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pietra

Guten Morgen - ich pflege zur Zeit meinen Mann und bin seit vier Wochen krankgeschrieben. Ich fühle mich co-krank, habe Schlafstörungen, Durchfall - die Arbeit ist ganz weit weg. Heute gehe ich wieder zu meiner Ärztin.

Hat jemand von Euch ähnliche Erfahrungen - wie lange kann der Arzt krankschreiben und verstehen Arbeitgeber die Situation?

Tausendfüßler

hallo pietra
du kannst dich krankschreiben lassen,jeder Hausarzt oder ein Psychologe
wird dir das gewähren.
Da ich deinen Arbeitgeber nicht kenne,,,,leider haben die nicht unbedingt Verständnis für kranke Ehepartner ,so hat meine Frau es erlebt, ist es nicht unbedingt ratsam ,zu informieren.
Ich wünsche dir eine gute Lösung
Herzlich
T.-F.

mona

Hallo pietra,es gibt auch ab und zu nette Arbeitgeber und kenne jemand die soviel zeit bekommen hat wie sie benötigt.Lg mona

amaryllis62

Liebe pietra,

ich kann gut nachfühlen, wie Du Dich als Pflegende fühlst. Ich habe meine Tochter über ein Jahr gepflegt und es ist eine überaus intensive aber auch sehr anstrengende Zeit. Nicht nur die Pflege erschöpft einen sondern auch das eigene Nervenkostüm leidet erheblich. Einfach die ständigen Sorgen, das Kümmern etc.
Auch ich bin voll berufstätig gewesen. Ein Hausarzt kann Dich immer nur max. 2 Wochen krankschreiben. Ich bin in psychoonkologischer Betreuung bei einer Psychotherapeutin. Sie kann Dich viel länger krankschreiben.
Nach 6 Wochen bekommst du Krankengeld über die Krankenkasse.

Meiner Meinung nach lohnt es sich, diesen Weg zu gehen um möglichst viel Zeit miteinander zu verbringen. Egal wie der Arbeitgeber dies sieht.

Liebe Grüße amaryllis62

MarionS1971

Hallo Pietra,

ich habe meinen verstorbenen Mann seit der Diagnosestellung letztes Jahr im April begleitet und gepflegt und bin seit dem ersten Tag krankgeschrieben.... Meine Hausärztin hat mich mehr als 2 Wochen krankgeschrieben und schreibt mich nach wie vor im Wechsel mit meiner Neurologin krank.... Ich habe sehr verständnissvolle und menschliche Ärzte und beide haben im Einklang gesagt : Bis zum bitteren Ende !! Nachdem mein Mann verstorben ist, habe eine Reha von 4 Wochen bewilligt bekommen, die nächste Woche beginnt.... Danach fange ich dann mit Wiedereingliederung an.... Alles in allem werde ich dann also mindestens 15 Monate krankgeschrieben gewesen sein.... Mein AG hat auch keinen Stress gemacht und war sehr einfühlsam....

Liebe Grüße
Marion

pietra

Danke für die vielen ausführlichen Antworten. Heute morgen war ich bei der Ärztin (Allgemeinmedizin) und sie hat mich wiederum für die nächsten vier Wochen krankgeschrieben. Hoffentlich hat auch mein AG dafür Verständnis, aber darauf kann man keine Rücksicht nehmen, denn man ist ja auch wirklich und tatsächlich krank. Auch wenn ich schreibe, ich genieße die Stunden und Momente - dennoch kann ich nicht in die alltägliche Berufsroutine übergleiten. Danke, dass Ihr das auch so seht und mich bzw. wir uns verstehen.
Liebe Grüße Petra

