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Hariboo

Hallo,
unser Sohn wurde vor 6 Wochen an einem Gangliogliom operiert. Der Tumor saß im "Gyrus präzentralis" und konnte nach jetzigem Stand vollständig entfernt werden. Es handelte sich um einen Tumor von mehreren Zentimetern Größe und einer riesigen Zyste.

Seit unser Sohn wieder in die Schule geht, ist er schulisch massiv abgesackt, schreibt nur 5 en und 6 en. Außer in 3 Fächern steht er nun auch überall auf bestenfalls einer 5 und wird jetzt wahrscheinlich zurückgestuft werden. Sicherlich kann das alles auch mit der psychischen Belastung zusammenhängen, es war für ihn bestimmt keine einfache Situation und ist ja auch noch nicht so lange her. Könnten die schulischen Probleme aber auch mit den Vernarbungen im Gehirn zusammenhängen? Lt. Auswertung des EEG sind dort die Hirnströme gestört.
Und an wen kann man sich denn ratsuchend wenden - der Neurochirurg ist wahrscheinlich nicht der richtige Ansprechpartner, oder?

LG Hariboo

KaSy

Guten Abend, Hariboo,
die Belastung für das Gehirn war durch den Tumor bereits gegeben. Die Operation eines so großen Tumors ist eine enorme Belastung für das Gehirn und für die Gesamtperson Deines Sohnes.
Erwachsene bleiben nach Operationen von Hirntumoren durchaus viele Monate zu Hause.
Ich kann zwar nicht aus der Erfahrung eines Kindes mit einer Hirntumor-OP erzählen, aber mein Sohn hatte im Alter von 10 Jahren eine Hirnhaut- und Gehirnentzündung. Auch er durfte nach der Entlassung aus dem KH gleich wieder in die Schule, allerdings noch mit langem Sportverbot.
Seine schulischen Leistungen waren deutlich schlechter als zuvor und es dauerte ca. zwei Jahre, bis er nach und nach wieder an sein voriges Leistungsniveau herankam. Das war vor mehr als 20 Jahren, heute hat er das Abitur und ein naturwissenschaftliches Studium absolviert, arbeitet in dem Studienberuf und hat eine glückliche Familie.
Für Deinen Sohn sollte es eine richtige Entscheidung sein, die Klasse zu wiederholen, um die Zeit zu überbrücken, in der es ihm (vermutlich noch einige Monate) nicht so leicht fallen wird zu lernen. (Ich bin/war selbst Lehrerin.)
Das Wichtigste (außer natürlich der fachärztlichen Abklärung) ist jetzt die Motivation durch Dich, die Akzeptanz seiner Lernschwierigkeiten, die deutlich geäußerte Freude über jeden kleinen Erfolg, die Suche nach richtigen Ergebnissen in den mit 5 oder 6 bewerteten Arbeiten. Und natürlich auch das Zuhören, wenn er in der neuen Klasse Schwierigkeiten bekommen sollte. Der neue Klassenlehrer muss sein und Dein Partner werden, damit keinesfalls eine Schulangst wegen eventueller Mitschülerreaktionen entsteht.
Ich wünsche Euch alles Gute und alle Hoffnung der Welt für Euch!
KaSy

Prof. Mursch

Das ist noch sehr früh, und von einer dauerhaften Lernschwäche kann man sicher noch nicht sprechen.
Vielleicht sollte man das Kind einem Neuropädiater vorstellen.
Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka

