Exkurs:
Wir sollten dieses Thema und auch die Menschen nicht Verdrängen, ich denke in den letzten Wochen, vielleicht schon Monaten hat sich gezeigt, dass ein positives Miteinander im Umgang mit der Erkrankung Hirntumor hier im Forum notwendig ist, auch wenn die verschiedenen Themen und Sichtweisen da sind.
Ziel der dt. Hirntumorhilfe ist es , Patienten und Angehörige zu informieren und Ihnen eine Möglichkeit zu geben sich respektvoll auszutauschen und von ihren Erfahrungen zu profitieren. Jeder von uns ein ist ein wertvoller Teil hier und entscheidet eigenständig was er schreibt und liest und was nicht.
Inklusion ist gerade ein modernes Thema und soll gelebt werden.
und Weihnachten ist ja auch gerade...Herbergssuche und so
Lieber Rudi!
Erstmals Danke für deine Offenheit hinsichtlich deiner belasteten Situation und Befindlichkeit. Ich kann durchaus nachvollziehen, wie schwierig die Situation für Dich und eure Kinder ist. Aber zu hoffen, "dass das Siechtum endlich vorüber ist", scheint mir mehr ein Schrei der Verzweiflung zu sein......Ich versuche mir dabei auch vorzustellen, wie schwierig die Situation den auch für Deine Frau und ja halt auch Mama eurer Kinder sein muss.
Nachdem Du bereits im Jänner dein Leid und deine Erfahrungen -hinsichtlich Umgang, Kommunikation, Emotionen und psychischen Veränderungen- aus Sicht eines betroffenen Angehörigen hier mitgeteilt hast, nehme ich wahr, dass sich eure Situation offenkundig nicht verbessert sondern eher verschlechtert hat.
Ich kann Dir nun leider vorerst auch keine Lösung anbieten, vieles wurde bereits geschrieben. Ich teile dir meine Gedanken und Erfahrungen zum Thema mit und wie ich damit umgehen würde bzw. umgehen möchte. Ich selber habe einen HT vo. re., habe aber einen primären HT.
Ich hatte gerade am Anfang nach der OPauch heftige Stimmungsschwankungen, die sicher auch durch die Epilepsiemedikamente verstärkt wurden. Diese haben sich so denke ich mittlerweile vollständig gelegt.Optimistisch gesehen gehe ich davon aus, dass ich ganz lange mit meinem HT überleben werde.
Jeder HT ist ans sich alleine von der Lage und seiner Grösse und Graduierung unterschiedlich in seiner Auswirkung. Nachdem ich mich also selbst in solch schwierigen Stimmungphasen befand, habe ich damals beschlossen mich psychotherapeutisch unterstützen zu lassen. Ich mache seither Yoga und Qui Gong und Lu Jong und übe mich in Entspannungstechniken.
In weitere Folge beschlossen meine Frau und ich, zusätzlich gemeinsam eine Paartherapie zu beginnen, wobei der Schwerpunkt eben meine Erkrankung mit all ihren Folgen auf unser Zusammenleben war. Mir war das sehr hilfreich und ich habe mit meiner Frau auch besprochen, wie ich, wie wir miteinander tun, falls meine Situation sich so heftig verändert, dass meine Wesensveränderung ein gemeinsames Zusammenleben unmöglich macht.
Ich habe zuerst für mich beschlossen und dann eben mit meiner Frau bearbeitet und dies auch schriftlich festgehalten,dass ich dann ausziehen werde/muss...
Dabei braucht es eine Diagnose und Unterstützungsversuche (mit externer professioneller Begleitung, Beratung....)
Wenn es zu keiner Verbesserung kommt, dann muss es zu einer räumlichen Trennung zum Schutze und zum Wohle aller Beteiligten kommen, d.h. ausziehen Wohnungswechsel, Unterbringung in einer betreuten Einrichtung, egal was. Möglicherweise muss das meine Frau für mich organisiseren. Im schlimmsten Fall müsse sie sich von mir scheiden lassen bzw. eine Vormundschaft beantragen. Hier nochmals- das ist meine Geschichte - mit unserer bzw. meiner Entscheidung.
Meine Frau wollte das gar nicht, die meint, das wird schon irgendwie gehen... Ich wollte es nur mit ihr jetzt klären...Das ist und war mir ein wesentliches Anliegen. Ich bin mir meiner Situation bewußt und ich habe und hätte vollstes Verständnis, dass unter solchen Umständen ein gemeinsames Zusammenleben nicht möglich ist.
Nun habe ich natürlich auch meine Geschichte mit meiner Familie und meiner Frau, wir haben auch vorher schon mal getrennt gelebt und dabei die positive Erfahrung gemacht, dass das auch gut fuktionieren kann.
Nun zurück zu Deiner Situation. Lieber Rudi ich verstehe Deine Not und ermuntere Dich, dass du professionelle Hilfe in Anspruch nimmst und dabei die Interessen von Dir und euren Kindern in den Fokus nimmst. Dass es Dir und euren Kindern gut geht ist mit Sicherheit auch im eigentlichen Interesse deiner Frau. Es ist Dir nicht geholfen, wenn du deinen Frust weiterentwickelst und schlussendlich der Ärger/deine Überforderung so gross ist.... Das ist nicht in deinem Sinne, soweit ich über deine Liebe in deine Berichten gelesen habe...
Apropos Sicherheit: Warte nicht darauf, dass etwas passiert oder leide nicht bis das Leiden eine Ende hat, handle verantwortungsbewußt und erwachsen im Sinne deiner Kinder und deiner Frau .Eine so schwere Erkrankung belastet die ganze Familie.
Ich bewundere eigentlich auch deine Frau, die bisher so kämpfen musste, ich bewundere dich (als nun offenbar hauptverantwortlichen hinsichtlich Erziehung usw.) und deine Kinder, die auch so vieles tragen müssen. Ich denke es ist Zeit für Entlastung, deine Frau scheint teils gar nicht immer handlungsfähig (zumindest im Umgang mit den Kindern...) gehört vielleicht mit externer Betreuung entlastet. Du und eure Kinder dürft auch entlastet werden.
Es ist Weihnachtszeit, eine an sich friedvolle Zeit, aber voller Wünsche und Erwartungen. Dies führt zu weiteren Belastungen
Vielleicht ist eine organisierte Trennung therapeutisch sinnvoll und notwendig und vielleicht ändert dies eure Beziehung innerhalb Eurer Familie positiv.
Conclusio für mich: Als betroffener Patient ist es auch "hilfreich" mitzukriegen und wahrzunehmen (alles andere wäre Verdrängung, diese Erkrankung hat Auswirkung), wie Patienten auch aus Sicht von Angehörigen sein können und welche Auswirkungen UND Lösungen das für alle (Betroffener und angehörige Kinder und Partner) haben kann.
Mein Leitspruch: Auch wenn wir getrennt leben müssten, über unsere hoffentlich entspannteren Begegnungen, die gemeinsam Geschichte und Träume leben wir doch auch im Miteinander und unsere Kinder können wachsen....
Insofern bin und war ich bisher froh, dass wir hier offen miteinander diskutieren (Betroffene und Angehörige) können.
Ich würde mir wünschen, dasss das hier weiter so bleibt. Insoferne lade ich dich ein, hier weiter zu schreiben und nach einer respektvollen guten Lösung für Euch zu suchen.
styrianpanther