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Thema: Meinem Bruder wurde ein Meningeom entfernt

Meinem Bruder wurde ein Meningeom entfernt
Suse
08.01.2014 22:51:16
Liebe Forum-Mitglieder,

ich habe mich hier angemeldet und war einige Tage erst einmal eine stille Mitleserin. Ich bin froh, dieses Forum gefunden zu haben.
Nun möchte ich kurz die Lage meines 36-jährigen Bruders schildern, der uns zu Weihnachten besucht hat.
Kurz vor Weihnachten ist mein Bruder aufgrund eines epileptischen Anfalls ins Krankenhaus gebracht worden, dort stellte man im Gehirn „ein Gewächs fest, das da nicht hingehört“. Bereits am Montag wurde ein eigroßes Meningeom restlos entfernt. Am Dienstag war er bereits wieder auf seinem Stationszimmer, stand neben dem Bett und war so gut drauf, dass ich dachte, er geht nach spätestens 6 Wochen wieder arbeiten. Dann stürzte mein Bruder und kam wieder auf die Intensivstation. Tja, und dann ging wirklich alles bergab. Er ist kaum ansprechbar, befindet sich eher im Delirium, macht die Augen nur auf Ansage kurz auf, spricht extrem undeutlich, versteht aber alles was wir sagen und fragen. Er hat eine Gehirnschwellung und wohl auch einen Lufteinschluss. Laut Arztaussage sind seine Hormone dermaßen durcheinander geraten und müssen erst einmal wieder angepasst werden.
Ich komme langsam aus meiner Schockstarre – aber wie lange wird mein Bruder wohl brauchen? Er ist im Bett fixiert, was er natürlich nicht will, alles ist schon wund. Und ich kann ihm nicht helfen...
Ich weiß natürlich, dass man schlecht Prognosen stellen kann, aber hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und kann mich etwas beruhigen?
Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt, dieses zu lesen!
Liebe Grüße
Suse
gramyo
09.01.2014 01:27:39
Liebe Suse und ihr Bruder,

zu der medizinischen Lage deines Bruders möchte ich keine Vermutungen anstellen. Ich hoffe sehr, das die ehrenamtlichen Professoren dir Klarheit geben können.

Fühle dich hier herzlich im forum begrüßt und da du nach dem stillen Lesen dich hier jetzt einbringst, herzlichst willkommen geheißen.
Es ist eine gute Entscheidung von dir und wird dir weiterhelfen , sowohl bei medizinischen Problemen, als auch bei all deinen Ängsten und Nöten.

Jetzt aber dennoch eine Frage. Ist dein Bruder so unruhig , dass er wirklich fixiert werden muss??? Kann man ihn nicht anderweitig zu mehr Ruhe bringen (Medikamente) .

Eine große Hilfe bist du dennoch für deinen Bruder ... du bist einfach für ihn da...

Liebe Grüße und hoffentlich einen baldigen besseren Bericht von deiner Seite
wünscht dir und deinem Bruder von Herzen
Gramyo/Claudia mit Burkard im Herzen und Leben
gramyo
Prof. H. Strik
09.01.2014 09:49:59
Seine jetzigen Probleme sind offenbar keine direkten Folgen des Tumors, sondern Komplikationen im Rahmen der Operation, die leider auftreten können, zum Glück aber sehr selten sind. Häufig bilden sich die Folgen solcher Komplikationen aber gut zurück. Eine Einschätzung über Schwere und Dauer ist aber auf die Entfernung ohne Kenntnis der genauen Befunde unmöglich und kann nur von den behandelnden Ärzten vorgenommen werden.
Eine Fixierung und Sedierung zum Eigenschutz des Patienten ist manchmal nicht zu vermeiden.
Prof. H. Strik
Suse
09.01.2014 21:58:05
Liebe Claudia mit Burkard im Herzen und Leben,
vielen Dank für deine lieben Worte! Ich bin sehr froh, mich hier angemeldet zu haben! Mein Bruder war sehr unruhig, wollte in seinem "Schlafwandel-Wachsein" immer einfach nur weg von der Station. Sprach von "Füße abschneiden", womit er mit Sicherheit seine Fixierung meinte. Ich war so unglücklich, ihm nicht helfen zu können und dachte, es gibt doch vielleicht noch eine andere Möglichkeit der "schonenden" Fixierung.