mtimm73

Hallo Hariboo,
unser Sohn war erst 4 Jahre als er seinen Hirntumor hatte. Er kommt im nächsten Sommer zur Schule. Wir haben gute Beratung vom Psychosozialen Team der Uniklinik erhalten, wo seine Behandlung stattfand.
Hier wurde auch eine neuropchologische Testung gemacht, um zu gucken, ob seine Konzentration, Feinmotorik u.ä. gelitten hat.
Sie schreiben bei Bedarf auch Empfehlung und Gutachten für die Schule, um einen Nachteilsausgleich zu bekommen. Dies kann mehr Zeit zum lesen von Texten und schreiben von Arbeiten sein. Es kann aber auch eine Stundenreduzierung sein. Es gab im letzten Jahr eine Fortbildung für Lehrer und Eltern zu diesem Thema. Dort sagte die Leiterin der Fortbildung, die beim Bildungsministerium Hamburg für solche Sachen zuständig ist: Nachteilsausgleich endet dort, wo die Phantasie der Lehrer endet.
Sie stand auf dem Standpunkt, dass ein Kind nach solch einer Erkrankung, nicht anders behandelt werden darf wie ein Erwachsener, der eine Wiedereingliederung bekommt. Von den Kindern verlangt man aber oft, dass sie wieder bald voll zur Schule gehen. Und warum sollte man bei so einem Kind nicht "unwichtige", nicht prüfungrelevante Fächer wegfallen lassen können? Kein Chef fragt später, ob das Kind z.B. in der 9. Klasse Musik, Religion o.ä. hatte.

Ich habe noch die Unterlagen dieser Fortbildung auf dem PC. Solltest du Interesse haben, melde dich per PN, dann schicke ich sie dir per mail.

Ich wünsche euch viel Kraft und Geduld!
LG Michaela

Hariboo

Hallo,
vielen Dank für eure Hilfe! Ich habe nun mit den Neurochirurgen telefoniert, die meinten, man solle das abklären. Aufgrund der ursprünglichen Größe des Tumors wäre es möglich, dass seine Schulprobleme von daherrühren. Sie werden sich mit der Neuropädiatrie in Verbindung setzen, die mich dann zurückruft
LG
Hariboo

Fortuna92

Hallo Hariboo,

ich hatte bereits ein desmoplastisches infantiles Gangliogliom und jetzt ein anaplastisches Gangliogliom, beides Mal mit sehr großem zystischen Anteil, beides Mal rechts frontal.
Mein Neurochirurg meinte sofort, dass man sich die ersten sechs Wochen nach der OP in jedem Fall schonen sollte, was die Konzentration betrifft. Sprich: einfach langsam machen mit vielen kleineren und großen Pausen. Immer Schritt für Schritt.

Zum Zeitpunkt meiner ersten Tumordiagnose ging ich auch noch zur Schule. Damals habe ich langsam wieder angefangen die Schule zu besuchen (vier Wochen glaube ich), zunächst zwei Schulstunden am Tag, dann irgendwann vier und dann wieder sechs - durch das G9 hatten wir noch keinen Nachmittagsunterricht, ein eindeutiger Vorteil.
Ich bin mir nicht mehr sicher, wann ich wieder die ersten Arbeiten geschrieben habe - es wundert mich aber, dass dein Sohn da anscheinend schon wieder voll eingestiegen ist.

Ich denke es ist auf jeden Fall gut und wichtig, das in deinem Fall abklären zu lassen. Und auch wenn es nervig ist denke ich, dass es genau so wichtig ist, viel Geduld mitzubringen.
Ich hoffe sehr, dass dein Sohn das Schuljahr schafft, und in der Klasse bleiben kann. Das ist ja für Kinder / Jugendliche schon wichtig, gewohntes Umfeld, Freunde...
Welche Jahrgangsstufe und Schulart besucht er denn? Nur aus Neugier :)

Ganz liebe Grüße,
Fortuna

Hariboo

Hallo Fortuna,
unser Sohn geht in die 7. Klasse Realschule. Niemand hat bei uns etwas über eine schrittweise Wiedereingliederung beim Schulbesuch gesagt. Er wurde am 5. Tag nach der OP entlassen (das war ein Samstag), und es hieß nur, dass er theoretisch ab Montag den Unterricht wieder besuchen kann. Da es dann aber nur noch eine Woche bis zu den Herbstferien war, blieb er diese Zeit noch Zuhause und ging erstmalig genau 3 Wochen nach der OP wieder zur Schule - mit normalem Stundenumfang.
Es wird wohl zwangsläufig so sein, dass er zurückgestuft werden muss, denn am vergangenen Freitag gab es eine Notenmitteilung. Lt. dieser steht er in 5 Fächern auf der Note 5, in 3 Fächern auf der Note 6. Das kann er wohl nicht mehr aufholen.
Morgen habe ich diesbezüglich einen Termin mit dem Klassenlehrer. Natürlich würde er am liebsten in seiner gewohnten Klasse bleiben, aber er sieht so langsam ein, dass das wohl nicht klappt.

