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Bianca[a]

Nach vier Jahren Glioblastom ist mein Mann gestern morgen verstorben. Das letzte Jahr war für meinen Engel und mich sehr schwer, manchmal riß es mir das Herz heraus, zuzusehen wie er litt. Nun hat er es überstanden und ist ganz friedlich zu Hause eingeschlafen Ich möchte mich hiermit ganz herzlich bei euch bedanken, oft hab ich mir hier einen Rat geholt. Ich hoffe auch in Zukunft Euch mit meiner Erfahrung helfen zu können.
Danke Bianca

Nordlicht111[a]

Dies schrieb eine mir nur indirekt bekannte Person zum Tode eines lieben Freundes...
ich weiss nicht, ob selbst oger "geklaut"...aber sehr schön-----
Die Geschichte von der Traurigkeit

Es war eine kleine Frau, die den staubigen Feldweg entlangkam. Sie war wohl schon recht alt, doch ihr Gang war leicht, und ihr Lächeln hatte den frischen Glanz eines unbekümmerten Mädchens.

Bei der zusammengekauerten Gestalt blieb sie stehen und sah hinunter. Sie konnte nicht viel erkennen. Das Wesen, das da im Staub des Weges saß, schien fast körperlos. Es erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen. Die kleine Frau bückte sich ein wenig und fragte: "Wer bist du?"

Zwei fast leblose Augen blickten müde auf. "Ich? Ich bin die Traurigkeit", flüsterte die Stimme stockend und so leise, dass sie kaum zu hören war. "Ach die Traurigkeit!" rief die kleine Frau erfreut aus, als würde sie eine alte Bekannte begrüßen.

"Du kennst mich?" fragte die Traurigkeit misstrauisch. "Natürlich kenne ich dich! Immer wieder einmal hast du mich ein Stück des Weges begleitet." "Ja aber...", argwöhnte die Traurigkeit, "warum flüchtest du dich dann nicht vor mir? Hast du denn keine Angst?"

"Warum sollte ich vor dir davonlaufen, meine Liebe? Du weißt doch selbst nur zu gut, dass du jeden Flüchtigen einholst. Aber, was ich dich fragen will: Warum siehst du so mutlos aus?"

"Ich.....ich bin traurig", antwortete die graue Gestalt mit brüchiger Stimme. Die kleine, alte Frau setzte sich zu ihr. "Traurig bist du also", sagte sie und nickte verständnisvoll mit dem Kopf. "Erzähl mir doch, was dich so bedrückt." Die Traurigkeit seufzte tief. Sollte ihr diesmal wirklich jemand zuhören wollen?

Wie oft hatte sie sich das schon gewünscht. "Ach, weißt du", begann sie zögernd und äußerst verwundert, "es ist so, dass mich einfach niemand mag. Es ist nun mal meine Bestimmung, unter die Menschen zu gehen und für eine gewisse Zeit bei ihnen zu verweilen. Aber wenn ich zu ihnen komme, schrecken sie zurück. Sie fürchten sich vor mir und meiden mich wie die Pest."

Die Traurigkeit schluckte schwer. "Sie haben Sätze erfunden, mit denen sie mich bannen wollen. Sie sagen: Papperlapapp, das Leben ist heiter. Und ihr falsches Lachen führt zu Magenkrämpfen und Atemnot.

Sie sagen: Gelobt sei, was hart macht. Und dann bekommen sie Herzschmerzen. Sie sagen: Man muss sich nur zusammenreißen. Und sie spüren das Reißen in den Schultern und im Rücken. Sie sagen: Nur Schwächlinge weinen. Und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe. Oder aber sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht fühlen müssen."

"Oh ja", bestätigte die alte Frau, "solche Menschen sind mir schon oft begegnet."

Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen. "Und dabei will ich den Menschen doch nur helfen. Wenn ich ganz nah bei ihnen bin, können sie sich selbst begegnen. Ich helfe ihnen, ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist hat eine besonders dünne Haut. Manches Leid bricht wieder auf wie eine schlecht verheilte Wunde, und das tut sehr weh.

Aber nur, wer die Trauer zulässt und all die ungeweinten Tränen weint, kann seine Wunden wirklich heilen. Doch die Menschen wollen gar nicht, dass ich ihnen dabei helfe.

Statt dessen schminken sie sich ein grelles Lachen über ihre Narben. Oder sie legen sich einen dicken Panzer aus Bitterkeit zu."

Die Traurigkeit schwieg. Ihr Weinen war erst schwach, dann stärker und schließlich ganz verzweifelt

Die kleine, alte Frau nahm die zusammengesunkene Gestalt tröstend in ihre Arme. Wie weich und sanft sie sich anfühlt, dachte sie und streichelte zärtlich das zitternde Bündel.

"Weine nur, Traurigkeit", flüsterte sie liebevoll, "ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst von nun an nicht mehr alleine wandern. Ich werde dich begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr an Macht gewinnt."

Die Traurigkeit hörte auf zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachtete erstaunt ihre neue Gefährtin: "Aber...aber - wer bist eigentlich du?"

