Susanne[a]
Vor einiger Zeit berichtete ich hier über meine Schwiegermutti, die mit 71 Jahren an einem Glioblastom erkrankt ist. Ich habe über diese Seiten sehr viel Zuspruch, sehr viel Mut aber auch Ernüchterung erfahren und dafür danke ich allen Betroffenen.
Ich möchte Euch heute, Anfang September 2001, mitteilen, wo wir momentan stehen, ich denke, es ist wichtig für alle, den es ähnlich geht:
im Jahr 1989: Mutti erkrankt mit 60 Jahren an Darmkrebs, der operativ entfernt wird, Metastasen auf der Leber; Chemotherapie, regelmäßige Kontrolle - ich erwähne das, weil ich nicht sicher bin, ob nicht doch ein Zusammenhang zur heutigen Erkrankung besteht.
im März 2001: Mutti vergisst immer mehr, sie ist sehr müde, sieht schlecht und hört fast nichts mehr - sie ist auffällig anders als sonst, doch geht auch auf Rat von Freunden und Familie nicht zum Arzt
im April 2001: überredet: sie geht zu Augen- und Ohrenarzt; Hörgeräteakustiker meint, dass sie Verlust des Verstehens hat, der schwerer wiegt als der Verlust des Gehöres.
im Mai 2001: Schlaganfall am 18.5.01; nach wenigen Tagen stellt man fest, dass es kein Schlafanfall gewesen sein kann, Krampfanfälle häufen sich; Diagnose nach MRT und CT: Hirntumor, vorauss. Astrozytom
im Juni 2001: nach stereotakt. Biopsie der Endbefund: diffus wachsendes Glioblastom mit frischen Einblutungen; keine Bestrahlung, keine Chemotherapie, keine OP mehr möglich. Es ist zu spät
Ich habe daraufhin 4 andere Meinungen eingeholt, bis in USA. Keine Hilfe. Mutti erhält neben ihren Blutdruck- und Herzmedikamenten sowie Schlaftabletten (sie ist sehr unruhig) nur Fortecortin.
im Juli 2001: sie ist gut ansprechbar, beweglich, braucht wenig Hilfe. Manchmal ist sie sehr "durcheinander", hat kaum Kurzzeiterinnerung, isst dauernd und viel
im August 2001: sie verliert immer mehr an Bewegungsfreiheit; hat kaum Erinnerung, weiß nicht ,dass sie gerade erst gegessen hat und wer wir sind.
im September 2001: sie ist halbseitig gelähmt. Sie hat starke Sprachschwierigkeiten, isst kaum noch etwas, schläft viel, teilweise kurze Bewußtlosigkeit, aber: sie erinnert sich an alles, was lange her ist und auch an das, was gestern passiert ist, sie kennt uns, sie weint viel.
Wie soll das weitergehen? Dürfen wir einfach so zusehen, wer kann denn helfen, ich bin so unendlich traurig, dass ich nichts tun kann, dass es niemanden gibt, der helfen kann.
Dass wir einfach so abwarten sollen. Wir haben Angst, wie lange wir das zu Hause machen können. Wir tragen Sie manchmal (100 kg), wenn sie gefallen ist, doch wie lange können wir das leisten?
Ich will diejenigen, die dieses Stadium nicht erreicht haben - und hoffentlich nie erreichen werden - nicht schrecken, doch ohne eine Therapie ist das wohl der Weg, den wir gehen müssen.
Wer kennt dieses Stadium und wer kann mir sagen, wie es weitergeht???????????
Danke Euch allen und unendlich viel Kraft und Liebe!!!