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Sabine83

Liebe alle, welche eine OP hinter sich gebracht haben,

Wie lange danach seid ihr wieder fit im Denken gewesen und fit für die Arbeit? Bzw wie lange krankgeschrieben?

Ich arbeite in einer Beratung und muss dann wieder klar denken können, wenn ich zurückkehre.

Meningeom gutartig, okzipital, ca 2 cm, angrenzend am Sehzentrum und der Sinusvene. Grössenstabil seit Zufallsbefund vor 3 Jahren. Keine Symptome. Man hat mir empfohlen es zu entfernen, weil es jetzt einfach zu entfernen sei und später Evtl nicht mehr.

Ich habe Angst vor der OP, dass ich nicht wie die Ärzte sagen nach 2-4 Wochen wieder fit bin. Ich habe Angst vor evtl OP Risiken. Ich habe Angst davor, dass es mich aus meiner beruflichen Laufbahn raushaut, welche für mich sehr wichtig ist.

Wie ist es euch ergangen? Wie lange habt ihr nach der OP gebraucht um wieder Kopf fit zu sein?

Liebe Grüße
Sabine

TumorP

Hallo Sabine,
in 2 - 4 Wochen "fit". Naja, ich würde sagen, Du kannst Dich / den Haushalt dann wahrscheinlich selbst "versorgen". Aber fit und arbeitsfähig? Tu Dir die Ruhe an, bevor ggf. die Belastung zu groß wird. Ein Rückfall wegen "Erschöpfung" dauert wohl länger.
Viele Grüße

Lissie 38

Ich wurde bestrahlt und war nur an dem einen Tag krank geschrieben. Nächster tag normal auf Arbeit und das war gut so.

Mego13

Liebe Sabine,

lass Dir bitte Zeit. Ehrlicherweise kann Dir niemand sagen, wie schnell Du nach so einer OP wieder fit und vor allen Dingen auch belastbar bist. Mir hatte man immer 2 - 3 Monate gesagt und das war viel zu positiv geschätzt. Dazu muss man sagen, dass ich vor der OP selbständig war, mit einer Durchschnittsbelastung von 70 / 80 Stunden pro Woche und sehr sportlich (Halbmarathon- und Treppenläuferin).

Ich hatte insgesamt nur einen Krankenhausaufenthalt von 4,5 Tagen. Aber fit, nicht wirklich. Ich würde Dir auch dringend zu einer AHB raten, die hat man mir erfolgreich ausgeredet, weil ich körperlich so fit war.

Von nur 2 - 4 Wochen zu sprechen, finde ich eine Frechheit, weil es falsche Hoffnungen weckt.

Dazu muss man auch sagen, dass ich vor der Entdeckung des Tumors keinerlei Einschränkungen hatte. Gut, ich habe seit meinem 5 Lebensjahr schwere Migräneanfälle mit Auren. Aber meistens nur einige wenige im Jahr, also konnte ich gut damit leben.

Durch die MRT-Bilder lässt sich der Tumortyp und WHO-Grad zwar einschätzen. Wirklich treffende genaue Aussagen, sind aber erst nach der OP und der Gewebeanalyse zu geben

Aber erstmal alles, alles Gute für Deine OP

LG
Mego

KaSy

Liebe Sabine83,
Vor meiner 3. Meningeom-OP (anaplastisch = WHO III) hatte mir ein zwischenzeitlich aktiver Chefarzt auch erklärt, ich könne 2 Wochen nach der Entlassung wieder arbeiten gehen. Von AHB war keine Rede und drei Tage nach der OP wurde ich - körperlich (im Krankenhaus) fit - entlassen.

Ich habe diesem Arzt nur halb geglaubt, war ich doch nach der ersten OP und zweiten OP mit Nachbestrahlung 6 bzw. 9 Monate zuhause geblieben, bevor ich mich 6 Monate lang wieder schrittweise einarbeitete.

Aber halb habe ich ihm leider geglaubt.

Ich blieb zwei Monate zuhause, begann langsam mit der Wiedereinarbeitung, aber nur drei Monate, die sich dann auf vier Monate verlängerten, weil ich es einfach nicht so gut schaffte.

Hinzu kam, dass ich eine neue, sehr gute Hausärztin hatte, die mich noch nicht so gut kannte wie meine bisherige sehr gute Hausärztin. Sie wollte mir mit Antidepressiva helfen und ich nahm das an, anstatt selbst zu entscheiden, wieder völlig aus der Arbeit auszusteigen.

Das rächte sich dann später. Nach weiteren drei Monaten war ich durch diese permanente Überforderung so kaputt, dass ich das erste Mal in meinem Leben aus psychischen Gründen krank geschrieben werden musste. Wochenlang!


