Zur Frage, ob aus WHO-I-Meningeomen höhergradige Meningeom-Rezdive werden können, habe ich leider Erfahrung.
Mein erstes Meningeom, das bereits sehr groß war und zusätzlich den Knochen (links, hochfrontal) befallen hatte, hatte den WHO-Grad I. Es wurde komplett entfernt. 1995 war ich noch nicht so "schlau", mich nach der OP nach dem pathologischen Befund zu erkundigen, viele Jahre später las ich, dass in den Zellen atypische Anteile gefunden worden waren. Aber das hätte damals wohl auch nicht zu einer Nachbestrahlung geführt.
(Das wurde ja z.B. auch für die hirneigenen WHO-II-Oligodendrogliome erst mehr als 20 Jahre später erkannt, wie wichtig eine frühe Nachbestrahlung für die Vermeidung eines Rezidivs ist.)
Tatsächlich ist bei mir 4,5 Jahre nach dieser OP ein Rezidiv entstanden, wo ich zunächst locker glaubte, das ist ja noch klein und es geht schneller als beim ersten Mal.
Aber der Gedanke, dass ein Tumor, der ein zweites Mal kommt, auch ein drittes, viertes Mal erscheinen könnte, war irgendwie auch schon da.
Das Rezidiv wurde schleunigst operiert und stellte die NCs vor höhere Herausforderungen als es im MRT zu vermuten gewesen war, es hatte sich flächig ausgebreitet. Damals blieb man noch länger im Krankenhaus, bis zum Pathologischen Befund. Dieser beschrieb das Meningeom als anaplastisch.
Also aus dem WHO I mit Anteilen eines WHO II war ein WHO III-Meningeom-Rezidiv entstanden.
Ich war dann regelrecht froh, als es nicht bei der OP blieb. Ich war mir irgendwie klar, dass bei einem zweiten Tumor mehr passieren muss als bei einem einmalig aufgetretenen. Ich wurde sofort in die Strahlentherapie der Klinik geschickt und dort erfolgte das erste Gespräch mit dem dortigen Oberarzt.
Man muss vielleicht wissen, dass zu jener Zeit das Internet noch nicht derart viele Informationen "ausspuckte". Ich war auf die "Blauen Hefte" angewiesen, da gab es eins über Hirntumoren und eins über Strahlentherapie und viele weitere Hefte der Deutschen Krebshilfe. Ein seit 2002 bestehendes Hirntumorforum fand ich erst im Jahr 2009, im gleichen Jahr war ich auf einem Hirntumorinformationstag auf die DHH e.V. aufmerksam und sofort Mitglied geworden.
Heute kann ich außerdem die Hefte der DHH e.V. empfehlen, eins ist über Meningeome erschienen, man kan es kostenlos bestellen. Die Simpsongrade, die das Ausmaß der Tumorentfernung seit 1957 beschreiben, stehen in diesem Heft allerdings nicht.
Das Beschriebene ist meine Erfahrung.
Jedes Meningeom ist individuell, es muss kein Rezidiv entstehen, wenn eins entsteht, muss es nicht höhergradig sein, die Symptome hängen von der Lage ab, bei nahen wichtigen Hirnbereichen kann schon ein kleines Meningeom Symptome verursachen, oft werden sie aber auch erst sehr groß erkannt, weil sie keine Symptome verursachen und "heimlich" zu Hirnschäden und "zum Tod" (?) führen ...
Für den Patienten ist jedes Meningeom eine Katastrophe und für den NC ist jedes einzelne Meningeom eine ganz spezielle und sehr große Herausforderung.
KaSy