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Thema: Meningeom - wie häufig MRT empfehlenswert und unkritisch?

Meningeom - wie häufig MRT empfehlenswert und unkritisch?
Buschwindros
16.11.2020 23:52:57
Hallo,
heute melde ich mich mit einer Frage zu der ich noch keine Antwort "herausfiltern" konnte. Kurzer Hintergrund:
Im Januar 2019 wurde bei mir - auch durch einen Zufallsbefund, auf Grund von HWS-Problemen und Kopfschmerzen - ein Meningeom diagnostiziert. Im Bericht heißt es:
Clivus-Meningeom ventral der Pons links-paramedian mit einer Ausdehnung von 1,4 x 1,4 x 0,7 cm. Geringradige Impression der Pons ...
Kurzum: Sehr schlecht operativ entfernbar, daher Empfehlung zur Bestrahlung mit dem Gamma Knife. Dazu konnte ich mich jedoch noch nicht durchringen, obwohl ich bereits diverse Gespräche geführt habe. Mir geht es mit dem Meningeom gut und ich habe keine Einschränkungen. Inzwischen war ich noch in 5/2019, 11/2019, 05/2020 zum Kontroll-MRT. Erfreulicherweise ist das Meningeom nicht gewachsen. Mein nächster MRT-Termin ist in wenigen Tagen. Ich bin so hin- und hergerissen ... Wie häufig kann man ein MRT machen lassen, ohne Risiko bzgl. der Nebenwirkungen? Ist meine Strategie "wait und see" sinnvoll?
Ich habe keine Angst vor der Bestrahlung als solches, sondern vor den Komplikationen, die sich daraus ergeben können. Wer hat Erfahrungen damit gesammelt und kann mir ein bisschen Sicherheit (oder Unsicherheit) geben?
Danke für euer kurzes Feedback.
Buschwindros
Mego13
17.11.2020 07:27:05
Hallo Buschwindros,

wenn Du über die Suchfunktion schaust, wirst Du bereits zahlreiche, teils auch emotionale Debatten zu diesem Thema finden. Das MRT selber ist unproblematisch, da es ja nicht wie das CT auf Röntgenstrahlen basiert.
Wenn eine Gefahr besteht, rührt diese von den Kontratstmitteln her. Hier ist bspw. ein kurzer Link: https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Kontrastmittel-im-MRT-Wie-schaedlich-ist-Gadolinium,kontrastmittel106.html

Hier findest Du die Risikoeinschätzung von behördlicher Seite:
https://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Pharmakovigilanz/DE/RV_STP/g-l/gadolinium-kernspin-neu.html

Das Kontrastmittel an sich ist ein Schwermetall, das durch die sogenannte Chelate in einen "Käfig" gesperrt wird. Ob dieser Käfig hält, was er verspricht, ist nicht mit absoluter Sicherheit zu sagen. Bei den linearen Chelaten ist die Zulassung bereits bis 2022 ausgesetzt worden. Dass es nur "ausgesetzt" ist, sehen einige als Beleg für die Harmlosigkeit. Das kann ich als Poltikwissenschaftlerin so nicht sagen, Texte der BFARM werden nicht mit solcher Vorsicht formuliert, wenn man nicht zumindest von Risiken ausgeht, die man heute weder eindeutig belegen noch glasklar zerstreuen kann.

In der Diskussion wirst Du die "konträresten Positionen finden. Bspw diejenigen die jede Kritik an MRT-Kontrastmitteln als unwissenschaftlich abtun und als geradezu lächerlich empfinden. Erstaunlicherweise aber selber häufig nicht mehr als einmal pro Jahr ins MRT müssen.
Die absoluten Gegner, die eigentlich jedes gesundheitliche Problem auf Kontrastmittel zurückführen.

Wenn Du diagnostisch sichere Verfahren haben möchtest, kommst Du an einem MRT nicht vorbei. Letztlich überwiegt die Tumorgefahr, das (Rest)Risiko des Kontrastmittels.
Als Vorbereitung auf das MRT sollten jedes Mal die Sicherheitsbefragungen / -aufklärungen stattfinden. Daneben sollte auch jedes Mal der aktuelle Kreatininwert und das Gewicht genutzt werden, um die Dosis möglichst gering zu halten.

Falls Dich meine bisherige MRT-Taktung interessiert:
2019: Mai, Juni, Juli, September, Dezember
2020: März, Juni, September, November

LG
Mego
Mego13
Efeu
17.11.2020 08:54:34
Hallo Buschwindros,

du fragst nach Erfahrungen. Ich habe in den letzten 5,5 Jahren unzählige MRT's machen lassen, alle angeordnet vom Neurochirurgen oder Radiologen. Ihren Behandlungsplan, ihre Strategien, habe ich nicht angezweifelt, sondern ihnen vertraut. Probleme oder Nebenwirkungen hatte ich nie, und es waren immer MRTs mit Kontrastmittel.

Da überwiegt für mich ganz klar der Nutzen vor eventuellen Risiken.

Zu deinem Meningeon ein Gedanke. Dir wird Gamma Knife empfohlen. Was hält dich zurück? Jetzt ist der Tumor noch klein, noch geht es. Ab eine bestimmten Grösse dann nicht mehr, dann muss operiert werden, egal wie heikel. Denn, irgendwann wächst auch das Meningeom wieder, es ist nur nicht vorhersehbar, wann und wie schnell. Manchmal hält ein M. jahrelang die Füsse still, dann vergrössert es sich zügig, und dann macht es Beschwerden.

Ehrlich, ich wäre froh gewesen, hätte ich ein kleines M. gehabt.