Es ist selten, dass jemand nach einer OP am Gehirn nach 2- 4 Wochen wieder fit zur Arbeit gehen kann. Selbst nach einer Blinddarm-OP bleibt man 6 Wochen zu Hause.
Der Neurochirurg, der eine solche Zeitangabe macht, geht nur davon aus, dass er den Tumor schön herausbekomnt, alles wieder schick zunäht und dann ist aus seiner Sicht das Organ wieder heil und der Mensch auch.
Aber das Gehirn ist kein Blinddarm oder ein gebrochener Arm.
Es ist unser Gehirn!
Das ärgert sich über jede Störung, erst recht, wenn in ihm "herumgefummelt" wird. (Das Wort "ärgern" nannten mir mehrere Neurochirurgen.)

Plane also für die Zeit nach der OP eine längere Auszeit von der Arbeit ein.

Dass Du Angst vor der OP hast, ist "normal", aber die Angst vor der Zerstörungen, die der Tumor Deinem Gehirn antun kann, wenn er wächst, sollte größer sein.

Die Neurochirurgen können das sehr gut.

Überlegen würde ich an Deiner Stelle, ob Du diesen Neurochirurgen noch einmal fragst, wie lange es danach wirklich dauern könnte oder ob Du lieber einen anderen wählst, der Dein Gehirn nicht als separates Organ, sondern Dich als Gesamtpersönlichkeit mit einem denkenden und fühlenden Gehirn betrachtet. Aber vielleicht ist der erste auch ein "Fachidiot" im besten Wortsinn, der völlig korrekt arbeitet.

Wie lange Du danach zu Hause bleibst, entscheidet ja nicht der Neurochirurg, sondern Du gemeinsam mit Deinem Hausarzt.

Aber wenn der Neurochirurg schon eine solche Zeit angibt, dann sollte sie einigermaßen stimmen.

Ich war meinem ersten Neurochirurgen im Nachhinein sehr dankbar, weil er mir außer dem Schock "Hirntumor und OP" den zweiten Schock "Sie bleiben danach ein halbes Jahr zu Hause und fangen dann ganz langsam an zu arbeiten." verpasste.
Er hatte recht.

KaSy

Sabine83

Liebe Mego

Was hattest du genau und wo? Meine Frage ebenfalls auch weil ich oft 70-80 Std pro Woche arbeite.

Viele Grüße
Michaels

Sabine83

Liebe KaSy

Was war es genau und wo lag es? Welche Gehirnfunktionen liegen dort in der Nähe?

Es erschreckt mich gerade diese Aussage von dir und den anderen.

Reha wurde abgeraten weil ich mich dann krank fühlen würde weil umgeben wäre von Leuten die kränker sind als ich.

Waren die top 3 Kliniken dafür - bin wirklich in guten Händen aber glaube auch dass die Sicht des Chrirurgen natürlich eine andere ist als der Weg nach der OP der noch zu gehen ist wovon der Chirurg nichts mitbekommt.

Liebe Grüße und herzlichen Dank für deine so detaillierten und netten Antworten

Sabine83

Lieber TumorP

Was war das genau, machte es damals schon Symptome? Welche Gehirnfunktionen waren at Risk?

Ich bin nach der OP allein zuhause. Gehe davon aus dass das auch geht. Dh du denkst dass man nach der OP nicht alleine zuhause sein kann?

Mego13

Liebe Michaela,

ich hatte ein Oligodendrogliom II, rechts postzentral, also im Sprachzentrum gelegen. Die Auswirkungen war eine Dysarthrie , die sich aber schnell wieder erledigt hatte, weil ich selber Kommunikations- und Stimmtrainerin bin und mit mir auch viel selber trainieren konnte. Daneben hatte ich zur Sicherheit 3 Sitzungen bei einer Sprachtherapeutin.

Was bei mir erschwerend hinzukam war, dass mein Vater lebensbedrohlich erkrankte, als ich gerade 2 Tage Zuhause war. Das heißt, ich konnte mich Null ausruhen und nicht schlafen. Nach 4 Wochen "musste" ich am Computer arbeiten, was pures Gift für die Gesundung war und telefonische Kundengespräche führen.

Entdeckung des Tumors war Ende Mai 2019 / Wach-Op Anfang Juni 2019.

Bis Ende Juli 2019 ging man davon aus, dass man den Tumor komplett entfernt hatte. Dann kam ein schwerer Epilepsieanfall mit Erschlaffung der Atemmuskulatur. Bis Ende September 2019 kam dann die Entscheidung weitere Therapien - Bestrahlung und Chemo - einzusetzen.

Ich kann nicht sagen, wie sich meine Arbeitsfähigkeit entwickelt hätte, wenn ich diese weiteren Therapien nicht bekommen hätte.