Aivlis

Liebe Pietra,
ich entscheide immer wieder aufs Neue. Als mein Mann vor gut 2 Jahren am Glioblastom erkrankte und in den ersten Monaten sehr viel in der Klinik war (Ausschlussdiagnose, OP, septischer Schock, Frühreha), habe ich Vollzeit weitergearbeitet und mich bei Bedarf immer wieder krankschreiben lassen. Wie Du sagst: Man ist ja auch krank (angeschlagenes Nervenkostüm, akutes Belastungssyndrom). Mein Ziel war immer, die Krankheit meines Mannes in den Alltag einzubauen. Geht natürlich nur bedingt. Ich wollte mir einfach immer wieder vor Augen führen, dass diese Krankheit uns durchaus 10 Jahre begleiten kann. Wunder gibt es ja bekanntlich immer wieder. Im ersten Jahr der Krankheit bin ich so insgesamt auf über 6 Wochen Krankschreibung gekommen. Im vergangenen Jahr habe ich meine Arbeitszeit auf 3/4 reduziert und habe so Druck rausgenommen. Derzeit bin ich wieder einmal in Krankheit. Sobald ein zusätzliches Belastungspaket hinzukommt (in diesem Fall die Renovierung der unteren Etage unseres Hauses), flattern meine Nerven und ich breche durchaus wegen eines umgestürzten Wasserglases in Tränen aus. Mein Hausarzt hat für meine Bitte um Auszeiten volles Verständnis. In seinen Augen bewältige ich eine Herkulesaufgabe. Zum Glück habe ich zudem einen ausgesprochen empathischen Chef, der mich seit Anbeginn der Krankheit meines Mannes verständnisvoll begleitet.
Viele Grüße und viel Kraft, Aivlis.

pietra

Liebe Aivilis - vielen Dank auch für Deine lieben Worte und Deine Unterstützung. Du hast einen mitfühlenden Chef? - Ja, den habe ich glaube ich auch - d.h. ich habe eigentlich gleich fünf Chefs und meinen Kolleginnen fehle ich natürlich auch. Aber für einen Härtefall gibt es Lösungen, deshalb geht die Welt nicht unter, zumal man mich jederzeit anrufen könnte. Aber es herrscht ein gefühltes "Ich-weiß-nicht-was-ich-sagen-Soll". Auch unsere Clubkameraden aus dem Segelclub melden sich fast gar nicht; eine treue Seele ist allerdings wöchentlich besorgt und schildet den Alltag im Segelclub, das finde ich rührend.
Bei uns scheint es bezüglich der Krankheit kein Wunder zu geben, sie schlägt zu, giert mit großen Schritten, vermehrt sich rasant und gibt nicht auf. Früher hätten wir gesagt, wir müssen kämpfen. Das ist aber nicht richtig. Es ist kein Kampf, es ist ein sich innerlich körperlich aktivieren gegen eine Macht, die Raum fordert. Wir akzeptieren und versuchen, den bestmöglichen Weg zu finden. Heute Nacht war es wiedermal sehr schwer und ich fühle mich gerade ganz schön traurig und angeschlagen. Die starke Schulter meines Mannes wird mich wahrscheinlich nachher wieder auf die Beine bringen. Auch wenn er nur noch liegen kann, manchmal verwirrt ist usw. - er gibt mir unendlich viel Kraft durch seine Liebe.

Dass Dich ein umgestürztes Wasserglas zum Weinen bringen kann, kann ich nachvollziehen.

