIN KIND WILL BESTIMMT DICH NICHT IN EIN LOCH SEHEN
KLAMMER DICH AN EURE ZEIT DIE IHR HATTET

bubi

DIESE KANN DIR NIX UND NIEMAND NEHMEN
WIE DER TUMOR DEIN KIND
ICH LEIDE MIT DIR UND HOFFE DAS DICH DEINE FAMILIE UND DIE LIEBE ZU DEINER TOCHTER DICH AUFFÄNGT
LG MAGDA

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