LG
Hariboo

Fortuna92

Hallo Hariboo,

das ist ja ein großer Mist! Bei mir damals hat die Schule auch super mitgemacht; zusätzlich zu meinem eingeschränkten Schulbesuch war es so, dass ich nicht alle verpassten Schulaufgaben nachholen musste. Nur ein paar.
Ich war in der 10. Klasse Gymnasium zu der Zeit und meine Noten waren zuvor gut bis mittel, sodass ich nicht versetzungsgefährdet war.
In der Klassenstufe ist es ja auch so, dass im Endeffekt nur das Bestehen zählt und die Noten noch nicht ins Abitur bzw. den Schulabschluss reinzählen... vielleicht war es deshalb auch in Ordnung.

Nunja, ich hätte den vollen Stundenumfang gar nicht mitmachen können, die ersten zwei Wochen nach OP konnte ich nicht mal wirklich einen Zeitungsartikel am Stück lesen weil es zu anstrengend war.
Es ist aber eben vll einfach ein großer Unterschied zwischen den betroffenen Hirnteilen, ich weiß es nicht. Könnte ja aber mal interessant sein nachzufragen :)

LG Fortuna - hoffentlich habt ihr allesamt gute Unterstützung, das wünsche ich euch!

Hariboo

Hallo Fortuna,
danke für die guten Wünsche!
Vor der OP war unser Sohn auch nie versetzungsgefährdet. Aber das "vorher" ist leider einfach nicht mehr aktuell.
Ich glaube, man muss das jetzt einfach als Chance für ihn sehen, dieses zusätzliche Jahr nutzen zu können, um sich zu stabilisieren und mit der Situation umzugehen lernen. Die ständigen Misserfolge in der jetzigen Jahrgangsstufe tragen ja auch nicht gerade dazu bei, ein gesundes Selbstvertrauen zu entwickeln. Ich hoffe, dass er sich schnell in der neuen Klasse einlebt und sich dort wohl fühlt.!

LG Hariboo

slowly

Hallo Hariboo,
deinem Sohn steht auf jeden Fall ab OP und auch für alle weiteren! Schuljahre ein schriftlich festgelegter Nachteilsausgleich in der Schule zu! Er ist chronisch erkrankt,hat eine organisch bedingte Lernbeeinträchtigung und ihm steht Hilfe zu! Wende dich am besten gemeinsam mit der Klassenlehrkraft an die Schulleiter.Die wird/muss alles in die Wege leiten, was jetzt deinem Sohn helfen kann.Es gibt Nachteilsausgleich in allen Fächer!
Alles Gute für euch!

Hariboo

Hallo slowly,
vielen Dank für den Tipp - es ist mir neu, dass es diese Möglichkeit gibt. Ist das bundesweit so - also auch bei uns hier in Bayern?
Es trifft sich gut, dass ich morgen eh in die Schule muss. Dort werde ich dieses Thema ansprechen.
Was ich im Nachhinein etwas schade finde, ist, dass im Krankenhaus über etwaige Folgen der OP kein Wort verloren wurde. Da es unserem Sohn auch gut ging und er keine körperlichen Ausfallerscheinungen hatte, kam diese Frage aber auch bei uns zunächst nicht auf. Jetzt - in der aktuellen Schulsituation - bemerkt man erst die kognitiven Veränderungen.

