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Hallo,

mein Vater hat im Okt. 2012 seine Diagnose Glioblastom erhalten. Im Okt. 2012 erfolgte dann die OP und darauffolgend die Strahlentherapie (Ganzkopfbestrahlung) inkl. Chemotherapie. Eben die Standard-Therapie. Die Strahlentherapie endete so im Januar 2013.

Seit März 2014 haben wir eine Verschlechterung seines Gangs festgestellt. Zudem fühlte er sich zunehmend immer erschöpfter. Zu der Zeit hatte er sich auch einen Infekt zugezogen, weshalb der schlechte Gang als auch seine Erschöpfung auf den Infekt zurückgeführt wurde. Jedoch wurde es nicht besser, das Gegenteil war sogar der Fall. Er hatte mehr und mehr Gleichgewichtsprobleme. Da bei meinen Vater ein erheblicher Muskelschwund bemerkt wurde, bekam er dann Physiotherapie verordnet, die er bis heute macht. Man merkt ihm zwar an, dass seine Muskeln wieder etwas kräftiger geworden sind, jedoch sind auch hier keine nennenswerten Erfolge zu verzeichnen. Im letzten MRT-Befund stand dann folgendes: Kein Hinweis auf ein Rezidiv, jedoch eine "leicht zunehmende abgrenzbare Leukenzephalopathie". Der Neurologe untersuchte nun meinen Vater und bestätigte die Leukenzephalopathie. Das Ergebnis der Untersuchung hat anscheinend gezeigt, dass die Leukenzephalopathie nicht von einen Virus ausgelöst wurde, sondern eine seltene Spätfolge der Strahlentherapie ist und man nichts dagegen machen könne. Man könne auch nicht sagen, wann die Verschlechterung aufhören wird.

Nach meinem Verständnis zerstört die Leukenzephalopathie die Nervenscheiden, die die Nervenfasern umgeben. Die Nervenscheiden fungieren wie Schutzhüllen bzw. wie eine Schirmung und schützen die einzelnen Nervenfasern vor Verlusten (Leckströmen) und Fremdeinflüssen (Übersprechen). Wenn die Nervenscheiden fehlen kann das Signal verloren gehen oder verfäscht werden, was eben zu motorischen und kognitiven Störungen führen kann. So jedenfalls mein Verständnis.

Mein erste Frage zielt auf das 'Man kann nichts dagegen tun' ab. So viel ich weiß, trainiert man bei Schlaganfall-Patienten andere Gehirnregionen dazu die Aufgaben von geschädigten Gehirnregionen zu übernehmen. Ist das hier nicht möglich? Und wenn nicht, warum nicht?

Nach meinem Verständnis, ist im Fall meines Vater ebenfalls eine geschädigte Gehirnregion vorhanden, also müsste man doch die gleichen Verfahren anwenden können, um andere Gehirnregionen zu trainieren die Aufgaben der geschädigten Region zu übernehmen.

Meine zweite Frage zielt auf das 'man kann nicht sagen, wann die Verschlechterung aufhören' ab. Was wäre die schlimmste Folge, wenn kein Stillstand der Leukenzephalopathie als Spätfolge der Strahlentherapie eintritt?

Schöne Grüße und vielen Dank für Antworten.

Prof. Mursch

Es handelt sich wahrschenlich um einen fortschreitenden chronischen Prozess, der leider bei einem kleinen Prozentsatz von Tumorpatienten auftreten kann, wenn das Gehirn sehr empfindlich auf Bestrahlung und Chemotherapie reagiert.
Da die Krankheit fortschreitet, werden Rehaerfolge eher nicht beobachtet.
Die zweite Frage sollte damit leider ebenfalls beantwortet sein.

Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka

Prof. H. Strik

Eine fortschreitende und behindernde Leukenzephalopathie kennen wir eigentlich nur von Patienten, die eine Bestrahlung des gesamten Gehirns erhalten haben, und nicht nur der erweiterten Tumorregion, wie es bei malignen Gliomen überall üblich ist. Auch wissen wir, dass die Befunde vom MRT nicht streng mit der Leukenzephalopathie korrelieren, d.h. am MRT kann man nicht ablesen, wie es dem Patienten geht. Wie alt ist Ihr Vater und gibt es ggf. noch andere Erkrankungen, die ihm zusetzen können? Welche Medikamente nimmt er? Bekommt er noch Kortison? Das kann ja nach monatelanger Einnahme eine Muskelschwäche machen. Krankengymnastik ist im Prinzip immer sinnvoll - nur mit der Einschränkung, dass eine Leukenzephalopathie das gesamt Gehirn betrifft und nicht wie ein Schlaganfall nur begrenzte Teile. Ich würde definitiv erstmal nach weiteren möglichen Ursachen der Beschwerden suchen.

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@ Prof. Mursch &
@ Prof. H. Strik
Vielen Dank an Sie beide für die Antworten.

Laut Unterlagen hat mein Vater ab Nov. 2012 bis Jan 2013 die Radiotherapie bekommen. Ich bin jetzt etwas irritiert, da ich der Meinung bin, dass man mir 2012 gesagt hat, dass eine Ganzkopfbestrahlung durchgeführt werden soll, aber das ist ja auch schon wieder 2 Jahre her, so dass ich mich täuschen kann. Werde nun extra bei den Ärzten nochmals nachfragen, ob das auch wirklich stimmt wie ich es im Gedächtnis habe.

Einzelheiten bzgl. der Radiotherapie laut den mir vorliegenden Unterlagen:
"Palliative Radiotherapie mit Einzeldosis 2 Gy, GHD 60 Gy im Bereich der erweiterten ehemaligen Tumorregion Boost mit Applikation von 3 x 2 Gy im Resttumorbereich parietal Trigonum rechts. Simultane Chemotherapie mit Temozolamid in halber Dosierung während der gesamten Radiotherapiezeit."

Mein Vater ist 65 Jahre alt. Er bekommt momentan folgende Medikamente:
- Blutdrucksenker: Amlodipin 1/2 bis 1 Tablette pro Tag
- Blutverdünner: Clexane 2 x 40 mg pro Woche
- Chemo: Temodal 300 mg pro Tag (Stupp-Schema)
- Antikörper: Avastin alle 14 Tage

MGMT-Promoter: nicht-methyliert
Mit der Kombination Avastin + Temodal ist der Resttumor komplett verschwunden. Da mein Vater nicht-methyliert ist, möchten die Ärzte vorerst noch die Behandlung mit Avastin + Temodal weiterführen.
Der Blutdruck meines Vater ist allerdings wegen Avastin erhöht, weshalb er den Blutdrucksenker nimmt.
Den Blutverdünner nimmt er, da er im Jahr 2000 eine Lungenembolie hatte und seitdem eigentlich Marcumar nehmen muss.
Die Blutwerte sind alle unauffällig.
Kortison bekommt er schon über 1 Jahr nicht mehr und es sind keine weiteren Erkrankungen bekannt.

Der Infekt im März 2014 war ein Harnwegsinfekt. Hier wurde auch überprüft, ob mein Vater einen Vitamin-Mangel hat, was aber nicht der Fall war.

Schöne Grüße und Danke nochmals

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