Euch allen viel Kraft und Liebe - Eure Petra

Tausendfüßler

liebe Pietra
so wie du es beschreibst ,scheint es sehr ernst zu sein ,nutze die Zeit mit deinem Mann,
die Ärzte sind sehr verständnisvoll ,das haben wir erlebt.Meine Frau war während der Bestrahlung und Chemo ,inclusive Hyperthermie immer an meiner Seite,sie hätte es gar nicht ausgehalten, nicht bei mir zu sein.
Laut den Ärzten durfte ich nicht einen Schritt alleine tun, Taxi hätte mir zugestanden, aber SIE wollte bei mir sein ...........wie unendlich dankbar ich war und bin ,nicht allein gewesen zu sein ,ist kaum in Worte zu fassen.
Zur Zeit bin ich in guter Verfassung, aber ich weiß,was kommt.sehr genau.
Nimm dir die Zeit, wenn deine Chefs nett sind um so besser.
Dass der Segelclub sich so zurückhält ,es ist das Unfassbare ,das nicht glauben wollen ,das kenne ich zur Genüge,um so schöner,dass da einer ist ,der den Kontakt aufrecht hält.
Allen die in der gleichen Situation sind ,zu begleiten wünsche ich die Kraft es auszuhalten es kommt die Zeit ,da hat man als Betroffener nur noch SIE,
meine Frau weint manch stille Träne ,wenn sie glaubt ,ich bekomme es nicht mit, sie geht zum Sport ,powert ab beim Karate, es muss sehr schwer sein ,
es tut mir so leid ,dass ich mit der Erkrankung unser Leben so verändert
habe.
LG
mitfühlend
T.-F.

gramyo

liebe Petra,

ein vom Herzen kommendes Mitgefühl für dich und deinen geliebten Mann. Ja, man wandelt zwischen absoluter Trauer und Schmerz und dann den wunderbaren, zwar kurzen Zeiten des so glücklichen Zusammenseins , hin und her.

Es ist eine hochenergetische , aber auch kräftezehrende Zeit.Man lauscht auf den Atem, in der Nacht Es ist wie die Zeit, wo unsere Kinder klein waren und wir für sie da waren mit all unser Liebe.

Ich kann dir nur sagen, dass diese Zeit , die du jetzt für ihn hast und dir auch absolut zusteht, dich später ungemein trösten wird.

Es gibt da noch eine Erfahrung, die ich dir und allen anderen zum nachdenken sagen möchte.

Ein Baum ist so ungemein tröstlich, lebendig. Wenn man ihn umarmt , oder den Kopf und die Hand auf den Stamm legt, geht etwas lebendiges, energetisches auf ein über, meine ich. Für mich ist es die Energie meines Mannes.

Zur Entschuldigung des Segelclubs muss man leider sagen, Krebs und der Tod sind in unserer Gesellschaft häufig immer noch Tabuthemen.

Wir hatten hier einen Bekannten, dann wurde er aber zum Freund, der immer kam, bevor er seine Kneipe aufmachte und Burkard einfach so seinen Tagesablauf erzählte. Es war ganz berührend.

Ihr beiden, fühlt euch von uns umarmt und mit
Liebe und Trost beschenkt
Gramyo und ihr Mann in anderem "Sein" und doch so nah

Aivlis

Liebe Pietra,
Du armes Wesen ... ich fühle so sehr mit Dir ... Es ist unglaublich, was Du derzeit leistest. Ja, die Liebe ... Sie gibt Kraft und ein Sich-Fügen kann manchmal leichter sein und deshalb mehr Kräfte aktivieren als ein Gegen-an-Kämpfen ... Sei Dir sicher: Viele liebe Menschen hier aus diesem Forum wissen, um was es geht. Auch mein Mann und ich machen seit der Diagnosestellung die Erfahrung, dass sich viele nahe geglaubte Menschen zurückziehen und abwenden. "Mauern werden dicker". Das ist das Erleben von trauernden Menschen. Und doch tauchen plötzlich andere Menschen auf, die verstehen und mit denen man tiefe Beziehungen aufbauen kann. Und darum geht's doch letztlich in unserem menschlichen Sein: Liebe und Verständnis und das Leben im Jetzt.
Fühle Dich umarmt von Aivlis.

pietra

Nochmals vielen lieben Dank für die mitfühlenden Worte - sie tun mir wirklich gut, ich bin sehr froh (ich wiederhole mich gerade - aber egal), dass es dieses Forum mit diesen wunderbaren Menschen gibt.

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