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hirnfreund

Hallo Freunde,

dies ist eine Frage zu Erfahrungen Eurerseits zu diesem Thema.
Zusatz: Das ist nur eine Informelle Frage, steht nicht als Behandlungsansatz bei mir da, da diese Medikamente ja einen anderen Zweck haben.


Ich habe das Medikament Levetiracetam nach meiner OP bekommen. 500/0/500
Ich war nach der OP/Lev. Medikamenteneinnahme im Vergleich zu meinen Leben davor, um ein deutliches Aufmerksamer, konnte mich viel besser sprachlich Ausdrücken, mir viel es leichter gefallen Dinge zu merken, ich konnte um ein Vielfaches besser auf meine Informationen zugreifen, ich war kreativer, konnte leichter Handlungen durchführen und Planen, ich war um ein vielfaches Motivierter Dinge umzusetzen, sowie für mich selbst Zeit rauszunehmen . Deutliche negative Nebenwirkungen hatte ich keine.

Nachdem ich das Medikament abgesetzt habe, kehrte alles zum alten Zustand zurück. Also verschlechterte sich wieder. .

Ich lese von sehr vielen negativen Nebenwirkungen von diesem Medikament, jetzt möchte ich euch Fragen ob ihr etwas zu meinen Erfahrungen sagen könnt.

Kurzer Zusatz noch:
Bei Studien zu diesem Medikament wurde dies schon einigemale bemerkt. Jedoch der hohe positive persönliche Unterschied von vor und nach der OP ist für mich trotzdem sehr überraschend.
Ich selbst war in meinem Leben vor der OP, in diesem oben genannten Themen nicht so stark profiliert, trainierte sie jedoch.

Tumor Links Frontal.
Gruß

SarMar

Hallo, komisch dass es bei dir so positiv wirkt.
Ich fühle mich oft so als hätte ich ein Brett vor dem Kopf. Meinem Neurologen habe ich schon angedroht, dass er Schuld sei wenn ich eines morgens ohne Hose aus dem Haus gehe. Komme mir manchmal vor wie in einer Blase, sehe vieles als unbeteiligte von außen obwohl es mich natürlich betrifft. Ich fürchte manchmal wirke ich wie eine Autistin ohne Gefühlsregung obwohl ich schon viel weine in der letzten Zeit.

hirnfreund

Das tut mir leid bei dir.
Ich weiß nicht wie viel Rolle der Tumor selbst für Beeinträchtigungen hat und wie viel Medikamente. Ist eine Interessante Frage.
Ich bin jetzt frisch in dieses Thema eingestiegen und habe dazu relativ wenig Wissen obwohl es dazu einige Erfahrungen gibt was ich gesehen habe. Was ich schon weiß ist das viele Personen einen Neuropsychologen/Psychologen zu Hilfe nehmen um Themen in Griff zu bekommen durch Training und Akzeptanz. Ich werde mit meinen Neurochirurgen bald über dieses Thema sprechen.

Gruß

KaSy

Lieber hirnfreund,
Levetiracetam ist eins von etwa 20 Medikamenten, die gegen epileptische Anfälle deshalb gern gegeben werden, weil es damit bereits sehr langjährige Erfahrungen gibt und es beim höchsten Anteil der Patienten die wenigsten Nebenwirkungen hat.

Ich selbst bekam es nach meinem ersten fokalen Anfall und ich habe mich nach der "Anfangsmüdigkeit" problemlos daran gewöhnt. Ich habe weder positive noch negative Wirkungen bemerkt.

Tatsächlich liest man immer wieder von nachteiligen Nebenwirkungen, aber ich glaube, dass diejenigen, die es gut vertragen, nicht darüber schreiben.

Wenn es bei Dir so positive Wirkungen hatte, würde ich Dir raten, es Dir weiter verschreiben zu lassen.
Natürlich könnte man auch Antidepressiva versuchen, die vielleicht eine gleiche Wirkung erzielen, aber da probiert man unter Umständen viele.
Der Ansprechpartner wäre ein Neurologe.

Mein Tumor saß auch links frontal. Dort befindet sich der Persönlichkeitsbereich. Bei mir gab es durch die Operationen leicht beeinträchtigende Wirkungen. Ich habe lange Psychotherapie und zeitweise auch Antidepressiva genutzt, was einigermaßen wirkte.

Du beschreibst aber, dass es eher das Medikament als die OP war, die die positiven Wirkungen erzeugt haben.

Levetiracetam ist für den Dauergebrauch geeignet (sagten mir zwei Neurologen) und in der geringen Dosis (500/500) akzeptabel, auch wenn man es nicht gegen Epilepsie anwendet. Vielleicht kannst Du einen Neurologen überzeugen, es Dir zu verschreiben.