Aber eines weiß ich, wenn ich wieder die Wahl hätte, würde ich definitiv eine AHB wählen. Gut, dass mein Vater auch noch schwer krank wurde, hat niemand ahnen können. Aber auch ohne diesen "Schicksalsschlag" wäre ich auf keinen Fall fit gewesen.

Mein Mann ist auch selbständig. Er war genauso fit wie ich vor zwei Jahren. Meine ganze Krankheitsgeschichte hat ihn derartig stark belastet, dass auch ihm die Arbeit wesentlich schwerer fällt als früher, obwohl sein Hirn nicht "geärgert" wurde. Obwohl er genauso wie ich schon in der Schulzeit und Studium viele Nebenjobs hatte und auch ein hohes Arbeitspensum gewohnt ist.

LG
Mego

Mego13

Liebe Michaela,

ich habe gerade gelesen, dass Du nach der OP alleine Zuhause bist. Besorge Dir so viel Hilfe, wie Du sie bekommen kannst. Besser zu viel betüdeln lassen, als zu wenig.

Bei mir war das keine Diskussion, weil mein Tumor durch einen Grand Mal Anfall entdeckt wurde, bei dem mein Mann mich reanimieren musste.

Allerdings hatte meine Zimmernachbarin eine "harmlose" Meningeom - OP, WHO I. Auch sie brauchte Zuhause definitiv Hilfe. (Kochen, Haushalt) Nach zwei Wochen bekam sie auch unerwartet epileptische Anfälle. Das muss absolut nicht sein, aber die OP-Verletzung bildet eine Risiko.

Was nicht heißt, die OP nicht zu machen. Denn der Tumor selber kann auch auf Dauer das Anfallsrisiko steigern und wichtige Hirnstrukturen infiltrieren ode verdrängen.

Du schreibst an Kasy, dass Dich unsere Antworten erschrecken. Meine zweite Neurochirurgin, die mich durch die Chemo begleitet hat, meinte mal, dass viele Kollegen grob gesagt von der Formel ausgehen: Kopf operiert = deutliche gesundheitliche Verbesserung. Was auch stimmt, wenn man die Gefahr des Tumors bedenkt, aber nicht wenn man auf die Gesamtsituation blickt.
Ärzte dürfen nicht lügen, aber sie müssen Dir auch nicht den knallharten Umfang und jede mögliche Negativerfahrunh sagen, wenn Du nicht fragst. Zum Beispiel habe ich meine Strahlentherapeutin gefragt, wie lange ich Kopfschmerzen nach der Bestrahlung an der behandelnden Stelle haben werde . Ihre Antwort war, mindestens 2 bis 3 Jahre. Mein Umfeld war teilweise so entsetzt, dass sie mir das so ehrlich gesagt hat. Ich bin ihr heute noch dankbar, dass sie mich so sehr auf Augenhöhe behandelt hat. Viele Patienten würden aber fast schon einen "Nocebo" - Effekt bekommen, wenn sie das in solcher Klarheit erfahren. Da muss aber auch jeder seinen eigenen Weg und Umgang finden

LG
Mego

TumorP

Hallo Sabine83,
einige Wochen hatte meine Frau so "mal" Kopfschmerzen. Da wird meist ein Grund gefunden, evtl. eine Tablette genommen. Dann kribbelte es mal mehr mal weniger im linken Bein. Habe gesagt, "das Alter (54) wird die Bandscheibe sein. Dann kribbelte es mal mehr / weniger im linken Arm. Meine Frau meinte (Herz?) ich sagte die Halswirbelsäule / das "Alter". Dann kribbelte es links im Gesicht. Da das Herz entsprechend "vorbelastet" ist, ging nun alles recht schnell.
Verdacht auf einen drohenden Schlaganfall.
Mittwoch Hausarzt - Freitag CT - - der "super" Neurologe sagte sie haben einen Tumor im Kopf, (4,8 cm x 4,2 cm x 2,8 cm) alles weitere besprechen sie mit der Hausärztin, (am Freitag...).
Er faxt den Bericht - nix wie hin.... Montag MRT mit Kontrastmittel. Ging am Freitag wegen fehlender Blutwerte nicht.
Habe für Donnerstag beim NC einen Gesprächs / Besichtigungstermin bekommen - Donnerstag darauf im Krankenhaus - Freitag OP -19 Tage Aufenthalt - es gab so "einige Nebenwirkungen" - 1,5 Wochen später zur AHB.

SECHS MONATE NACH DER OP - so wie früher wieder ABFAHRTSSKI auf 2000 m. Die Kondition war NOCH nicht ganz wieder da - die Trainingszeit fehlte.