LG Hariboo

Lara

Liebe Hariboo,

Wie slowly schreibt steht ihm ein Nachteilsausgleich zu.
Wo sein Handycap liegt müsst ihr ja noch feststellen
Das kann sein das ihm alles was mündlich erzählt wird ihm schriftlich ausgedruckt wird...
Schreibverlängerung...weil Motorik langsamer...lesen langsamer...
Es kann sein, dass es nur vorübergehend ist. Das Gehirn ist fazinierend und findet neue Wege sich zu vernetzen. ..
ich möchte dir nur sagen, dass Lehrer eine 6 meist nur vergeben wenn Sozialverhalten und Leistung nicht stimmen
Dazu fällt mir ein Arbeitskollege ein, der einen Tumor an der Motorik gehabt. Er hatte nach der Op wenig Gesichtsmotorik. Das was er erzählte passte nicht zu seiner Mimik. Dadurch fülten sich viele angegriffen oder veräppelt. Auch stand er mitten im Gespräch auf und schaute aus dem Fenster weil er dem Gespräch oder der Diskussion nicht mehr folgen konnte. ... wenn du so was als Schüler machst bist du bei jedem Lehrer ...
Ich weiß nicht ob es bei deinem Sohn auch so etwas ist.....war nur eine Idee
Falls möglich nimm einen Vertrauenslehrer oder Sozialpädagogen mit ins Gespräch und wenn möglich vertagt eine endgültige Entscheidung. .. um eine Nacht damit du und der Lehrer die neue Informationen die ihr sicherlich beide bekommt einsortieren könnt.
Sicherlich sollte es auch möglich sein, dass das Jugendamt euch Hilfen anbietet sei es Nachhilfe..besondere Förderung. ...
Ich wünsche dir ein gutes Gespräch

LG

Lara

Hariboo

Hallo Lara,
sein Sozialverhalten ist - soweit ich weiß - unauffällig. Zumindest wurden wir nie kontaktiert, obwohl ich in einem Gespräch nach der OP darum bat, uns bei Problemen zu informieren. Die schriftlichen Leistungen waren eben von der Punktezahl her so, dass 5en und 6en dabei herauskamen.
Unser Sohn meinte, er lernt, kann aber dann bei den Tests die Leistung nicht mehr abrufen. Genaueres kann man natürlich erst nach der neurologischen Abklärung sagen. Vielleicht ist es auch ein rein psychisches Problem, das mit den Belastungen in letzter Zeit zusammenhängt - ich weiß es nicht.
Du hast recht, dass man jetzt nicht voreilig entscheiden sollte. Ich könnte mir vorstellen, dass die Schule auch die Schulpsychologin mit ins Boot holen möchte. Nun ja, morgen Mittag bin ich wohl schlauer!

LG
Hariboo

Andrea 1

Hallo Hariboo gut, dass ihr euch so um ihn bemüht und ihn nicht hängen lasst!
Für mich klingen deine Schilderungen ganz nach Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis. Wenn ich so an die zahlreichen Beiträge von Betroffenen hier denke, scheint das ein ziemlich häufiges Problem zu sein.
Sicherlich ist die Stelle am Kopf auch noch entscheidend, was für Defizite und wie sie sich bemerkbar machen sehr entscheidend.
Meine OP-Stelle war vorn rechts frontal und brachte mir noch so eine Menge an Konzentrationsverlust und eine stark ausgeprägte Verlangsamung ein. Körperlich gesehen war ich ruhelos und absolvierte "gemütliche Spaziergänge" im Stechschritt, hätte mein Mann mich nicht manches Mal am Arm festgehalten, aber geistig hatte ich jegliches Zeitgefühl verloren. Alles passierte für mich rasend schnell, war aber genau das Gegenteil davon. Legte ich mit reden los, plapperte ich ununterbrochen und fand kein Ende, weil sich meine Gedanken überschlugen. Aber langsam habe ich einigermaßen mein Zeitgefühl wieder, es darf nur kein Stress oder Druck oder etwas Negatives für mich sein.
Bei mir selbst war und ist das bis heute noch der Fall, obwohl ich mich schon deutlich bessern konnte.
Ist schon merkwürdig, dass man Erwachsene rel. lange aus dem Berufsleben nimmt, aber von Kindern im Grunde sofortige Vollleistungen "abverlangt". Die zahlreichen Tipps und Vorschläge, welche ihr bekommen habt, finde ich echt gut!
Alles Gute für euch und vor allem für euren tapferen Sohn!
LG Andrea

