Liebe Erdbeerfee,
Während ich geschrieben hatte, war der Beitrag von Prof. Mursch bereits eingetragen, das konnte ich nicht wissen. Er ist Arzt, ich nicht und deswegen schreibe ich ungern, wenn er seine fachliche Meinung bereits geschrieben hat.
Wegen Deiner Bitte per PN schreibe ich nun doch noch:
Ich denke, dass Du wegen der beschriebenen Beschwerden von einem (welchem?) Facharzt zum MRT geschickt wurdest.
Den Befundbericht hast Du vom Radiologen erhalten. Der überweisende Arzt hat vermutlich mit Dir gesprochen und Dich zum Neurochirurgen (NC) überwiesen. Genau das hätte ich Dir auch geraten.
Es ist sehr gut, dass Du in die Charité zu Prof. Vajkoczy gehst. Er ist einer der sehr bekannten und von seinen Patienten gelobten Neurochirurgen.
Die im MRT-Bericht beschriebene Lage des (vermuteten) Meningeoms deutet für mich darauf hin, dass es gut operabel ist und nicht mehr klein, aber auch noch nicht besonders groß ist.
Die Lage im Hirn hat meines Erachtens aber nichts mit Deinen Sehbeschwerden zu tun. (Der Schwindel könnte eine Folge der Sehstörungen sein.) Da Du jetzt noch das Mikroadenom in der Hypophyse genannt hast, könnte dieses dafür verantwortlich sein.
Prof. Vajkoczy wird Dir das an Hand der MRT-Bilder genauer erklären können.
Ich nehme aber an, dass die Entfernung des Meningeoms Deine Symptome nicht verändern wird. Es könnte also sein, dass zunächst zum Abwarten mit MRT-Kontrollen geraten wird, um im Falle eines Wachstums überhaupt den OP-Bedarf festzustellen.
Mit Hypophysentumoren kenne ich mich nicht aus. Aus den Erfahrungen diesbezüglich Betroffener entnehme ich, dass ein Endokrinologe einbezogen werden sollte und dass es evtl. medikamentöse Möglichkeiten gibt.
Du klingst jetzt so, als würdest Du unbedingt dieses vermutete Meningeom entfernen lassen. Ich kann das sehr gut verstehen. (Ich habe selbst mehrere Meningeom-OP hinter mir, diese Meningeome waren aber anaplastisch, also vom WHO-Grad III.)
Deines dürfte zu den sehr häufigen WHO I - Meningeomen gehören, die auch als "benigne" = "gutartig" bezeichnet werden. Im Kopf ist aber für das Wachstum (!) eines Tumors zu wenig Platz, daher erscheint mir der Begriff "gutartig" nicht ganz passend. Es könnte jedoch bereits sehr lange in Deinem Kopf sein, es ist vermutlich sehr, sehr langsam gewachsen und Du hast nie etwas davon bemerkt.
Eine Operation am Gehirn ist wie jede OP riskant und man lässt sie nur durchführen, wenn es nicht anders geht, um die Gesundheit und das Leben zu erhalten. Insbesondere Kopfoperationen werden ganz anders empfunden, da es eben um das Gehirn geht. Die OP-Techniken sind ständig verbessert worden, um auch diese Operationen mit noch mehr Sicherheit für die Patienten durchführen zu können. Aber es bleibt das Narkose- und das OP-Risiko und danach kommen evtl. Probleme (z.B. auch psychischer Art der Verarbeitung eines Eingriffes am Gehirn) hinzu, von denen Dir vorher kein Arzt sagen kann, ob das überhaupt passiert oder was geschehen könnte. Weitere konkrete OP-Risiken (z.B. wegen der Infiltration des Schädelknochens u.a.) wird Dir der NC nennen.
Ich meine also, Du solltest Dich für das Gespräch in der Charité auch darauf vorbereiten, dass von einer OP des Meningeoms (zunächst) abgeraten wird.
Dieser Tumor an/in der Hypophyse könnte wegen der von dort verursachten Symptome als bedeutsamer erachtet werden. Da es nicht auf den Bildern, die mit einem 1,0 Tesla-MRT angefertigt wurden, sichtbar ist, aber vermutet wurde, ein weiteres MRT in einem Gerät mit einer höhere Magnetfeldstärke (Tesla) empfohlen werden.
Die Antwort auf Deine Frage nach der Bedeutung des linken Gyrus frontalis medius ist wegen der vom Radiologen beschriebenen "lediglich geringen" Raumforderung nicht besonders wichtig. Dieser Tumor hat diesen Teil des Gehirns ganz wenig verdrängt, ist aber nicht dort hineingewachsen. Er hat keine Hirnzellen zerstört. Das Gehirn hat die Fähigkeit, sich durch langsam wachsende Meningeome verdrängen zu lassen, ohne auch nur irgendeine seiner Fähigkeiten dadurch einzuschränken oder zu verlieren. Bei der genannten Größe ist da nichts im (!) Gehirn passiert.
Schreibe Dir bis zum Termin alle Fragen, die Du hast und die Dir noch einfallen, auf. Leg den Zettel dort auf den Tisch und arbeite alle Fragen ab. Notiere Antworten, stelle weitere Fragen, die erst im Gespräch entstehen. Vielleicht kannst Du jemanden mitnehmen, der mit Dir zuhört.
Ich wünsche Dir sehr, dass ein Weg gefunden wird, der Deine Beschwerden verringert und am besten ganz verschwinden lässt.
KaSy