7 Wochen nach dem Urlaub / 7 Monate nach der OP der 1. Anfall - ein Status über 80 Minuten!!! Wollte gerade zur Arbeit, hatte Jacke und Schuhe schon an. Hilfe holen / rufen hätte meine Frau nur schwer - wenn überhaupt geschafft. Ca. 1,5 Jahre lang Anfälle in verschiedenen Abständen und Stärken und Längen - 1 x wieder mit Notarzt.... Medi hoch / runter / Wechsel usw..
Nun seit 4 Jahren und 8,5 Monaten anfallsfrei. Nebenwirkungen der Medis,... jedoch besser als Anfälle.
Vorsichtshalber geht meine Frau seit den Anfällen (es sind noch andere schwere Erkrankungen vor 3 Jahren hinzugekommen nur mit entsprechender "Halskette" und Notrufhandy (1x drücken) allein aus dem Haus.
Ja es gab viele "Überraschungen". Ski fahren - Fahrrad fahren ist seit den Anfällen nicht mehr. Noch 2 x probiert, jedoch nach wenigen Metern mehrfach gestürzt (nichts passiert). Nebenwirkungen der Tabletten - also spazieren gehen.

Wollte Dir keine Angst machen. Jedoch sollte man doch so einiges vorher durchspielen. Gut wenn nur Gutes geschieht.
Fragen aufschreiben - und den Dr. immer fragen - vergessen kommt von allein.
Viele Grüße

TumorP

Hallo Sabine,
lese gerade den Kommentar von Mego. Vor 3 Jahren gab es "eine" Situation, da war das vorbeschriebene von mir "Pille Palle.
Innerhalb von 42 Stunden wurde meine Frau durch 3 Krankenhäuser geschleust. In das 1. langsam mit Krankenwagen. 5 !!!! Ärzte / innen untersuchten einschl. CT. Einstimmige Diagnose SOFORT operieren, aber kein Bettchen frei.
In 4 umliegenden großen (!!!) Krankenhäusern waren die Intensivbetten auch voll. Da gabe es noch kein Corona....

Nr. 5 war frei - (4,5 Stunden nach Einlieferung) mit Musik und Beleuchtung und Notarztbegleitung ging es Nachts über die Autobahn.....
Dort sagte man "Nja" zur Diagnose, aber OP NEIN weil..... Ab auf Intensiv... 35 Stunden später - sie müssen damit rechnen, dass Ihre Frau innerhalb der nächsten Stunden )( oder wenige Tage) stirbt - Überlebenschance unter 10%!!!!!!!
Intensiv usw. war nicht "so gut ausgerüstet". (150 km Hubschrauber würde sie nicht überleben). Intensivtransport bestellt - aber kein Notarzt frei! In einer anderen Stadt "ein paar Kilometer weiter" Intensivtransport und Notarzt bestellt - ab in ein großes Krankenhaus.
Gleiche Aussage (wegen der 10%) die nach einigen Tagen nochmals wiederholt wurde....
Nach "anstrengender" traumatischer Zeit - mehreren OP - ist sie nach ca. 1 Jahr wieder "auf den Beinen. Sie lebt. Unter anderem (!!!) dem Dr. im Krankenhaus Nr. 2 sind wir sehr dankbar. Wir haben uns nach ca. 1,5 Jahren bei Ihm persönlich bedankt. Er erinnerte sich sehr gut, denn "so ein Intensivtransport" fährt vor seinem Krankenhaus nicht jeden Tag vor.

Ach übrigens die Diagnose im Krankenhaus 1 war total falsch. Wurde im Krankenhaus 2 (erst teilweise) und Krankenhaus 3 sofort bestätigt.

Dass soll kein Vorwurf an "die Dr. sein!

Vor 60 Jahren wurde meine Mutter auch das falsch Bein operiert. Bei mir wollte man (vor 31 Jahren) das Knie operieren, war jedoch wegen des Rückens im Krankenhaus. Ich stand aber wegen des Knie auf dem OP Plan. Immer schön aufpassen und auch mal fragen, rechts oder links.

Viele Grüße

Sabine83

Ich danke euch vielmals, dass ihr eure Erfahrungen teilt.

