Rosi und Stefan
Hallo, wir sind Rosi und Stefan, die Eltern von Martin.
Mit meinem Vater habt Ihr ja schon Kontakt aufgenommen, aber jetzt möchten wir auch noch mal etwas ausführlicher über unser Schicksal berichten.
Unserem Sohn wurde am 12.04.02 ein, wie die Ärzte sagen "riesen Teil", von einem Medulloblastom entfernt. Die Operation ist gut verlaufen, man konnte den Tumor trotz seiner größe ganz entfernen und unser Sohn hat Gott sei Dank keine neurologischen Schäden davongetragen. Eine Woche nach der Operation erhielten wir die Nachricht, daß es sich um ein bösartiges Medulloblastom handelt daß bereits in den Spinalkanal abgetropft hat. Der Professor sagte uns, daß es sich um eine ausgedehnte Metastasierung vom Halswirbel- bis zum Lendenwirbelbereich handelt und gab ihm eine Chance von um die 40 %. Nach 3 Wochen Intensivstation mit sogenanntem Durchgangssyndrom (Martin hat 12 Tage lang nur geschrieen, gebissen, gehaut usw. und war absolut nicht ansprechbar) das sich aber dann als Überreaktion auf Cortison herrausstellte, wurden wir auf die Onkologie verlegt. Zu Erwähnen ist auch noch, daß Martin auf alle möglichen Beruhigungsmittel paradox reagierte und daraufhin völlig ausflippte.
Nach der zweiten Chemotherapie (Martin ging es eigentlich recht gut) fand mein Mann in der Elternecke eine "Wir"-Zeitschrift in der wir einen Artikel der Uni Würzburg über Hintumoren lasen. Dort stand, daß es nach einer unmittelbar postoperativen MRT-Aufnahme oft zu einer Verwechslung mit einer Tumoraussaat im Spinalkanal kommen kann. Obwohl unsere MRT erst 5 Tage nach OP war schrieb ich eine Mail an Herrn Prof. Kühl. Er forderte unsere Bilder an und ließ in seinem Referenzzentrum prüfen.
Als wir zur letzten Chemo des ersten Blocks in die Klinik mußten, teilten uns die Ärzte mit, daß es sich bei Martin tatsächlich um eine Verwechslung handelt. Sie hatten die Bilder noch im Max-Planck-Institut prüfen lassen und die schlossen sich der Meinung von Würzburg an. Es wurde noch eine Lumbalpunktion gemacht und jetzt noch einmal ein MRT und es konnte weder im Liquor noch in der Wirbelsäule etwas festgestellt werden. Nebenbei sagten uns die Ärzte, daß sie sich schon gewundert hätten, warum Martin keine Ausfallerscheinungen und keine Schmerzen hat, was bei diesem Krankheitsbild eigentlich hätte sein sollen. Trotzdem haben sie nichts in die Wege geleitet. Wenn wir nicht zufällig diesen Artikel gelesen hätten, hätte man uns jetzt erzählt, daß die Chemo gut angesprochen hat und unser Sohn hätte eine Hochdosischemo mit anschließender Stammzellentherapie (14 Tage keimfreie Einheit minimum) bekommen. Daß Omaya-Reservoir, daß man ihm in den Kopf implantiert hat um die Chemo zentral in den Liquor zu leiten ist völlig um sonst gewesen genau wie die 8 malige Gabe von MTX dort hinein. Auch den ersten Chemo-Block hätten wir uns sparen können weil man ein Medulloblastom ohne Metastasen zuerst bestrahlt und danach Erhaltungschemo gibt.Weil wir unser Vertrauen jetzt verloren haben, lassen wir den pathologischen Befund in Bonn überprüfen. Ich habe nähmlich in seiner Krankenakte gelesen, daß ursprünglich auch noch ein Astrozytom zur Verfügung stand.
Wir wollen hiermit nur sagen, daß man nicht immer alles glauben darf, was einem die Ärzte erzählen. So schwer es einen auch am Anfang trifft, man muß kämpfen, viel lesen (aber das richtige) und sich alles genau erklären lassen (Medikamentengabe usw.). Wenn wir den endgültigen Bescheid über den pathologischen Befung haben, melden wir uns wieder bis dahin
liebe Grüße an alle
Rosi und Stefan