Liebe Rosamunde
Es tut mir leid, dass du dich auch damit rumquälen musst! wenn du dich hier im Forum schon etwas umgesehen hast, kennst du meine Erfahrungen zu den Dopaminagonisten (Cabergolin, Bromocriptin, Quinagolid) bereits.
Meine erste Frage: Warst Du bereits bei einem Endokrinologen, ist die Ursache für dein Raydaud bekannt? Für die ideale medikamentöse Einstellung und Überwachung erscheint mir weder die Gyn noch der Neurochirurge die perfekten Ansprechpartner. Trotzdem ist es sehr wichtig, dass die drei Disziplinen gut harmonieren und zusammenarbeiten.
Zu den Nebenwirkungen allgemein: Viele Prolaktinompatienten vertragen die Medikamente relativ gut. Mit der Zeit werden viele Nebenwirkungen besser oder verschwinden ganz. ABER: Dein bestehendes Raynaudsyndrom ist keine gute Voraussetzung. Die Dopaminagonisten sind Abkömmlinge von Mutterkornalkaloiden, d.h. sie können zu Durchblutungsstörungen von Händen und Füssen führen. Da du das aber mit dem Raynaud bereits hast, wird es mit diesen Medikamenten eher schlimmer als besser.
Zu meinen Erfahrungen:
Ich habe 4 Jahre Cabergolin und jeweils 1 Monat Quinagolid und Bromocriptin wegen eines erhöhten Prolaktins und Milchfluss genommen. Mein Hypophysenadenom wurde beim ersten MRT übersehen und erst über 4 Jahre später im März 2015 entdeckt. Unter den Dopaminagonisten veränderte sich meine Stressreaktion grundlegend, d.h. von total relaxed auf permanent über 2000, dies führte bei mir schlussendlich zu Depressionen, weil ich nicht mehr in der Lage war runterzufahren und abzuschalten. Nach 1 Jahren Cabergolin entwickelte ich das Raynaud-Syndrom und eine extreme Kälteempfindlichkeit (schwimmen, Schneesport, Aktivitäten draussen machten keinen Spass mehr). Von der ersten Einnahme an hatte ich Alpträume und z.T. Halluzinationen. Auch im Alltag zerfloss manchmal die Grenze zwischen Realität und Traum. Unter Antidepressiva war das Cabergolin mit Ausnahme des Raynaud-Syndrom erträglich und ganz ok.
Nach 4 Jahren machte ich auf Anraten des Endokrinologen ein Auslassversuch, doch mein Prolaktinom meldete sich zurück und wurde ja dann auch festgestellt. Als Alternative probierte ich es noch mit Bromocriptin und Quinagolid, mit ähnlichen Nebenwirkungen.
Mir blieben folgende 3 Optionen:
1.Therapie mit Dopaminagonisten und zusätzlichen Antidepressiva's für eine bessere Verträglichkeit
2. Keine Therapie, mit all den Symptomben wie Abgeschlagenheit, Lichtempfindlichkeit, Müdikeit, unkonzentriert, Brustschmerzen, Wachstumsrisiko, Kinderlosigkeit etc.
3. OP, realtiv riskant aber die Aussicht auf eine normales gesundes Leben ohne Medikamente.
Ich habe mich zur OP entschlossen, welche nun gut 3 Monate her ist und erfolgreich ohne Komplikationen (ausser einem SIADH) verlaufen ist.
Seit ich die Dopaminagonisten abgesetzt habe, habe ich mich psychisch vollständig erholt. Nach meiner OP fühle ich mich wieder wohl und befreit wie seit über 5 Jahren nicht mehr. Ich habe wieder Zukunfts und Familienpläne (ich bin 31) und ich bin einfach nur froh, dass ich diese Geschichte nun abschliessen kann. All die unspezifischen Symptome und die jahrelangen Wehwechen wie du es nennst sind verschwunden.
Das Raynaud und die Kälteempfindlichkeit sind leider nicht ganz weg, aber schon viel besser und ich hoffe dass es sich mit den Jahren normalisieren, bis dahin verwende ich auf der Skipiste weiterhin die geheizten Handschuhe.
Die OP-Entscheidung zu treffen war nicht einfach. Wenn etwas schief geht, kann es unter Umständen dann schlimmer sein als die Nebenwirkungen von den Dopaminagonisten. Deshalb habe ich alle 3 Wirkstoffe durchprobiert in der Hoffnung, dass ich einer vielleicht besser vertrage als der andere. Ich war sehr froh, dass ich auf eine 4-jährige Erfahrung unter diesen Medikamenten zurück greifen konnte und mir wirklich sicher war, dass es damit einfach nicht geht und ich mir mein Leben damit nicht mehr vorstellen kann, . Ich war an einem Punkt, wo ich bereit war, alle OP-Risiken ohne mit den Wimpern zu zucken in Kauf zu nehmen.
Ich rate dir, suche unbedingt das Gespräch mit deinem Arzt, wie gesagt, hat der Endokrinologe wohl die grösste Erfahrung mit diesen Medikamenten. Und, es kann durchaus sein, dass Du eines dieser Präparate besser verträgst als das andere. Wenn die Nebenwirkungen nicht besser werden, kann ich dir aus meiner Erfahrung nur empfehlen an eine Operation zu denken. Ich persönlich hätte mich niemals für die OP entschieden, wenn ich keine Nebenwirkunen gehabt hätte, so bekam ich aber jetzt die perfekte Lösung. Die Op war auch gar nicht so belastend, eine Kontrolle beim Zahnarzt finde ich persönlich nach wie vor schlimmer! und mein Leben normalisiert sich gerade nach über 5 Jahren.
Ich wünsche dir alles gute und auch viel Glück!
lg Amnatou