Werde einen neuen Thread aufmachen, sobald ich mit meiner Faktensammlung fertig bin und meine Gedanken zu OP ja/nein teilen. Wenn schon Symptome da sind hat man wohl keine Wahl. Wenn man noch keine hat hat man die schöne Möglichkeit das Ding, wenn gut gelegen, relativ unkompliziert entfernen zu lassen. Jeder hat eine ganz individuelle Situation und wie der Körper damit umgeht. Evtl mache ich mir zu viele Gedanken und Sorgen. Ich will nur sicherstellen, dass ich alle Infos berücksichtigt habe bevor ich die Entscheidung treffe.
Ein gutes Bauchgefühl gibt es in keiner Weise bzw. eine klare Entscheidung, da ich mich status Quo ja nicht krank fühle und daher wirklich Angst habe, dass ich durch eine selbst entschiedene OP (der Arzt kann ja auch nur dazu raten) Krankheiten aufbürde, meine berufliche Laufbahn aufs Spiel setze. Gleichzeitig seit zwei Ärzte mir vor ein paar Wochen empfohlen haben es zu entfernen hat es mich viel zu sehr beschäftigt, sogar belastet. Viele Gedanken und Abwägungen... werde ich asap teilen. Evtl hilft dies auch anderen und freue mich auf andere Gedanken.

Noch ein Thema Evtl nicht passend zu diesem Thread:
Ich finde es großartig, dass es dieses Forum gibt, da ich außerhalb der Ärzte nicht das Gefühl habe als könnte ich mich mit jemand darüber austauschen, da es schwer nachvollziehbar ist, welche Sorgen im Raum stehen, wenn man nicht selber betroffen ist. Andere Menschen wie Freunde sagen einfach - lass es doch einfach rausnehmen???? Wenn sie sich selber vorstellen würden welches Ausmaß dies für das eigene Körpergefühl, zukünftigen Partner, Arbeitgeber, mögliche Nebenwirkungen und zusätzliche Erkrankungen haben könnte würden sie dies nicht so einfach sagen. Allein der Gedanke, dass der Schädel aufgeschnitten wird - wer kann da so einfach sagen - ja lass doch einfach machen, dann ist es weg.

KaSy

Liebe Sabine83,
Ich hatte im Unterschied zu Mego13 das "zweifelhafte Glück", dass ich meine ersten drei Meningeome selbst entdeckte, weil sie Beulen am Kopf verursacht hatten.

Leider hat der erste Radiologe, zu dem mich meine Hausärztin deswegen schickte, nur ein Röntgenbild gemacht und die von außen sehr sichtbare Beule (vorn, oben links, mehr als Handflächengroß), die er als verdickten Teil des Schädelknochens gesehen haben musste, als "Anomalie" bezeichnet. Ich habe es dann abgehakt, ist ja bloß eine Anomalie ...

1,5 Jahre später bemerkte ich irgendwodurch, dass eine bestimmte Stelle (mehr oben links) auf dem Kopf weh tat, wenn ich da dran kam, so als hätte ich mich heftig gestoßen, hatte ich aber nicht. Ich fand das komisch, ging zu unserer Hausärztin und sie sah den Zusammenhang: "Da war doch was ...".

Sie schickte mich zum CT, ich fing an zu grübeln, aber ich war mit meinen drei Kindern bereits seit 1,5 Jahren allein und voll berufstätig, also blieb das so in dem Sinn: "Entweder ist es ein Hirntumor oder nichts." (Internet gab es 1995 noch nicht in dem Umfang wie heute.)

Meine Hausärztin rief auf meiner Arbeit an, als sie den Befund bekam, und ließ mir bestellen, ich möge zu ihr kommen. (Das kam nie vor!)
Und dann kam: "Setzen Sie sich erstmal. Sie haben ein Meningeom. Das ist ein Hirntumor, der von den Meningen ausgeht. Meningen sind die Hirnhäute. Ihr Meningeom sitzt im Persönlichkeitsbereich."
Sie hat das sehr lieb und verständlich erklärt und sofort in meinem Beisein einen Termin mit dem Chefarzt der Neurochirurgie für 8 Tage später in einer traditionell hervorragenden Klinik für mich vereinbart.
Da ich nach dem Weggang meines Mannes sofort die Fahrerlaubnis gemacht hatte, konnte ich selbst zu der Klinik fahren (und mir meine beiden Schocknachrichten abholen).

Aber in den 2 Monaten Wartezeit ging mir das Wort "Persönlichkeitsbereich" nicht mehr aus dem Kopf!
Ich arbeitete, ich hatte meine Kinder, ich hätte mich umgebracht, wenn ich sie nicht gehabt hätte. Naja, nicht wirklich vielleicht, aber darüber nachgedacht habe ich ab und zu.
Da gingen mir so Gedanken durch den Kopf wie: "Werde ich meine Kinder noch erkennen?" und "Werde ich selbst überhaupt merken, wie bekloppt ich danach bin??" Ich habe heulend so eine Art Testament geschrieben, in dem ich meinen Bruder als denjenigen benannte, der sich um meine Kinder kümmern sollte, falls ... Bloß nicht mein Mann, der uns 1,5 Jahre lang hintergangen hatte."
Ich habe das nie jemandem gezeigt.