Hariboo

Hallo,
nun war ich beim Klassenlehrer. Der kann sich die momentanen Leistungen nicht so richtig erklären. Unser Sohn wäre oft unkonzentriert, und der Lehrer geht eher von einer "schulischen Unlust" aus. Allerdings kennt er unseren Sohn auch erst seit diesem Schuljahr - also eigentlich nicht mehr als 5 Wochen, weil er die restliche Zeit krank war. Es stimmt schon, dass er nie einer war, der seine Erfüllung im stundenlangen Lernen fand, trotzdem war er nie versetzungsgefährdet und kam einigermaßen gut durch.
Ich habe von der Uniklinik nun Termine in der Neuropädiatrie und beim Psychologen bekommen. Dann sieht man weiter.
In der Schule wurde nun - auch nach Rücksprache mit dem Direktor - beschlossen, ihn eine Klasse zurückzustufen.
LG
Hariboo

Andrea 1

Hallo Hariboo,
das wird wohl das Beste sein, wenn er diese Klasse noch einmal machen kann. Es ist wichtig, dass er weiß, dass es kein MUSS ist sondern für ihn eine Erleichterung bringen soll.
Immerhin ist so ein Eingriff keine einfache Sache. Es geht tatsächlich "ans Eingemachte".
Gut, dass er bald durch Spezialisten zusätzlich unterstützt wird.
LG Andrea

Majeb

Liebe Hariboo
Ui, das finde ich von dem Lehrer ganz schön gewagt von einer schulischen Unlust zu reden. Auch wenn er ihn erst 5 Wochen kennt, wäre es für den Lehrer vielleicht hilfreich, dass er sich mal kurz mit der Materie Hirntumor beschäftigt.
Wenn ich mir überlege, wie schlapp ich 6 Wochen nach der OP noch war und welche Konzentrationsprobleme ich da noch hatte, wundert mich das gar nicht, dass er gerade Schulprobleme hat.
Sicher ist das für ihn besser, wenn er eine Klasse runter geht, könnte mir aber vorstellen, dass das nichts daran ändert, dass er sich noch schlecht konzentrieren kann. Wichtig finde ich, dass ihr ev. die Lehrer aufklären müsst und auf seine besondere Situation auch Rücksicht genommen wird. Oben waren dazu ja schon super Vorschläge.
Schade, dass er von ärztlicher Sicht nicht mehr Unterstützung bekommen hat. Zu sagen, dass er nach einer Woche wieder in die Schule kann finde ich doch echt krass.
Ein Schultag erfordert schon von gesunden Kindern ein hohes Maß an Konzentration.
Und wenn er lernt und dann das gelernte nicht abrufen kann, ganz ehrlich, das würde meine "Unlust" auch erheblich steigern.
War denn für deinen Sohn keine Reha angedacht? Wäre das nicht noch sinnvoll?
Zu mir meinte der Neurochirurg auch ich bräuchte das nicht. Habe es dann über den Hausarzt beantragt und auch problemlos genehmigt bekommen.
Habt noch viel Geduld mit ihm. Es wird sicher immer besser.
Ich finde es auch gut, dass er bald durch die Spezialisten unterstützt wird.
Wünsche euch viel Kraft und Kampfgeist :)
Liebe Grüße Majeb

