Liebe magicmerle88
Du hast nun einiges über den Onkologen Deines Bruders erfahren, was meine Vermutungen* leider bestätigen.
* "Der Onkologe kennt eigentlich nicht den Kopf Deines Bruders ..."
"er muss die möglichen Wirkungen kennen ..."
"Er sollte es auch erklären können."
"Ich habe den Verdacht, dass er als Onkologe seine Aufgabe darauf beschränkt, sich um das Tumorgeschehen zu kümmern und seinen Patienten nicht als Gesamtperson betrachtet."
Das bestätigt zu bekommen, macht auch mich traurig.
Ich kann nur noch einmal wiederholen, was ich auf den Hirntumorinformationstagen von Experten gehört habe und von vielen persönlichen Erfahrungen bestätigt bekam:
"Es ist bekannt, dass Bevacizumab in Deutschland deswegen nicht zugelassen (!) ist, weil es zunächst gut auf den Tumor und auf die Lebensqualität wirkt, aber nach längerem Gebrauch irreversible (!) Organschäden (!) verursacht.
Es wird deswegen als "letztes Mittel" (!) extra beantragt.
Durch das Hinzugeben von Irinotecan wirkt ein weiteres, anderes Chemotherapeutikum auf den gesamten Körper.
Es gibt neue Wirkungen und Wechselwirkungen, die vermutlich den Tumor stabil halten, aber möglicherweise auch weitere Organschäden (!) verursachen.
Ich habe die Vermutung, dass die Chemotherapie-Kombinationen zwar den Tumor stabil halten, aber anderswo im Körper (!) Schäden (!) angerichtet haben, die zu der Verschlechterung des Befindens Deines Bruders geführt haben."
Bevacizumab ist nicht nur für die von Buttkeis genannten akzeptablen Nebenwirkungen "Hypertonie, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwäche, Geschmacksstörungen" bekannt.
Diese Nebenwirkungen sind relativ unbedeutend für ein hochwirksames Chemotherapeutikum.
Wenn man diese "Lappalien" gesagt bekommt, fällt es einem nicht schwer, sich darauf einzulassen (was in der Situation Deines Bruders richtig war). Wenn es nur diese Nebenwirkungen wären, die "jeder mal hat", würde es in Deutschland ganz leicht zugelassen werden.
Ist es aber nicht!
Und aus dem guten Grund ist es nicht zugelassen, weil die erwünschte Wirkung auf den Tumor nur zu Beginn (Wochen?, Monate?, nicht unbedingt Jahre!) dem Tumor die Blutversorgung abschneidet und ihn kleiner werden lässt und damit zugleich eine Verbeserung der Lebensqualität einhergeht.
Irgendwann kippt das Ganze und die Organe des Körpers werden geschädigt, eines nach dem anderen - und welches zuerst und wann und welche individuellen Wirkungen es hat, das weiß niemand.
Wenn ich lese, was Buttkeis über diesen Onkologen geschrieben hat, dann weiß ich nicht, ob er Deinem Bruder und/oder Dir überhaupt gesagt hat, welche Langzeitwirkungen Bevacizumab hat und warum es extra beantragt werden muss.
Ein weiteres Chemotherapeutikum dazu zu geben, kann richtig sein.
Aber auch hier hätte der Onkologe über diese neue Kombination umfassend aufklären müssen, wenn nicht Deinen Bruder, so wenigstens Dich.
Kann ein Onkologe wirklich davon ausgehen, dass jeder wissen muss, dass ein Glioblastom und erst recht ein Glioblastomrezidiv auch mit allen möglichen Therapien die Lebenszeit sehr stark verkürzt?
Sollte er zu der berechtigten Hoffnung, mit der er behandelt und die Euch zusteht, nicht auch immer dazu sagen, dass es nicht nur positive, sondern auch negative Wirkungen von Operationen, Bestrahlungen und vor allem Chemotherapien und deren Kombinationen gibt?
Und dann reagiert er auf die sofortige Zustandsverschlechterung noch nicht einmal nach vier Monaten!
Ich kann Deinen Bruder und Dich sehr gut verstehen, Ihr versucht alles, um sein Leben lange lebenswert zu erhalten und Ihr vertraut dem Fachmann mit seinem (vermeintlich) guten Ruf.
Und nun, nachdem es ihm im Jahr 2019 viele Monate lang so gut gegangen war, dass er sogar arbeiten konnte, hat sich sein Zustand "von jetzt auf gleich" rapide verschlechtert.
Und der Arzt, dem Ihr vertraut, ist Euch keine wirksame Hilfe mehr, er erklärt nicht einmal, was geschieht.
Diese Worte sind nur Worte.
Es ist ein verdammter Tumor.
Es wurde vieles getan, um das Leben gut zu erhalten, aber ich habe das Gefühl, dass das Ende seines Lebens näher rückt.
Das kann noch viele Monate dauern, aber in dieser Zeit sollte es Dein Bruder gut haben, verwöhnt werden, Wünsche erfüllt bekommen, Gemeinsamkeit erleben dürfen.
KaSy