Musste ich auch nicht, denn so groß das "Ding" auch war, der Neurochirurg hat es vollständig entfernen können. Der Radiologe, wo ich nach der OP war, fragte mich, ob da nicht ein Tumor gewesen wäre und gratulierte auf dem Kurzbefund dem Neurochirurgen.

Ich wollte wegen der Kinder auch nicht die AHB machen, die mir der Neurochirurg angeboten hatte. Aber mein Vati sagte: "Natürlich fährst Du!" Ich habe das nie bereut und seitdem immer auf einer AHB bestanden, nachdem ich operiert bzw. operiert und nachbestrahlt wurde. Ich habe sie mir mehrmals mit Widersprüchen erkämpfen müssen - und dann wurde sie in der Rehaklinik sofort von drei auf fünf Wochen verlängert.

Es ist natürlich so, dass dort viele Patienten herum-"laufen", die viel kränker sind. Aber ob einen das herunterzieht oder ob man sieht, dass es andere gibt, denen es anders schlecht geht, das entscheidet ja nicht der Neurochirurg, das entscheidet man selbst.

Und gerade, wenn es einem einigermaßen gut geht, braucht man nicht so spezielle Therapien, wo man enttäuscht sein könnte, wenn sie vielleicht nichts bringen.
Wenn man spezielle Therapien braucht, dann bekommt man sie so als Anfang mit Tipps und Hilfen und Adressen für zuhause.

Man erfährt auch überhaupt, was es alles für Möglichkeiten gibt, denn ich bin wie viele hier aus dem völlig gesunden aktiven Leben in diese für mich zuerst tödlich oder vernichtend erscheinende Situation geraten.

Ich habe vor allem auch die "Reserviertheit" vor der Psychotherapie verloren, denn ich wäre - und das betrifft immer noch viele - nie zu einem Psychotherapeuten gegangen, weil ich ja nicht "irre" war.
Ich bin seitdem davon überzeugt, wie wichtig eine psychische Begleitung für viele Hirntumorpatienten ist. Nach und nach wurde das auch von den Ärzten erkannt. Schwer ist es leider für uns immer noch, einen Psychotherapeuten überhaupt zu finden.

Vor allem aber ist man in der Rehaklinik raus aus dem Alltag und hat Zeit für sich. Denn die Psyche muss eine OP am Gehirn ganz anders verarbeiten, als die orthopädischen Patienten, die wieder laufen lernen - und sie lernen wieder laufen!

Die Psyche braucht Ruhe, braucht Zuwendung, braucht auch mal Gespräche mit völlig fremden Ärzten, Physio-, Ergo-, Sport-, Musik-, Psychotherapeuten, die einem alle zugewandt sind, denn dafür sind sie da.

Und auch bei den Patienten findet man welche, mit denen man reden kann, wenn man will. Und wenn man nicht will, dann eben nicht.

Sich auf sich selbst besinnen, nachdenken, auf Spaziergängen das Schöne wiederfinden, sich aktivieren lassen (was darf ich und was vielleicht nicht?), in Gruppen wieder unbeschwert lachen - und das alles fernab von Kindern, Arbeit, Kochen, Wäsche waschen, Einkaufen - das ist wirklich eine gute Zeit!

KaSy

Toffifee

Liebe Sabine,

Du fragst nach welcher Zeit man wieder fit ist für die Arbeit und dass Du in der Beratung arbeitest.
Angenommen (und zu hoffen, besonders bei Meningeom) die OP verläuft problemlos und dazu die 2-4 Wochen Reha.

Wie sieht es in der Arbeit aus?
1. Wie kollegial sind die Kollegen, Vorgesetzten das Team? Herrscht Hauen und Stechen oder geht man gut miteinander um. Hilft sich zur Not, tauscht mal die Arbeit / oder das leidige / schwierige Thema.
2. Wie fit ist man im Thema drin? WIe oft tauchen neue Fragen auf? Ist das dann Stress oder eher Abwechslung und geht Richtung ein zu lösendes Rätsel das einem die Arbeit erst "arbeitswert" macht.

Die Krankschreibung würde ich eher nebensächlich betrachten. Manche Ärzte schreiben locker krank andere weniger oder kaum.
Falls nötig kann man den Arzt wechseln.

Alles Gute Dir und triff eine gute Entscheidung
Willi

P.S.
Ich hatte bei der Arbeit den "Genuss" beider Varianten zu erfahren. Unnötig zu sagen welche angenehmer ist.