Es wäre doch wirklich ein sehr schöner Erfolg der Hirntumor-OP!
KaSy

Karin jako

Hallo Hirnfreund, auch ich bekomme seit etwa drei Jahren levitirazepam, morgen 1500und abend1000. Einerseits bekomme ich es wegen Epelepsie und wegen neurologische Ausfallerscheinungen. Laut meinesNeurologen soll das Mittel immer noch das noon plus ultra bei kognitive Beeinträchtigung sein. Wünsche dir weiterhin alles gute gglg Karin

Roberta

hallo hirnfreund,
mein Sohn, Astro III, rechts frontal, OP 8/14,nimmt seitdem Levetiracetam 2x täglich 750 / die von Dir beschrieben Wirkungen sind bei ihm identisch!! Für seinen Beruf als Anwalt sozusagen eine Bereicherung. Leider füllt sich seine Resektionshöhle ( Hühnerei groß) seit einem 1/2 Jahr nun wieder mit Kontrastmittel aufnehmenden Gewebe. Noch ist von niedrig gradigen Gewebe die Rede, auf Anraten des Arztes wird er ihn aber schnellst möglich entfernen lassen. Drück ihm die Daumen, danke und alles Gute auch für Dich
LG Rotroberta

styrianpanther

HI!
Kannte das teils schöne Phänomen... War konzentrierter, merkfähiger aber auch aggressiver. Levetiracetam hat einen Inhaltsstoff der bei der Bekämpfung von Demenz erfolgreich eingesetzt wird und wurde.
Man wird dabei halt wacher und aufmerksamer... Aber eben auch mal mehr oder weniger gereizter
Habe es dann doch abgesetzt...
Alles Gute
Styrianpanther

styrianpanther

Nachsatz: Levetiracetam ist ein Ethyl-Derivat des Antidementivums (früherer Name: Nootropikum) Piracetam.
Siehe dort weiter(quelle: wikipädia)

fefele

Danke für die interessante Info Styrianpanther.

Mir ging es 2010 mit Keppra - in niedrigster Dosis - ähnlich wie SarMar. Ich war in den 6 Monaten eine wandelnde Schlaftablette. Zusätzlich hab ich jeden Virus, der unterwegs war, mitgenommen. War ständig krank - also ich meine zusätzlich zum Tumor :).
Hab gedacht, dass das Nachwirkungen von der OP sind, da man bei Keppra eher von NW wie Reizbarkeit liest. Erst nach dem Abstetzen von Keppra und dem schlagartigen Verschwinden der Symptome, hab ich mich geärgert, das Medikament als Vorsichtsmaßnahme genommen zu haben. (Mein neuer Neurologe sagt, heute werden nach einer KopfOP keine Medikamente gegen Epilepsie mehr vorsorglich gegeben.)

Es scheint doch große Unterschiede in der Verträglichkeit zu geben.
Und es gibt zum Glück Alternativen. Auch wenn eine Umstellung der Medikamente nicht einfach ist, sollte man bei starken NW diese Möglichkeit trotzdem in Betracht ziehen.

Seit 5 Wochen erhalte ich gegen fokale Anfälle - nachdem ich viele Jahre anfallsfrei war - Lamotrigin (muss langsam aufdosiert werden, wegen möglicher allergischer Reaktionen) und ich spüre keine Nebenwirkungen.

Alles Gute

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fefele
Diagnose Astro 2
ED 2009, 1 Rezidiv 2016

Ein Kranker soll nicht ein "Gezeichneter",
sondern ein "Erwachender" sein.
Dr. Ebo Rau

hirnfreund

Vielen Dank Kasy,SarMr,Karin Jako,Roberta,Styrian,fefele für die Antworten und Erfahrungen!
Die spannende Sache ist das Medikamente auf jeden Menschen unterschiedlich wirken bzw. die Effekte unterschiedlich aufgefasst werden. Ich vermute ganz stark das da ein Zusammenhang darin besteht das wir unterschiedlichen Persönlichkeiten sind, unterschiedliche Einstellungen/Umstände und natürlich die Tumore die an unterschiedlichen Stellen liegen.
Schön ist es auf jeden Fall das es auch ähnliche/gleiche Erfahrungen gibt.

Eine für mich noch spannendere Frage ist, in wie weit kann man selbst Fähigkeiten mit Hilfen wie z.B Neuropsychologie..., dazulernen?
Wenn ein organisches Problem daliegt gibt es dabei auch Möglichkeiten? oder ist Akzeptanz manchmal der einzige Weg. Wie wird ein organisches Problem Festgestellt bewertet. Hat jemand dazu Erfahrungen dazu die er gerne teilen möchte.

Gruß

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