Und, ein Rest-Risiko gibt es immer, bei allem. Aber es geht um Lebenszeit und Lebensqualität, die einem geschenkt wird.

LG,
Efeu
Efeu
KaSy
17.11.2020 10:49:47
Ich hatte seit 25 Jahren etwa 50 MRT mit Kontrastmittel und nie Probleme.

Laut Untersuchungen in den USA (vor mehr als vier Jahren) sammelt sich das Schwermetall im Gehirn an.
Ich glaube, dass es nicht bei jedem so ist, denn dann müsste man das doch irgendwie in den MRT-Bildern sehen.

Ob es gesundheitliche Auswirkungen hat, darüber wurden noch keine Ergebnisse mitgeteilt, deswegen werden einige Sorten zum Schutz der Patienten nicht mehr angewendet, bis Sicherheit darüber besteht.

Ob bei mir gesundheitliche Auswirkungen bestehen, das weiß ich nicht. Ich wüsste auch nicht, welche. Die mehreren WHO-III-Meningeome und deren Therapien haben z.T. zeitweise und z.T. dauerhafte Auswirkungen, sodass ich nicht sagen kann, ob das Kontrastmittel auch noch etwas bewirkt. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es nichts Schlimmes auslöst, schon gar nichts Schlimmeres als alles, was den Tumor betrifft.

Mit Gammaknife ist Dir eine sichere Methode empfohlen worden, in einer kurzen Zeit ohne nennenswerte Belastung gegen das Meningeom vorzugehen.

Deins ist schwer operabel, es ist noch klein und Du hast noch keine Symptome.
Das sind drei sehr gute Gründe für die Einmalbestrahlung, nach der Du am nächsten Tag wieder arbeiten kannst.
Warte nicht zu lange!
Wenn es größer wird, ist diese Art der Bestrahlung vielleicht nicht mehr möglich.

KaSy
KaSy
Lissie38
17.11.2020 18:57:01
Gammaknife ist jedoch belastend (Ring wird mit Schrauben an den Kopf geschraubt bei vollem Bewußtstein).
Lissie38
KaSy
17.11.2020 20:39:06
Zur Information:
Die beiden Geräte für die Radiochirurgie verwenden unterschiedliche Strahlungsarten.

CK nutzt die Bremsstrahlung der Röntgenstrahlung, die gegen tiefer liegende Tumoren in Photonen und gegen nahe der Kopfhaut befindliche Tumoren in Elektronen umgewandelt werden.

GK nutzt auch die Bremswirkung der Röntgenstrahlung, aber hier entstehen auch radioaktive Isotope sowie (wie es der Name des Gerätes sagt) Strahlung aus Gammaquanten.

Alle Geräte, die unterschiedlich funktionieren und verschiedene Strahlungsarten nutzen, sind für bestimmte Tumorarten speziell besser geeignet. Sie werden weiter verwendet, von den Ärzte empfohlen und meist von den Krankenkassen bezahlt.

Vor mehreren Jahren wurde auf einem Hirntumorinformationstag die Frage gestellt, ob auch bei den Geräten der Radiochirurgie künftig Masken verwendet werden. Es wurde mitgeteilt, dass auf Masken umgestellt werden würde.

Für Interessierte:
Strahlen bewegen sich im Vakuum mit Lichtgeschwindigkeit (<300000km/s), in der Luft sind sie kaum langsamer. Sobald sie aus der Luft in das Gehirn eintreten, werden sie stärker abgebremst und ändern dabei ihre Richtung sowie ihre Eigenschaften.
KaSy
Lissie38
18.11.2020 07:34:54
Leider falsch.

Die Strahlen bei Cyber- und Gammaknife sind gleich, Photonen.
Lissie38
Xelya
20.11.2020 13:49:55
Lissie38: Du hattest doch nacheigenen Aussage kein GammaKnife, wie kannst Du dann beurteilen, ob es belastend ist?

KaSy: danke für die Info, das wusste ich noch nicht.

@Buschwindros: Ich lasse seit 2005 alle 6 Monate ein MRT mit KM machen und habe keine Probleme. Ich habe jetzt umgestellt auf alle 12 Monate, da seit ein paar Jahren auch zusätzlich ein CT gemacht werden muss wg. Knochenbeteiligung und ich die Strahlenbelastung minimieren möchte.

Mein Tumor war ein Zufallsbefund, ich hatte keine Symptome und habe ebenfalls wait and see praktiziert. Ich habe mich damals für 6-monatige MRTs entschieden, um auf ein mögliches Wachstum direkt reagieren zu können und zwar optimalerweise bevor Symptome entstehen und das hat wunderbar geklappt. Nach knapp drei Jahren habe ich auf 12 Monate umgestellt und hatte nach 9 Monaten das dringende Gefühl, ein MRT machen zu lassen und der Tumor hatte sich größenmässig verdoppelt. Ich hatte dennoch genug Zeit, mich ganz entspannt für eine Behandlung zu entscheiden und habe mich für die Radiochirurgie entschieden.

Alles Gute Dir und liebe Grüße
Xelya
Xelya
KaSy
20.11.2020 17:07:50
Ich habe jetzt Gewissheit über meine Vermutung aus meinem Beitrag vom 17.11.2020 / 10:49 Uhr:

Im MRT kann man eine Anreicherung von Schwermetallen nicht sehen.

KaSy
KaSy
Lissie38
20.11.2020 18:19:20
Welche Schwermetalle bitte?
Lissie38
Mego13
20.11.2020 19:15:53
https://www.krebsinformationsdienst.de/fachkreise/nachrichten/2016/fk13-mrt-gadolinium-ablagerungen-gehirn.php
Mego13
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