Kraftsport und Chemo?

FRAGE: Welche Auswirkungen haben Kraftsport UND Vollzeit-Arbeit bei Temodal?

Dazu: Wir haben folgende Situation: unser erwachsener Sohn (Astro III, OP Ende September, Chemo mit Temodal 8 Zyklen) ist jetzt im 2. Zyklus. Seine Leukos und Thrombos werden von Woche zu Woche weniger, inzwischen ist er bei 4600 Leukos und 173 Thrombos, also noch im Normbereich, aber es geht bis jetzt von Anfang an von Woche zu Woche weiter runter und bis jetzt hat das noch kein Arzt mit ihm thematisiert, sondern nur ich.
Unser Sohn macht seit Mitte November wieder Kraftsport (Muskelaufbau) und arbeitet inzwischen mit Hamburger Modell auch wieder Vollzeit.
In meiner Zeit in der Onkologie als Krankenschwester haben die Patienten zwar Sport gemacht, aber nie Kraftsport, davon wurde immer abgeraten. Ist das heute noch genau so?

Wenn bei Patienten die Werte schlechter wurden, aber noch im Normbereich waren, haben wir früher in der Onkologie gemeinsam mit ihnen geschaut, ob sie genug Ruhe in ihrem leben haben, dazu Bewegung an frischer Luft und gesunde Ernährung, so lange die Werte noch im Normbereich liegen.

Das hängt vom Ausmaß der Belastung ab.
Einem Muskelabbau durch Krafttraining entgegenzuwirken, ist sicher nicht verkehrt.
In Zeiten, in denen beispielsweise die Leber belastet wird, ist eine starke Anstrengung nicht gut.

Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka

Danke für die Rückmeldung, Herr Prof. Dr. Mursch.
Unser Sohn macht den Kraftsport nicht, um einem Muskelbau entgegen zu wirken, sondern um seine Muskeln weiter aufzubauen (Bodybuilding seit ca. 5 Jahren) - und das macht meinem Mann und mir wirklich Sorgen.

Bis zu einer mittleren Belastung ist Sport für Tumorpatienten auf jeden Fall zu empfehlen. Dafür gibt es zunehmend Studien, die einen positiven Effekt nachweisen. Von Maximalbelastungen würde ich auch abraten - obwohl wir dafür vermutlich keine Daten haben. Ein normaler Sportler sollte seine Leistungsgrenzen eigentlich gut einschätzen können.

Prof. Dr. med. Herwig Strik
Neurologie Uni Marburg

Danke für diese Antwort, Herr Prof. Dr. med. Herwig Strik.
So kenne ich das auch: bis zu einer mittleren Belastung ist Sport für Tumorpatienten zu empfehlen, aber keine Maximalbelastungen, so, wie es unser Sohn leider macht mit seinem Bodybuilding.