Unterstützen Sie unsere Arbeit für Hirntumorpatienten. Jeder Beitrag hilft.

Jetzt spenden

Mirli

Können Metastasen durch einen bösartigen Hirntumor entstehen? Das würde mich auch sehr interessieren.

Und warum weiß man heutzutage (gefühlt) mehr über den Mars, als darüber, weshalb ein 11-jähriges völlig gesundes Mädchen einen bösartigen Hirntumor bekommt und nach bereits einem Jahr stirbt?

Tragen alle(!) Menschen das Risiko zu erkranken und es unterscheidet sie nur ein "klitzekleiner" Krankheits-Auslöser?

Gruß Mirli



„Zur Wahrscheinlichkeit gehört auch, dass das Unwahrscheinliche eintritt.“ (Aristoteles)

SpinEcho

> Können denn wirklich Metastasen durch einen bösartigen Hirntumor entstehen?

Ja. Die Fähigkeit zur Metastasenbildung gehört zur Definition eines bösartigen Tumors.

Bei Hirntumoren sieht man die Metastasenbildung nur nicht so häufig, weil schon der Primärtumor durch sein Wachstum zum Tod führt. Das ist bei anderen Krebsarten nicht so; wenn z.B. Hautkrebs nicht metastasieren würde, dann könnte der Primärtumor monströse Dimensionen erreichen, ohne dass der Patient daran stirbt.

> Tragen alle(!) Menschen das Risiko zu erkranken und es unterscheidet sie nur ein "klitzekleiner" Krankheits-Auslöser?

Die Chance für Mutationen (die, akkumuliert, zur Verwilderung der entstehenden Zellen und damit zur Tumorbildung führen) gibt es bei jeder Zellteilung. Jedes mehrzellige Lebewesen hat ein Risiko größer null zur Entstehung bösartiger Mutationen.

Prof. Mursch

Wenn Sie ein Gliom Grad III oder IV meinen, dann sind Metastasen ausserhalb des Nervensystems extrem selten. Das hat wenig mit dem Tempo des Wachstums zu tun, sondern eher damit, dass das zentrale Nervensystem von der Durchblutung und durch seine Hüllen vom übrigen Körper abgegrenzt ist und die Tumorzellen relativ spezifisch an der Nervensystem gebunden sind.

Prinzipiell kann jeder an einem solchen Tumor erkranken.

Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka

Mirli

Vielen Dank Herr Prof. Mursch,
das heißt also, dass man pauschal nicht sagen kann, dass ein maligner Hirntumor nicht metastasieren kann.
Ich meinte auch meinen eigenen Tumor, MPNST.

Beste Grüße

„Zur Wahrscheinlichkeit gehört auch, dass das Unwahrscheinliche eintritt.“ (Aristoteles)

suace

Im Gehirn kann der Tumor metastasen bilden..... aber nicht in der Leben odere Lunge wenn ich richtig informiert bin. Umgekehrt können Tumore im Körper sehr wohl Hirnmetastasen machen

SpinEcho

Wenn der Tumor Metastasen bilden kann, dann ist es nur ein kleiner Schritt dazu, dass er sie überall im Körper bilden kann.

Hier ein paar Veröffentlichungen zu Fällen mit Glioblastomen, die außerhalb des ZNS metastasierten:

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31516649
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31361253
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30450987

oder allgemein

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=glioblastoma+metastasis+extracranial

Prof. Mursch

Aber es ist wirklich extrem selten.
Wenn man das heute noch veröffentlichen kann, .....


Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka

Aziraphale

Als medizinischer Laie stellt sich mir hier folgende Frage:

Wenn Tumore im Körper Metastasen im Gehirn bilden können, warum sollte das umgekehrt ein Problem darstellen? Die Blut-Hirn-Schranke funktioniert doch in beide Richtungen, oder sehe ich das falsch?

Ich denke eher, dass aufgrund der Tatsache, dass ein Tumor im Kopf früher Probleme macht als an anderer Stelle im Körper, dieser relativ früh erkannt wird. Dazu kommt, dass Fernrezidive an anderer Stelle im Kopf auftreten können, wachsen diese, oder auch der Ursprungstumor schnell, tritt der Tod vor einer Metastasierung ein. Nervenzellen gibt es ja auch im ganzen Körper, warum sollten sich die Tumorzellen nicht darüber "ausweiten"? Vielleicht auch über Informationsaustausch, nicht über Zellwanderung.

Prof. Mursch

Das können Sie gerne vermuten, aber prinzipiell geht man davon aus, dass die Blut-Hirnschranke immer noch eine "Schranke" darstellt.
Es fehlen Lymphwege, über die der Tumor metastasieren kann und auch immunologisch sind Gliomzellen wohl eher nicht so geeignet, zu metastasieren. Die recht kurze Überlebenszeit wird zwar auch diskutiert, die ist aber z.B. beim kleinzelligen Bronchialkarzinom oder beim Melanom auch nicht viel anders.
Hat ein Glioblastompatient im Körper Metastasen, so ist es immer noch wahrscheinlicher, dass diese von einem zweiten Tumor kommen, als vom Glio.


Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka

lunetta

Hallo!

Diesmal schreibe ich nicht in eigener Sache, sondern mich beschäftigt das Schicksal meiner Bettnachbarin von der Neurochirurgie, die ein scheinbar ganz besonderer Fall ist:
Kam am Wochenende vor meiner Entlassung als Notfallspatientin von einem kleinen KH geschickt, Symptome Erbrechen und Schwindel.
Man hat dort ein CT gemacht, "etwas" gesehen, und sie auf die Neurochirurgie geschickt.
Dort wurde sofort ein MRT gemacht und sie bekam hochdosierte Kortisoninfusionen.
Bei der Visite am nächsten Tag sagte man ihr dass sie mehrere Metastasen im Kopf hätte, mit Ödemen, und dass mit der Beginn der Woche, also vergangenen Montag ein staging angesetzt wäre.
Das fand dann zwar erst am Dienstag statt, aber man fand bei diesem staging keinen Primärtumor!

Nun wird sie am Montag operiert und die größte Metastase entfernt um zu schauen welche Tumorart.

Habt ihr sowas schon mal gehört - selbst die Ärzte sagten zu ihr sie sei ein buntes Pferd....

GLG

AnnikaK

Nennt man CUP. Dabei werden Metastasen gefunden, aber der Primärtumor nicht.
Ist gar nicht soooo selten...

KaSy

Ich habe gehört (bin mir also nicht sicher), dass die Zellen der Hirnmetastase denen des Primärtumors gleichen oder mit ihnen übereinstimmen.
Die Zelluntersuchung könnte dann hilfreich sein, um das Organ zu finden, in dem sich der Primärtumor befindet.

KaSy

Ich kannte die Abkürzung "CUP" nicht und habe bei Wikipedia nachgeschaut:

"Die Abkürzung CUP für das englische „cancer of unknown primary“ (verkürzt für: cancer of unknown primary origin) hat sich auch im deutschen Sprachraum eingebürgert und ersetzt die zuvor übliche Bezeichnung Krebs bei unbekanntem Primärtumor."

lunetta

Das habe ich selbst auch so ergoogelt....

Ist so verzweifelt die Arme.... tut mir total leid:(

Wir schreiben uns täglich sms, und man weiß nicht was man als Trost schreiben kann...

LG

Antworten nur für eingeloggte Benutzer möglich

Nur angemeldete Nutzer können eine Antwort erstellen. Bitte loggen Sie sich ein oder erstellen Sie einen Account.