Prof. Mursch

Ich rate gemeinhin Patienten auch bei eher "leichten" Eingriffen, sich viel Zeit zu nehmen.
Wenn es schneller geht, um so besser.
Kaum etwas ist aber frustrierender, als wieder anzufangen und dann als "Hirnoperierter" auf die Nase zu fallen. Sie werden beobachtet und auch kleinere Fehler, die sonst jeder macht, werden Ihrer OP zugeschrieben.



Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka

Mego13

Danke Herr Prof. Mursch für dieses klare Statement, das hätte ich gerne vor knapp zwei Jahren gewusst. Auch jetzt tut es gut, diese Einschätzung zu lesen.

Gan64

Hallo Sabine,

mich treiben im Moment so ziemlich die gleichen Fragen um, wie dich.

Der NC meinte, ich könne die Operation und Erholung in "einen dreiwöchigen Urlaub" einbauen, wenn es auf der Arbeit niemand erfahren soll, ich müsse mir nur was zu der "zerstören Frisur" einfallen lassen und dazu, dass ich ddanach drei Monate kein Auto fahren darf.

Nach allem, was ich hier die lese, verlasse ich mich da lieber nicht drauf...

Liebe Grüße
Gan

Lotusblume

Hallo Sabine,

wie viele schon geschrieben haben, einen festen Zeitplan gibt es nicht. Ich bin letztes Jahr am 30.06. operiert worden.
Musste zur Reha, Schwindel, schlimme Doppelbilder (durfte 7 Monate kein Auto fahren) ..erschwerten das Ganze. Musste lange zur Ergotherapie und Physiotherapie. War immer 100% Aktiv.... und für mich war es eine Vollbremsung zumal ich immer sehr aktiv im Arbeitsleben war.
War 11 Monate zu Hause, habe letzten Dienstag mit der Wiedereingliederung angefangen.
Step by Step, nimm dir viel Zeit, Alles zu verstehen und langsam anzugehen . Und was wirklich WICHTIG ist GEDULD zu lernen. Wünsche dir viel Kraft und gute Besserung.
LG Lotusblume

snurps

Liebe Sabine,

du hast geschrieben:"Reha wurde abgeraten weil ich mich dann krank fühlen würde weil umgeben wäre von Leuten die kränker sind als ich."
So ähnlich hat es mein Neurologe auch formuliert.

Ich versche gerade herauszufinden, ob es möglich ist, statt der AHB (=neurologische Reha) eine 'normale' Reha-Maßnahme auf einer psychosomatischen Station genehmigt zu bekommen. Klar, dort sind die Patienten natürlich auch krank, aber idR körperlich weniger eingeschränkt.

Angefragt habe ich bei einer Klinik, die Kopfschmerz-/Migränepatienten behandelt. Die Kopfschmerzen werden höchstwahrscheinlich nicht durch mein Meningeom ausgelöst (bleiben also nach der OP erhalten), waren aber der Grund, warum überhaupt das MRT gemacht wurde.

LG
snurps

Rehlein67

Liebe Sabine,

am 03.02.2021 hat auch mich "der Schlag" getroffen. Jahrelang hatte ich zunehmende Schmerzen in der linken Schulter, abstrahlend in den Arm. Viele dumme Kommentare habe ich mir eingeholt - von Mimose über Jammersäckchen war alles dabei - und noch mehr. Egal...

Die Diagnose lautet Menigeom in der HWS. OP fand am 25.02.2021 statt. Der4x3x2 cm große Tumor konnte komplett entfernt werden. An den Segmenten 5 und 7 der HWS wurde die Lamina teilweise entfernt, am Segment 6 wurde die Lamina komplett entfernt. Von einer Versteifung der HWS in diesem Bereicht hat man abgesehen. Die Hirnhaut und die Narbe wurden verklebt.

Die Heilung verlief eigentlich unproblematisch. Der Prof. im KH ist in meinen Augen echt top... Der Aufenthalt im KH ansonsten war eher eine Katastrophe - sicher zum Teil auch Corona geschuldet. Ich bin Mi ins KH, Do war OP, Mi drauf Entlassung aus KH.

Ja, ich wäre zur allergrößten Not auch allein zu Hause zurecht gekommen. Aber ehrlichen Herzens wöllte ich das echt niemandem zumuten! Hilfe zur Haushaltsführung habe ich abgelehnt, da ich nicht alleine lebe. Mittagessen habe ich von der Schwiegermutter geliefert bekommen.

14 Tage später war ich zur AHB für 5 Wochen. Ich hatte ein wenig mit mir gehadert, ob ich die 2-wöchige Verlängerung annehmen sollte, weil ich zu Hause und in der Fa. meines Lebensgefährten - wo ich angestellt bin - gebraucht wurde. Aber schlussendlich war es richtig und wichtig, mir diese Auszeit zu gönnen! Leider wurde die Reha unter erschwerten Bedingungen durchgeführt - als ich ankam gab es gerade einen größeren Coronaausbruch. Alle Mahlzeiten wurden auf den Zimmern eingenommen, es gab weniger Behandlungen, weil viele Therapeuten in Quarantäne oder erkrankt waren... Aber ich habe für mich das Beste draus gemacht!

