Hallo, Willi,
es mag ja hilfreich sein, ein Buch über Epilepsie zu lesen.
Ich habe das deswegen nicht getan, weil es etwas anderes ist, epileptische Anfälle durch einen Hirntumor oder nach einem Eingriff ins Gehirn und die danach bleibenden Veränderungen (u.a. Narben) erleben zu müssen, als wenn das Hirn von vornherein "falsch" funktioniert.
Der Autor Deines Buches hat sehr lange als Pädiater (Kinderarzt) gearbeitet und veröffentlichte dieses Buch gegen Ende seiner beruflichen Tätigkeit. Er hat sich klinisch vor allem mit der Epilepsie im Kindesalter (oft angeboren) sowie auch mit der Epilepsie bei Erwachsenen beschäftigt. Er war der "Chef" eines Epilepsie- Verbandes, war an der Errichtung eines, des (!) Epilepsiemuseums beteiligt und schrieb Bücher für Kinder, in denen meist Epilepsie vorkam.
Das spricht alles für ihn und seine Qualität.
Ich weiß aber nicht, inwiefern er sich mit epileptischen Anfällen auskennt, die eine später erworbene organische Ursache haben, und ob er sich dazu in seinem Buch auch äußert.
Wie gesagt, ich habe es nicht gelesen. Ich habe aber andere Broschüren und Hefte mit dem Thema "Epilepsie" gelesen und einige Hinweise gefunden, aber Vieles passte auch gar nicht.
Lange Vorrede ...
Ich glaube, Du solltest überlegen, ob Du nach dem ersten epileptischen Anfall wirklich weitere Anfälle hattest. Denn nach Deiner Beschreibung klingt es nicht so?
Du hast den Neurologen gefragt, ob Du die Medikation verringern kannst, weil Du glaubst, dass Du auch ohne Antikonvulsiva auskommst. Der Neurologe hat das offensichtlich nicht so verstanden. Er ging davon aus, dass Du sie weiterhin nehmen musst und stellte lediglich fest, dass der "Spiegel" im passenden Bereich liegt.
Du führst vermutlich ein Anfallstagebuch, aus dem hervorgeht, dass Du seit zwei Jahren keine Anfälle mehr hattest. Das ist auf die Medikation zurückzuführen, sagt der Neurologe und das stimmt auch. Aber für Dich stellt sich die Frage, ob Du ohne Antikonvulsiva auch keine Anfälle gehabt hättest.
In dieser Richtung solltest Du für Dich Klarheit gewinnen und dann darüber mit dem Neurologen deutlich sprechen.
Also, wenn das so stimmt, was ich hier schreibe ...
Die andere Sache ist die, was Du aus dem Buch für Dich herausliest. Da ist sicher viel richtig, aber später erworbene organisch verursachte epileptische Anfälle sind meiner Meinung viel individueller.
Insofern schau einfach auf Dich.
Kommst Du mit den Abiturschülern klar, geht es Dir mit ihnen besser, fühlst Du Dich gebraucht oder womöglich gestresst? Würden sie Dir fehlen, als Aufgabe und als soziale und aufmunternde Kontakte? Willst Du sie "nur wegen des Buches" aufgeben oder nicht aufgeben? Oder wird Dir das wirklich zu viel? Ich könnte mir vorstellen, dass Du viel von Deiner Lebensqualität aufgibst, aber die "Epilepsie" ändert das nicht.
Sportliche Aktivitäten sind generell gut, sicher muss nicht jeder Leistungssport sein. Aber wenn Du wieder lange, längere und (für mich) unvorstellbar lange Läufe absolvieren möchtest, dann weißt Du doch auch, wie Du mit den dadurch entstehenden Mangelerscheinungen umgehen musst. (Mego hat Dir auch Tipps gegeben.) In Deiner Laufgruppe gibt es unterschiedliche Erfahrungen mit diesen Mangelerscheinungen und auch, wie jeder damit umgeht und ihnen sogar vorbeugt, damit sie nicht nochmal passieren. Vielleicht redest Du mehr mit Deinen Lauffreunden darüber.
Es ist ja echt blöd, wenn man läuft und läuft und läuft und dann bekommt man so einen doofen Krampf - in den Waden, nicht einen epileptischen ! - und das tut dann so sch.... weh, dass man alles tut, um die Ursache zu finden, beim nächsten Lauf vorzubeugen, damit man ohne Wadenkrämpfe bis ins Ziel kommt und die Arme jubelnd hochreißen kann und ausläuft - und sich nicht halbtot in die Ecke schmeißt.
Für mich weiß ich, dass ich mehr als genug Hirn-OPs hatte, die Narben und sonstwas verursacht haben, dass mir klar ist, dass ich mich auf Levetiracetam einlassen muss. Der Spiegel wurde nach einem Jahr überprüft, die Dosis daran angepasst. Und ich vertrage es gut.
Es waren aber bei mir Entscheidungen der Neurologin und der Neurochirurgen nach langjährigen geringen Anfällen gegen eine Medikation und nach der 6. Hirn-OP gab es zwei verschiedene Anfälle, die die Neurochirurgen und ich sehr Ernst nahmen und meiner Neurologin war es dann auch klar, dass es nun sein muss. Da ich gleich das erste Antikonvulsivum gut vertrug, blieb mir auch das Ausprobieren erspart.
(Denn das leidige Ausprobieren kenne ich aus sehr langjährigen Versuchen, ein wirksames und nebenwirkungsarmes Antidepressivum zu finden. Ich nehme keine mehr - und weiß nun, wer ich bin.)
Also, lieber Willi, höre auf Dich, beschäftige Dich mit den Abiturienten und laufe und genieße Dein Leben.
KaSy
PS: Die Beiträge von Mego und von Dir erschienen, während ich geschrieben, geschrieben, geschrieben habe. Aber mein Text passt sogar noch ein wenig besser. Denn die Hinweise im Buch und in den Links sind wenig individuell. (Angeln in Begleitung ... hihi)