Hallo Herr Prof. H. Strik,
ich danke auch Ihnen sehr für Ihre Information. Ja, ohne weitere ärztliche Informationen ist eine Einschätzung schwer vorzunehmen.
Heute habe erfahren, dass mein Bruder erneut operiert wurde. Es wurde eine Schädelplatte am Frontallappen entfernt, da der Druck der Schwellung wohl zu groß wurde, die OP ist ohne Komplikationen verlaufen. Wir sind heute Abend hingefahren, er wurde in ein künstliches Koma versetzt, wie lange, konnte man uns nicht sagen. Leider war kein Arzt zu sprechen. Wir sollen morgen anrufen und einen Termin vereinbaren.
Jetzt heißt es abwarten und ich bin gerade ein bisschen "durch den Wind", weil ich nicht weiß, was an Informationen auf uns zukommt.
Dass gerade mein Wunschdenken, der Fixierung zu entkommen, auf diese Art und Weise erst mal ein Ende gefunden hat, macht die Sache wirklich nicht einfacher...

Ganz liebe Abendgrüße sendet
Suse
Suse
Suse
09.01.2014 22:01:57
Liebe Gramyo/Claudia mit Burkard im Herzen und Leben,
eins muss ich noch anfügen:
deine Ansprache "Liebe Suse und ihr Bruder" finde ich wundervoll!
Danke dafür!
Liebe Abendgrüße
Suse und ihr Bruder :)
Suse
gramyo
09.01.2014 23:45:24
Liebe Suse und ihr so geplagter Bruder,

fühle dich jetzt einfach mal gedanklich seeeehr lieb umarmt und durch"durch den Wind" bist du in keiner Weise. du bist einfach in sorge um deinen Bruder.

Dennoch möchte ich dir wieder Mut zusprechen. Die neuerliche OP hat ja durchaus einen Sinn gehabt und könnte eine Erleichterung und Besserung für deinen Bruder bringen. Hoffen wir einfach....

Allerdings würde ich auf eine, nicht nur telefonische Auskunft , sondern auf ein baldiges , persönliches Gespräch , höflich aber sehr bestimmt , bestehen!

Häufigst müssen wir hier lernen, uns in Geduld zu üben. Das ist nicht einfach, aber uns wird dadurch auch sehr viel klarer , dass das Leben um ein vielfaches bewusster GESEHEN und ERLEBT wird und es wird aus vielerlei Gründen sehr viel intensiver.
Das war unsere und von vielen hier, gemachte, wertvolle Erfahrung.

