Liebe Anni
deine vielen Fragen verstehe ich sehr gut. Mir ging es vor meiner Operation ganz genauso, und ich war froh, damals in meinem privaten Umfeld einen Menschen zu haben, der so was schon mal mitgemacht hatte und den ich mit meinen Fragen "löchern" konnte. Ich habe die Ungewissheit auch als das Schlimmste empfunden und beantworte deine Fragen gerne.
Ich wohne in NRW und bin im Klinikum Duisburg bei Prof. Hassler operiert worden. Die Operation dauerte fast 6 Stunden, es gibt aber auch Fälle, da dauert es nur 3 Stunden. Hängt eben von der Größe und genauen Lage des Tumors ab. Ich war 14 Tage im Krankenhaus, das ist länger als üblich, aber ich habe mich in der ersten Woche nur sehr langsam von der Operation erholt (starke Kopfschmerzen, konnte kaum aufstehen). Bei meiner Zimmernachbarin (auch Keilbeinflügelmeningeom)) ging es viel schneller. Sie lief schon einen Tag nach der OP wieder durchs Zimmer. Aber das ist eben bei jedem anders. Nach dem Krankenhausaufenthalt war ich 4 Wochen in der Reha, das hat sehr gut getan, ich hatte viel Ruhe und die Therapien waren auch nicht schlecht.
Du fragst, wo der Schädel geöffnet wurde. Die Narbe liegt bei mir genau im Haaransatz und reicht von der Mitte des Kopfes bis vor das Ohr. Nur im Bereich dieser Narbe wurden die Haare rasiert. Ich hab mir die Haare vorher ganz kurz schneiden lassen und hatte drei Monate nach der OP praktisch wieder eine ganz normale Frisur. Inzwischen ist von der Narbe überhaupt nichts mehr zu sehen, nur zu fühlen.
Drei Monate nach der OP habe ich wieder angefangen zu arbeiten. Es geht mir gut. Klar, es ist nicht so wie vorher. Ich habe (leichte!!) Empfindungsstörungen auf einer Gesichtshälfte, öfter mal ein Kribbeln im Operationsgebiet oder auch mal Kopf- oder Narbenschmerzen, aber das sind Kleinigkeiten, die mich nicht weiter beeinträchtigen. Ich muss keine Medikamente nehmen, kann Auto fahren und Sport treiben, - eigentlich lebe ich genauso wie auch vor der Operation.
Bei der OP konnte leider nicht der ganze Tumor entfernt werden und es könnte sein, dass wieder etwas nachwächst. Da der Tumor aber gutartig war (WHO Grad I) und der Resttumor sehr klein ist, hielten die Ärzte eine Kontrolle nach einem Jahr für ausreichend. Da habe ich noch ein paar Monate Zeit. Wenn der Tumor nicht wächst, muss man auch nichts machen, sondern weiterhin nur regelmäßig kontrollieren. Der Gedanke an ein erneutes Wachstum beschäftigt mich schon manchmal, aber ich versuche, optimistisch zu denken (Wachstum muss ja nicht sein) und die Gegenwart zu genießen. Gerade bei Meningeomen ist die Prognose ja auch deutlich besser als bei anderen Gehirntumoren. Viele haben, wie mir ein Arzt sagte, nach so einer Op für die nächsten 10 bis 20 Jahre Ruhe, wenn man den Tumor komplett entfernen konnte, oft auch für immer.
Liebe Anni, lass dich nicht verrückt machen. Wichtig ist, dass du Vertrauen zu den Ärzten hast und ihnen alle Fragen stellst, die dir durch den Kopf gehen. Wie ich schon sagte: Jeder Fall ist anders. Versuche positiv zu denken und die Sache so gelassen wie möglich anzugehen. Das ist leichter gesagt als getan, aber vielleicht konnte ich dir ein bisschen von der Angst nehmen, die sicherlich jeder vor so einem Eingriff hat. Jedenfalls drücke ich dir alle Daumen und es würde mich freuen, wenn du mich nach der Op informieren würdest, ob du alles gut überstanden hast. Melde dich auch ruhig wieder, wenn dir noch Fragen einfallen.
Alles Liebe und viel Optimismus wünscht dir
Silke