Hallo Alma,
es geht um eine Behandlung in Madagaskar, nicht um eine lehrbuchgerechte und Behandlung in unserm hochprofessionellen Deutschland.
Madagaskar ist eines der ärmsten Länder unserer schönen Erde. Dementsprechend arm sind die Menschen und auch das Gesundheitssystem ist arm. Mediziner werden meist in Frankreich ausgebildet. Wer als Arzt/in gut ist, versucht er/sie in Frankreich zu heiraten und dort zu bleiben. Es gehen nur die Ärzte nach Madagaskar zurück, die entweder absolute Enthusiasten sind, die ihr Land abgöttisch lieben oder die für Frankreich zu schlecht sind, um dort Arbeit zu finden. Es gibt auf Madagaskar "Mediziner", die als Ärzte arbeiten und operieren, die niemals ein reguläres Studium abgeschlossen haben.
Wenn man als Tourist in Madagaskar nur einen Arm bricht, ist es besser sich möglichst schnell ausfliegen zu lassen, als dort einen Arzt an den gebrochenen Arm zu lassen oder dort eine Klinik zu betreten. Madagaskar ist ein Land, in dem es noch regelmäßig die Pest und auch Todesfälle durch die Pest gibt. Auch Krankheiten wie Lepra sind ein Thema. Auf Madagaskar stirbt man einfach an einer Blinddarmentzündung, wenn man kein Geld hat oder auf dem Land wohnt. Schätzungsweise 50 % der Kinder sterben, bevor sie das 6. Lebensjahr erreicht haben.
Dort herrscht zum Teil medizinisches Mittelalter. Es gibt mehr Quacksalber als ausgebildete Ärzte.
Kurz gesagt, der Tumor wird irgendwie herausgeschnitten. Sobald der Patient einigermaßen über den Berg ist, muss er das Krankenhaus verlassen. Wenn das Geld vorher zu Ende ist, wird der Patient ungeachtet seines Zustandes auf die Straße gesetzt. Die Familie und der Patient müssen dann irgendwie damit zurecht kommen. Für komplizierte Laboruntersuchungen müssen die Proben nach Frankreich oder nach La Reunion geschickt werden. Auch das kostet und es dauert Wochen, bis das Ergebnis da ist.
Auch meine finanziellen Mittel sind begrenzt. Ich habe schon die erste OP auf Madagaskar bezahlt. Natürlich würde ich gern meine Freundin nach Deutschland holen und ihr hier eine professionelle Behandlung in einer Top-Neurochirurgie mit anschließender professioneller Reha zukommen lassen. Das ist jedoch finanziell von mir absolut nicht leistbar. Also muss die Behandlung unter den äußerst schwierigen Bedingungen auf Madagaskar durchgeführt werden. Soviel zur Hilfsromantik.
Es geht auch nicht um Selbstheilung und Selbstbehandlung. Es geht mir darum, mehr Wissen und Erfahrung zu sammeln, um miener Freundin und ihrer Familie auf Madagaskar Informationen zu liefern, um konkret auf die Ärzte zugehen zu können, kompetente Fragen zu stellen und die naheliegend optimale Behandlung für die begrenzt vorhandenen finanziellen Mittel einzufordern. Es geht auch ganz unromantisch darum, für die knappen vorhandenen finanziellen Mittel das Maximale an Leistung zu erzielen und einzufordern.
Um das zu realisieren, benötigt man jedoch Informationen und Wissen. Durch die Bezahlung der ersten OP sind meine finanziellen Mittel so weit aufgebraucht, dass ich mir noch nicht mal eine Privataudienz bei einem Neurochirurgen leisten kann, der sein berechtigtes Honorar einfordern würde.
Ich fahre deshalb zweigleisig. Ich habe vor wenigen Tagen ein paar medizinische Daten aus Madagaskar erhalten. Diese Daten werde ich auch an Herrn Prof. Mursch weiterleiten. Darauf sezte ich auch große Hoffnungen. Aber auf die Daten habe ich wochenlang warten müssen - wertvolle Zeit. Die Ärzte auf Madagaskar geben die Daten und Unterlagen nicht so einfach an ihre Patienten weiter. Meine Freundin bzw. ihre Familie musste sogar dafür extra bezahlen.
Und jetzt bin ich es leid, mich für meine Hilfsbereitschaft und für meine unprofessionellen Fragen zu rechtfertigen. Ja die Fragen sind unprofessionell, denn ich selbst bin weder betroffen noch Ärztin. Ja und es ist ein guter Teil Improvisation dabei, weil schlicht nichts anderes übrig bleibt.
Entweder es möchte mir jemand seine Erfahrungen in der Behandlung und Reha berichten oder nicht.
Und nein, mehr Informationen habe ich auch nicht, denn die Kommunikation lässt auch zu wünschen übrig. Meine Freundin ist die Einzige in der Familie die etwas deutsch spricht und derzeit ein leider ein Kommunikationsproblem hat. Der Weg bis zum nächsten Internetanschluss ist weit.
Ich bitte darum, von dem medizinisch wissenschaftlich professionellen deutschen Ross herunter zu steigen und so einfach wie nur möglich zu denken. Es wirklich weltweit herausragend, was wir hier in Deutschland für Möglichkeiten haben, wie wir durch Ärzte, medizinisches Personal und Rehaspezialisten begleitet werden und welchen gigantischen finanziellen Beitrag unsere Krankenkassen für unsere Gesundheit bis zu unserem Tod leisten. Wir leben hier wirklich in einer medizinischen Komfortzone, auch wenn wir das manchmal völlig anders wahrnehmen.