Ich schicke dir und deinem Bruder gedanklich eine sehr sanfte Energie und viel Ruhe
deine Gramyo/Claudia mit Burkard im Herzen und Leben
gramyo
Mamamuhki
10.01.2014 13:59:50
Liebe Suse,
habe gerade deinen Brief gelesen. Erst einmal drücke ich dich und deinen Bruder in Gedanken.
Ich weiß, was dein Bruder mitmacht. Bei mir wurde im April 2013 nach einer 10-12-jährigen Leidenszeit ein Jonagoldgroßes Meningeom festgestellt, dass mir lange vor der Diagnose jegliche Lebensfreude genommen hatte. Auch war ich bei Diagnosestellung nicht mehr ich selber, sonst wäre ich wahrscheinlich weggelaufen. Denn was mich erwartete nach der OP, das war unglaublich. Nachdem ich aufgewacht bin im OP und einige Std. im Aufwachraum war, verließ mich nach und nach mein Verstand. Das ging sogar soweit, dass ich mir 100%ig das Leben nehmen wollte. Vor Schmerzen, Trauer und Hilflosigkeit. Denn ich konnte außer langsam sprechen gar nichts mehr und musste wieder vollkommen neu beginnen wie ein Baby. Gott sei Dank hatte ich meinen Mann und meine Kinder, die vor und nach der OP alles für mich gemacht haben, völlig selbstlos! Bei mir hat dieser Zustand ca. 5 Tage gedauert, dann kam mein Verstand langsam wieder zurück. Es war eine sehr schmerzhafte, schlimme Zeit für mich/uns. Ich bin durch die Hölle gegangen mit Nahtoderfahrungen, schlimmen Alpträumen, Angst- und Panikattacken aber irgendwann habe ich auf einmal gespürt, wie ich aufgefangen wurde und seitdem bin ich wieder mehr oder weniger obenauf und habe wieder Hoffnung bekommen, mein Leben in den Griff zu bekommen!
Was bei deinem Bruder für diese Symptome verantwortlich ist, kann ich dir leider nicht sagen, zumal er erst wieder gut drauf war anscheinend aber vielleicht ist es wirklich einen Folge der OP und der Medikamente, die ja auch nicht ohne sind! Bei mir hat es ein 3/4 Jahr gedauert, bis ich mich wieder einigermaßen normal gefühlt habe und bis mich die schlimmen Attacken in Ruhe gelassen haben, niemand kann so etwas voraus sehen. Ich werde an euch denken und für euch beten, dass es möglichst bald bergauf geht und dass es deinem Bruder wieder besser geht, die Hoffnung auf Besserung muss immer Platz haben im Herzen!
Ganz liebe Grüße
Cordula
Mamamuhki
Suse
10.01.2014 22:53:38
Liebe Gramyo/Claudia mit Burkard im Herzen und Leben,
gerade jetzt beim Login ist mir erst bewusst geworden, wie schön ich tatsächlich deine Ansprache bezüglich meines Namens und der Erwähnung meines Bruders finde, da ich mein Passwort aus beidem zusammengesetzt habe :)
Heute hat ein persönliches Gespräch mit einem Arzt stattgefunden mit "meinem Fragenkatalog". Der Arzt hat sich wirklich Zeit genommen, zwar sehr sachlich, aber er hat all unsere Fragen beantwortet.
Zwischenzeitlich ist einiges geschehen. Mein Bruder wurde notoperiert, da die Hirnschwellung zugenommen und mehr Platz beansprucht hat.
Er wurde in ein künstliches Koma versetzt. Man hat eine Schädelplatte in der Größe von etwa 10 x 10 cm auf der linken Stirnseite entfernt, die aber, wenn alles gut läuft, Mitte nächster Woche wieder eingesetzt werden soll.

!!!Das habe ich vergessen zu fragen, wie wird so eine Platte eigentlich wieder eingefügt/befestigt?!!!

Der Arzt konnnte kaum fassen, dass, laut unseren Aussagen, mein Bruder keine Persönlichkeitsveränderung aufgezeigt hat.
Nach wie vor soll Fakt sein, dass sein Sturz keine Schäden angerichtet hat.
Jetzt wissen wir auch, dass der Tumor größer war, als ich vorab angegeben hatte.

Der Arzt hat mehrere Faktoren angeführt, die ursächlich sein könnten, so z.B. ein nicht nachweisbares Löchlein, wo auch immer, demzufolge Luft im Gehirn, die Störung der Nervenwasserzirkulation und/oder die Hirnschwellung des Basalzentrums. Alles ist eingetreten, aber in welcher Reihenfolge, ist nicht nachvollziehbar. Ich hoffe, ich habe alles soweit richtig aufgeführt.

Liebe Cordula,
ich danke dir für deine Antwort und wünsche dir von mir zu dir alles erdenklich Gute und ein stetiges Bergauf!
Hätte jetzt die Not-OP nicht stattgefunden, hätte ich glatt Parallelen ziehen können. Schlimm, dass du nicht mehr bei uns weilen wolltest... ,aber das gehört ja nun (hoffentlich!) der Vergangenheit an und ich freue mich umso mehr, dass du mir geantwortet hast! Ich danke für die Gebete und für deine lieben Worte!
Ich denke mal, dass der Tumor meines Bruders wohl auch die Größe eines Apfels hatte, Breite ca. 5 cm und Tiefe 7,5 cm, und dann ... verlassen mich meine Erinnerungen, das Dingens war wirklich riesengroß, wir haben am Monitor Bilder ansehen dürfen.