Heute auf den Tag ist die OP 14 Wochen her. Ich bin noch krankgeschrieben und habe viel Physio- und Ergo-Therapien. Der Schulter-/Nackenbereich ist nach wie vor geschwollen und schmerzt, im linken Zeigefinger habe ich eine leichte Lähmung.

Gleichwohl gehe ich stundenweise ins Büro. Lange sitzen strengt an, Tastatur schreiben geht sehr schwerfällig. Ich nehme noch Schmerzmittel.

Fazit:
Nach der Diagnose bin ich mit meinem heutigen Status Quo sehr, sehr dankbar. Es ist noch nicht alles in Ordnung (vielleicht wird es auch nicht mehr alles wie früher) - aber es ist aushaltbar und ich komme gut zurcht. Voll arbeiten zu gehen, würde ich mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht zutrauen. Aber wenn man es sich - so wie ich - locker einteilen kann, ist es eine gute Alternative.

Ich denke, demnächst wird die stufenweise Wiedereingliederung beginnen - und das halte ich für absolut realistisch.

Dieser zeitliche Ablauf wurde mir so auch von Anfang an von den Ärzten erklärt. Alle anderen Zeitangaben sehe ich mit meinen Erfahrungen eher skeptisch...

Für mich war/ist immer ganz wichtig: die Dinge zu verstehen. Wenn man nicht weiß, warum was wie im Körper vor sich geht, fängt das Kopfkino an. Das ertrage ich persönlich schlechter als die Schmerzen selbst.

Ein Tip noch: nimm dir die Zeit und höre auf deinen Körper! Er wird dir sagen, wo deine Grenzen sind. Wirst du die Grenzen überschreiten, wird sich dein Körper die Zeit holen, die er braucht - aber diese Erfahrung wiederum braucht kein Mensch! Diesen Umweg kann und sollte man sich ersparen...Wie es Lotusblume schon schreibt: Geduld, Geduld, Geduld!

Alles Gute für dich und alle anderen hier!
Liebe Grüße

Sabine83

Herzlichen Dank für eure Beiträge! Hilft mir sehr!

Ihr habt auch zu AHB geschrieben. Mir hat man gesagt, dass ich die Klinik hier nicht im Voraus aussuchen könnte/also reservieren könnte, da es eben AHB ist. D.h. Im schlimmsten Fall könnte es sein, dass mir der Sozialdienst nach der OP sagt, dass nur noch ein Platz in einer Klinik frei ist wo ich absolut keinen Erholungswert habe. (Habe mir ein paar der Kliniken angeschaut und ja da kommt man danach psychisch kränker raus).
Welche ‚Tricks‘ gibt es sodass die Einrichtung bereits vor dem OP Termin einen Platz reserviert? Wie habt ihr das gemacht um auf Nummer Sicher zu gehen?

Sabine83

@snurps: Gute Idee, habe ich jedoch nach einigen Telefonaten über Board geworfen dies als psychosomatische Reha anzumelden. Das ist dann kein AHB und psychosomatische Reha dauert mindestens 6 Wochen. Bis zu meinen Rehatermin wären so oder so alle Plätze in psychosomatischen Kliniken hier in der Nähe ausgebucht, sodass tatsächlich nur AHB in Frage kommt.

Sabine83

@Rehlein67, vielen Dank für deinen langen Kommentar. Warum schreibst du du würdest es niemand zumuten zuhause allein zu sein. Was sind die Gründe warum man nach einer Kopf OP nicht alleine zuhause sein sollte?
Rewe Lieferdienst
Wohnung muss nicht unbedingt geputzt werden

Meinst du, wenn man umfällt und dann keinen Notdienst mehr rufen kann?

Plane gerade ob ich Freunde fragen muss/soll. Aber verstehe noch nicht so ganz wie man sich danach fühlt. Vom Bett ins Bad und an die Haustür und in den 4ten Stock werde ich schon laufen können, ansonsten darf einen das KH ja noch nicht lassen… zumindest so ist meine Überlegung…..

Sabine83

@alle - jeder hat nach der OP sehr unterschiedliche Themen zu bewältigen, weil der Tumor in einem anderen Gehirnareal war. Ich möchte daher eher auf die Probleme/Themen ansprechen, welche ungeachtet der persönlichen Beschwerden aufgrund der spezifischen Lage in Erscheinung getreten sind. (Soweit man das natürlich beurteilen kann)

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