Hariboo

Hallo,

es ist wirkich klasse, wie man von euch allen unterstützt wird und welche tollen Tipps man bekommt. Ganz lieben Dank dafür!!
Es ist schon schade, wenn die Lehrer denken - das Ding im Kopf ist weg, also ist alles wieder ok. Denn so ist es leider in den wenigsten Fällen. Auf den ersten Blick merkt man unserem Sohn nichts an, weder körperlich noch geistig. Aber bei genauerem Hinschauen merkt man doch, dass nicht alles wie vorher ist.
Ich glaube auch, psychisch hat er wirklich gelitten. Als ihm die Diagnose und die Notwendigkeit einer OP mitgeteilt wurde, rannte er nach dem Gespräch ins Treppenhaus des Krankenhauses und ließ sich sicherlich 15 Minuten lang nicht mehr beruhigen. Er hat die ganze Station "zusammengeschrien". Daraufhin meinte die Schwester, dass ich bei ihm schlafen könne, wenn ich möchte, der Arzt meinte, bei ihm wäre das medizinisch indiziert.
Auch jetzt sagt er, dass er sich darauf freut, wenn er 18 Jahre alt wird, denn dann kann er bestimmen, ob er sich operieren lässt - was er dann nicht mehr zulassen wird. An diesen Dingen merke ich einfach, dass er (auch wenn er nach außen hin sehr aufs "cool-sein" bedacht ist), die ganze Sache noch nicht annähernd verarbeitet hat. Aber ich denke, hierbei kann uns sicherlich auch der Psychologe helfen.
Eine Reha wurde uns nicht vorgeschlagen, weil er augenscheinlich keine Defizite hat. Mein Sohn selbst würde das aber auch nicht wollen, da er nicht gerne von Zuhause weg ist.
Zu den neuen Lehrern werden wir wohl auch engen Kontakt halten. Am liebsten hätte ich ihnen heute einmal ein Bild des Tumors und der großen Zyste gezeigt, dann hätten sie vielleicht etwas eher verstanden, dass das kein harmloser Schnupfen war, sondern wirklich ein großer Eingriff. Auch bei den MRT-Bildern nach der OP sind ja große Veränderungen im Vergleich zu einem "normalen" Gehirn zu sehen.

Liebe Grüße - toll dass es euch gibt!
Hariboo

Majeb

Liebe Hariboo
Das ist genau das Problem was wir alle haben. Wir sehen fit aus und sind es nicht. Wir sind es auch leid uns immer wieder erklären zu müssen warum es noch nicht so geht.
Ich zeige tatsächlich recht oft mein MRT Bild. Das erklärt doch viel. Und sage auch immer dazu, dass es lang dauert bis sich das Gehirn wieder erholt hat.
Ich habe auch keine erkennbaren Defizite.
Vielleicht wären ambulante Therapien eher was für ihn. Eventuell mal beim Termin mit dem Neuropädiater abklären?
Nochmals alle guten Wünsche!!!
Majeb

Lara

Liebe Hariboo,

Eine Entscheidung ist gefallen. Dass ist sicherlich richtig. Dann könnt ihr jetzt in Ruhe gucken wo die Defizite sind.
Ich wünsche euch mit den neuen Lehren mehr Glück.
Vielleicht kannst du denen ja ein Bild ausdrucken und evtl. zum lesen eine Ausgabe der letzten Brainstorm zukommen lassen. Oder du kopierst einige Seiten für alle Lehrer und dem Klassenlehrer lässt du ein Original zukommen.
Für Kinder mit Behinderung sollten eigentlich auch regelmäßig Teambesprechungen durchgeführt werden. Ich denke ihm steht jetzt auch ein entsprechender Ausweis zu. Als Arbeitnehmer wird man ha auch durch die Behinderten Vertretung unterstützt.
Kannst du euren Kinderarzt bis zur Klärung der Defizite nicht um einige Ergotherapie Stunden bitten? Solche Therapeuten haben meist sehr gute Ideen wie man gewisse Dinge trainieren kann oder mit Defiziten umgehen kann. Damit er auch wieder Erfolgsgefühle bekommt...
Mit 12 will man ja eher unabhängig sein, dass ist sicherlich schwer zu verkraften wieder abhängiger von euch und eurer Hilfe zu sein.
Ich wünsche euch jetzt Ruhe, viele nette Lehrer, schnelle Hilfe und eine schöne Vorweihnachtszeit.
Du machst das wirklich gut.

LG
Lara

Hariboo

Hallo,
ich werde den neuen Lehrern die MRT-Bilder zeigen. Vielleicht besteht dann doch etwas mehr Verständnis. Wo gibt es diese Zeitschrift Brainstorm? Das sagt mir noch nichts.
Da ich kommenden Montag bereits den Termin beim Neuropädiater in der Uni habe, warte ich das wohl erst einmal ab, bevor ich beim Kinderarzt nach Ergotherapie o.ä. frage - vielleicht kommt dort auch ein ähnliches Angebot.