Es ist ein tolles Gefühl, sich hier austauschen zu dürfen, danke dafür!
Ich wünsche euch ein schönes Wochenende und ein wirklich schönes 2014!
Ganz liebe Grüße
Suse
Suse
gramyo
11.01.2014 13:35:20
Liebe Suse und Bruder,
gerade wen ein Angehöriger hier schreibt, aber eigentlich fast immer , schreibe ich auch an den Betroffenen mit. Ihr seid ja eine Einheit, wie alle hier, wenn sie "ihre Lieben" um sich haben.

Zu dem medizinischen Procedere des Einsetzen´s der Schädelplatte kann ich nichts sagen, aber ich möchte deinen Blick jetzt auf die Zukunft lenken. Es hat eine Not-Op stattgefunden , aber die hat ja wirklich Erleichterung deinem Bruder gebracht auch wenn der jetzige Zustand für dich begreiflicherweise Besorgniss erregend ist.

Wenn er sich von all diesen Strapazen erholt hat, besteht ja durchaus die Möglichkeit, dass er ein langes, gutes Leben mit wenigsten Einschränkungen haben kann.
Diese durchaus berechtigte Möglichkeit solltest du vielleicht in der jetzigen, schwierigen Situation vor Augen haben.

Wir sind bei der Diagnose meines lieben Burkard`s ja auch dafür gegangen, dass einfach ein gutes, intensiv gelebtes Leben noch vor uns lag. Das hatten wir und das gibt mir auch weiterhin Trost und Kraft.
Liebe ist nie an eine Zeitspanne gebunden.....

Mit der Hoffnung auf bessere Zeiten für euch
grüße ich euch herzlich
deine Gramyo/Claudia mit Burkard im Herzen und Leben
gramyo
Mamamuhki
13.01.2014 14:50:35
Hallo Suse,
lieben Dank für deine lieben Worte! Meine Lebensfreude ist Gott sei dank wieder komplett da, ich habe wirklich einen ganz tollen Schutzengel gehabt, der mich vor schlimmerem bewahrt hat!
Ich wünsche dir und deinem Bruder alles erdenklich Gute, ganz viel Hoffnung, Zuversicht, Mut, alles, was ihr braucht um durch diese Zeit zu gehen!
Mein Weg steht zwar nocht nicht ganz fest, leider habe ich große familiäre Probleme mit meiner Mutter, aber ich bin dabei, meine Geschichte, die ca. 12 Jahre umfasst, in einem Buch aufzuschreiben. Das brauche ich für mich um alles zu verarbeiten und um so vielleicht bei einigen Menschen Aufmerksamkeit für ein anders verhalten zu erzeugen. Mal sehen, ob es klappt!
Ganz liebe Grüße Cordula
Mamamuhki
Suse
13.01.2014 19:57:13
Liebe Gramyo/Claudia mit Burkard im Herzen und Leben,
um das Einsetzen der Schädelplatte mache ich mir im Moment keine Gedanken mehr. Ich weiß gar nicht, warum ich dies so genau wissen wollte. Ich denke ganz viel an meinen Bruder und schicke ihm liebe Gedanken, wenn wir nicht grad bei ihm sind. Du hast recht, mein Blick geht nach vorne, aber wie!
Liebe Cordula,
es heißt, schreiben heilt die Seele.Worte sind nicht mehr nur flüchtige Gedanken, sondern können einfach besser von außen betrachtet werden. Vielleicht ist deshalb dieses Forum hier für uns so hilfreich, weil wir uns mit der Situation auseinandersetzen, uns austauschen können und so liebevoll getröstet werden.

Ein bisschen hibbelig bin ich schon, morgen wird mein Bruder erneut operiert. Das kleine Löchlein scheint noch nicht verschlossen, und wenn alles gut geht, wird auch gleich die Platte wieder eingesetzt. Die Schwellungen sind erfreulicherweise zurückgegangen. Wir scheinen den Arzt missverstanden zu haben, als er uns beim letzten Gespräch mitteilte, dass nun alles doppelt abgedichtet wurde.
Dann wird er auch langsam aus dem Koma geholt. Ich platze fast vor Aufregung.
Obwohl er morgen Abend noch nicht ansprechar sein wird, werden wir natürlich hinfahren.
Ich wünsche euch einen schönen Abend
suse
Suse
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