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Thema: Meningeom-OP bei altem Menschen, sinnvoll?

Meningeom-OP bei altem Menschen, sinnvoll?
sysanne
10.12.2017 19:52:32
Hallo,

bei meiner Schwiegermutter ist letzte Woche ein Meningeom 4x3,4 cm hochparietal festgestellt worden. Sie ist 95 Jahre, bisher bis auf kleinere Wehwehchen unauffällig gewesen, gebildet, vielfach an Kunst und Kultur interessiert, belesen und kognitiv compliant.
Seit Mai berichtete sie über Wortfindungsstörungen, Gangunsicherheit, Schwindel und schlechteres Sehen. Der HA sah keine Veranlassung für ein CT ggfs. um eine TIA oder Ischämie o.ä. auszuschließen.
Da ich im KH arbeite, habe ich den CA der Geriatrie angesprochen, ob es möglich wäre sie stationär aufzunehmen um zu schauen was los ist.
Gleich am ersten Tag wurde ein CT des Kopfes angeordnet, erst eine native Untersuchung. Da dort schon eine Raumforderung zu sehen war, hat die Radiologien das CCT noch mit KM angeordnet. In dieser Untersuchung wurde dann das Ausmaß des Tumors richtig sichtbar. Laut der Aussage der Radiologin ist es zu fast 100% ein Meningeom, welcher auf die Sehrinde drückt und auch ein Ödem gebildet hat. Keine Mittellinienverlagerung. Nun hat der CA der Geriatrie, sowie der Stationsarzt und auch der Neurologe eine OP vorgeschlagen, (ein Gespräch mit dem NC steht noch aus), da meine Schwiegermutter als Mitte 70 durchgehen würde und sie auch noch Leben möchte.
Die Therapie besteht nun aus hochdosiertem Dexamethason und das Warten auf einen Termin beim NC (NC-Konsil in einem anderen KH).

Ich mache mir Gedanken wie gut ein alter Mensch eine solche OP wegstecken kann und was kommt danach?
Bisher hat sie alleine in ihrem Apartment gelebt (in einem Seniorenstift), sich selbst versorgt, ist ihren Interessen nachgegangen. Nach Möglichkeit sollte es ihr ermöglicht bleiben so weiter zu Leben. Eine Garantie gibt einem natürlich niemand, kann auch niemand.

Sie vertraut mir über alles, ich habe nun Angst die falschen Signale zu setzen, da ich ihr nicht schaden möchte. So bleiben kann es nicht, das ist klar.

Gibt es Erfahrungsberichte bzw. Studien über Eingriffe bei so alten Menschen?
sysanne
Prof. Mursch
10.12.2017 22:20:53
Ohne die Bilder und die Patientin zu kennen: So eine Operation in diesem Alter kann den Menschen völlig aus der Bahn werfen.
Andererseits ist ganz klar, was passiert, wenn man nichts tut. Und das schnell.

Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka
Prof. Mursch
sysanne
11.12.2017 20:50:24
Vielen Dank für Ihre Antwort Herr Prof. Dr. med. Mursch,

wir haben Morgen das Neurochirurgische Konsil in der NC und ich erhoffe mir Antworten auf meine Fragen. Wir wollen im Sinne meiner Schwiegermutter sinnvoll handeln. Sie ist lebensfroh und möchte gerne Leben, aber dieses Leben sollte auch für sie lebenswert sein nach der OP.

Die Radiologin sagte noch, sie wäre überrascht, da das Meningeom nicht verkalkt wäre. Für mich stellt sich nun die Frage, ist der Wachstum sehr schnell gewesen oder ist es überhaupt ein Meningeom? Wahrscheinlich macht dies keinen Unterschied in der Therapie eines so alten Menschen, allerdings finde ich es im allgemeinen interessant zu wissen. Gibt es die Möglichkeit hier Bilder online zu stellen (anonymisiert?, als Fallbeispiel)

Viele Grüße
sysanne
Prof. Mursch
11.12.2017 21:16:45
Man geht davon aus, das verkalkte Meningeome langsamer wachsen. Wenn kein Ödem da ist und keine Beschwerden, die dazu passen, kann man oft auch warten.
Das ist ja wohl in diesem Fall nicht so.

Ärztliche Beiträge hier sollen eher abstrakt informieren, es darf sich nicht um individuelle Beratung handeln.

Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka
Prof. Mursch
sysanne
11.12.2017 22:13:27
Vielen Dank für Ihr Feedback Herr Prof. Dr. Mursch, ich werde hier gerne über das NC-Konsil Morgen berichten.

Eine individuelle Beratung eines nicht persönlich vorgestellten Patienten, kann und darf man nicht verlangen. Es entspricht auch jeder Ethik.

Letztendlich sollte der Pat. auch entscheiden was er/sie möchte und dies Respektieren.
sysanne
sysanne
28.12.2017 20:48:13
Update:
Meine Schwiegermutter wurde heute operiert.

Sie sabbelt wie ein Wasserfall und ist bestens drauf.

Die Chefärztin (sind 2 CÄ) sagte, dass ganze KH würde einen Kniefall vor ihr machen, da sie nach der OP top drauf wäre und sie überlegt hätten, sie überhaupt in diesem Alter zu operieren.

Wir hoffen die Nacht auf der ITS verläuft gut und der Rest ist genau so gut.

Bisher keine Übelkeit, Durchgangssyndrom oder sonst etwas. Lediglich wurde ein erhöhter Blutdruck gemessen, aber nur wenn sie lachte oder viel erzählte (sie hat eine Arterie gelegt bekommen). Außerdem stört sie die Drainage am Kopf.

Wir sind dankbar und froh über dass bisherige Ergebnis.
sysanne
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