LG
Hariboo

SpinEcho

> ich werde den neuen Lehrern die MRT-Bilder zeigen. Vielleicht besteht dann doch etwas mehr Verständnis.

Kann sein, kann aber auch nicht sein. Lehrer sind keine Experten im beurteilen von MRT-Bildern. Lehrer müssen auch nicht wissen, welche Bereiche im Gehirn wofür zuständig sind und zu welchen Ausfällen Schädigungen bestimmter Bereiche führen. Gerade das Frontalhirn ist extrem für "schulisch wichtige" Fähigkeiten wie Aufmerksamkeitssteuerung, Exekutivfunktionen, Konzentration und Impulskontrolle zuständig.

Und wenn der Lehrer von der OP weiß, aber von "schulischer Unlust" ausgeht, kann es sein, dass er für sachliche Argumente nicht wirklich empfänglich ist.

Habt ihr euch schon einmal nach der Möglichkeiten wie einem Nachteilsausgleich oder einer vorübergehenden Schulbegleitung erkundigt? Dass der Lehrer wegen relativ eindeutig krankheitsbedingter Leistungsprobleme Fünfer und Sechser reinknallt und es dabei belässt, geht m.A.n. gar nicht.

Hariboo

Der Lehrer mit der "schulischen Unlust" ist der bisherige Klassenlehrer. Ich meinte, dass ich die Bilder den neuen Lehrern zeigen werde, da unser Sohn ab morgen in die 6. Jahrgangsstufe zurückgeht.
Ich glaube auch nicht, dass die Lehrer erkennen können, welche Probleme anhand der Lage des Tumors möglich sind. Aber alleine durch die Größe des Tumors mit Zyste - mehr als 1/3 der Hirnhälfte groß - müsste doch dann hoffentlich ein Verständnis für seine Probleme entstehen, zumal man auch auf den MRTs nach der OP noch eindeutige Defekte am Gehirn sieht.
Das mit dem Nachteilsausgleich habe ich angesprochen. Der Direktor meinte, da unser Sohn ja letztes Jahr die 6. Klasse bereits erfolgreich absolviert hat und somit auch mit einem 6-er Notenschnitt am Ende vom Schuljahr in die 7. Jahrgangsstufe vorrücken darf, braucht er eigentlich keinen Nachteilsausgleich.
Die 5en und 6en hat er leider fast durch die Bank in allen Fächern bekommen, Rücksicht wurde also praktisch von keinem seiner bisherigen Lehrer genommen. Vielleicht müssen/dürfen die das auch gar nicht - ohne klare Regelung von der Schulleitung? Ich weiß es nicht.
Ich hoffe, all diese Fragen am Montag in der Uni klären zu können....

LG
Hariboo

Lara

Hallo Hariboo,

Der Nachteilsausgleich ist vielleicht für die Versetzung nicht wichtig aber für die Psyche deines Sohnes.
Mein Sohn hat z.B. Eine Lese- Rechtschreibschwäche. Die Grundschullehrerin meinte so was gibts nicht.... Er wurde in der Schule getestet und es wurde keine Schwäche festgestellt.
Auf Grund eines Ausfalls der Gleichgewichtsorgans rechts kam er in die Kinderklinik. Er konnte weder stehen noch alleine sitzen und ihm war schwindelig und musste sich ständig übergeben.
Hier wurde erstmal nach Tumor HNO gesucht, dann Augenklinik dann EEG und MRT. Es wurde kein Tumor gefunden EEG auffällig aber nach 14 Tagen wieder in Ordnung. Hier geht man von Migräne aus. Aber auf Grund des MRT und des EEG meinten die Ärzte er hat doch LRS oder ?
Deshalb haben wir es vom Schulpsychologischen Dienst testen lassen... Und hier wurde offiziell festgestellt : Leseschwäche und Rechtschreibschwäche.
Jetzt mussten die Lehrer die Arbeiten anders werten bzw. ihm mehr Zeit geben ....weil er so langsam liest.
Ihm hat das sehr gut getan er hatte bessere Noten auch durch ein besseres Selbstverständnis... Vorher sagte die Lehrerin du bist faul oder blöd.