"Ich?" sagte die kleine, alte Frau schmunzelnd, und dann lächelte sie wieder so unbekümmert wie ein kleines Mädchen.


"Ich bin die Hoffnung."

Hanna[a]

Liebe Bianca,
seit 10 Monaten verfolge ich Deine Einträge in diesem Forum. Ich möchte Dir mein Mitgefühl aussprechen. Ich sitze hier, mir laufen die Tränen über die Wangen und ich fühle mich mit Dir so verbunden, weil mein Mann auch kurz vor seinem Tod steht. Wir haben nur kurz Zeit gehabt, uns auf die Situation einzustellen. Er hat auch ein Glioblastom. Jetzt ist er für die finale Pflege zu Hause, mitten in der Familie. Er ist fast blind, inkontinent, kann sich nicht mehr orientieren, nicht mehr laufen.... Kennst Du sicher alles. Langsam kommt der Punkt, daß ich ihn loslassen muß.
Ich hoffe, der Tod Deines Mannes war eine Erlösung. Was die Pflege für eine ernorme Belastung mit sich bringt, weiß man erst, wenn man drin steckt.
Ich wünsche Dir alles Gute, Du hast mein tiefes Mitgefühl.

Es denkt an Dich, Hanna

Caro[a]

Hallo Bianca,
erstmal mein tiefes mitgefühl. Ich selbst habe meine Mama vor knapp einer Woche verloren. Leider (das sie so schnell weg ging) aber manchmal auch Gott sei dank hat bei uns der leidensweg nur vier Wochen gedauert Aber mir blieb nicht die Zeit mich von Ihr zu verabschieden. Für mich ist es auch das Einzige was mich aufrechthält, dass sie nichts mehr zu leiden hat.

Zumindestens sie hat jetzt ihre Ruhe, ich habe noch meinen kranken dad um den ich mich jetzt doppelt kümmern werde. Aber ich denke wir machen dass schon.

Ganz viel kraft, sendet Caro!!!!

Bianca[a]

Hallo Caro,
auch für Dich tut es mir unendlich leid, dass Du Deine Mutter verloren hast. Es ist einfach nur schrecklich und es tut so unendlich weh. Aber glaub mir, es soll Dir ein kleiner Trost sein, dass Deine Mutter wenig leiden mußte. Es war für mich so schlimm, mitanzusehen wie mein Engel ganz langsam und immer mehr kaputtging. Ich konnte zwar lang seine Hand halten und war immer bei ihm, aber für ihn war es die Hölle. Mein Mann war bis fast zum Schluß bei uns und er hat fast alles mitgekriegt.
Ich wünsche Dir ganz, ganz viel Kraft für die Zukunft. Natürlich auch, dass Du Deinen Vater gut unterstützen und versorgen kannst.
Bianca

Bianca[a]

Hallo Hanna,
danke für Dein tiefes Mitgefühl. Ich bin Dir einen kleinen Schritt voraus und habe auch das alles mitgemacht. Es ist alles so schwer, aber es tröstet auch zu wissen, man macht alles menschenmögliche um unsere Lieben auf den schweren Weg zu begleiten. Einfach immer für sie dazusein.
Mehr kann man auch nicht machen.
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft für die kommende Zeit. Genieße die letzten schönen Augenblicke, sie sind begrenzt.
Ich fühle mit Dir und drücke Dich ganz fest.
Bianca

Bianca[a]

Liebes Nordlicht,
lieben Dank für diese schöne Geschichte. Sie macht so nachdenklich, sie ist so rührend. Meine engste Familie und Freunde haben sie gelesen.
Sie hat allen gefallen. Ja, die Hoffnung und die Traurigkeit, sie hat uns die letzten Jahre begleitet und sie wird es auch in Zukunft tun.
vielen herzlichen Dank und liebe Grüße
Bianca

Nordlicht[a]

Ich denk an Euch, fühlt Euch umarmt und gehalten.
Alles Liebe, Martina

Claudia[a]

Liebe Bianca,
ich selber habe am 18. Mai meinen Partner ( Diagose Glioblastom im Januar 02 ) verloren. Er mußte viel Leid ertragen ( gelähmt, blind, verwirrt und dabei so tief traurig ). Auch ich habe sein Sterben als Erlösung empfunden, heute jedoch überwiegt der Schmerz und die Erschöpfung.

Ich denke, da liegt noch eine stille, schmerzvolle Zeit vor uns.
Ich wünsche Dir für diese kommende Zeit liebevolle Menschen mit viel Geduld und einen guten Zugang zu Deiner inneren Stimme.
Alles Liebe
Claudia

Caro[a]

Guten Tag Bianca,

sorry dass ich mich erst jetzt wiedr melde, aber ich habe mich eine zeit lang zurückgezogen.
Danke für Deine Worte, dass ist auch das eizige was mich aufrecht hält,
Mama muste nicht leiden und hat fast nichts davon mitbekommen.

Aber das Loch ist so tief und schwarz,dass man Verrückt werden möcht.

Ich wünsche Dir alles gute weiterhin.

Ciao Caro

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