Er geht seither gerne zur Schule die Leistungen in Mathe und Naturwissenschaften wurden von mittelmäßig vorher plötzlich sehr gut.
Eine Schreibverlängerung steht ihm zu.... Ist aber leider nie umsetzbar gewesen. Hier haben die sich Lehrer gesperrt. "Warum es durften doch alle bis in die Pause schreiben..." Na ja hier war ich schon mal froh, dass die Rechtschreibfehler nicht zum Punktabzug in der Mathearbeit führten...
Er ist in der Schachmannschaft der Schule und hat schon viele Pokale für seine Schule geholt. Er ist also nicht blöd.

Bei meinem Sohn hatte der Nachteilsausgleich psychologisch gesehen sehr geholfen. Er ist nicht mehr so ängstlich und ihm wurde damit schriftlich gegeben dass er nicht dumm ist, sondern nur einen Nachteil hat. Wie ein Brillenträger eine Brille oder ein gelähmter einen Rollstuhl...

Zu den unsensiblen Lehrern kann ich auch was erzählen.....
Mein Sohn hatte den Ellenbogen gebrochen. Also Gips vom Handgelenk bis zum Oberarm...rechts (er ist Rechtshänder) Unfall Dienstag. Am Mittwoch in der Schule: " Ach das Diktat von Gestern....schreibst du jetzt nach deine Finger sind ja nicht eingegipst. " das jede Bewegung des Armes weh tut kann sich ein Lehrer nicht vorstellen....
" Dein Fuß tut weh?".... " Probier mal ob du nicht doch weiter mit Sport machen kannst".... " ja zeig mal sieht dick aus ...na dann setz dich auf die Bank"
Dann wird er mit gebrochenen Fuß allein nach Hause geschickt....1km Fußweg....


Aber es gibt natürlich auch andere Lehrer... Ich hoffe dass ihr da jetzt Glück habt.

Ach Braistorm ist die Zeitung der Hirntumorhilfe. Die kann man bei der Hirntumorhilfe bestellen.
Ich könnte dir meine zuschicken oder du kopierst von der Seite der Hilrntumorhilfe ein paar Infos zu der Tumorart , Auswirkungen...und druckst die Sachen aus ...

Du kannst mir gerne eine PN schicken.

LG

Lara

KaSy

Hallo, Hariboo und Lara,
eine Schreibverlängerung bei schriftlichen Leistungskontrollen ist natürlich nicht immer möglich, da entweder der Unterricht anschließend fortgesetzt wird oder die Unterrichtsstunde endet. Für diese Fälle gibt es die Möglichkeit, die Aufgabenanzahl zu verringern bzw. nur die Aufgaben zu werten, die geschafft wurden.

Bei den von Lara beschriebenen unsensiblen Lehrern hilft das Vorzeigen des MRT-Bildes sicher nicht.

Bei den Lehrern, die sich für ihre Schüler interessieren, sollte eigentlich die Information genügen, dass es eine Hirntumor-OP war. Diese werden auch individuell auf jeden ihrer Schüler und damit auch auf Hariboos Sohn eingehen. Ich wünsche Euch sehr, dass es diese Lehrerinnen und Lehrer auch an dieser Schule gibt. (Obwohl die Aussage des Schulleiters ja entsetzlich unsensibel und behindertenfeindlich ist! )
KaSy

Hariboo

Es ist einfach schade, dass man neben den ganzen Sorgen und Ängsten, die einen sowieso ständig begleiten, auch noch für solche Dinge kämpfen muss.
Heute hatte unser Sohn seinen 1. Tag in der neuen Klasse. Er war sehr aufgeregt, was auf ihn zukommt und war schon um 5 Uhr wach. Aber er wurde wohl gut aufgenommen. Natürlich wollten die Kinder wissen, warum er zurück in die 6. Klasse geht und was das für eine Narbe am Kopf ist. Er hat aber nur erzählt, dass er länger nicht in der Schule war und da, wo die Narbe ist, operiert wurde. Mehr wollte er nicht erzählen, und das ist ja auch ok so.

LG
Hariboo

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