Für mich ist D,L-Methadon ein Medikament von vielen, von denen vermutet wird, dass es eine positive Wirkung auf das Tumorgeschehen haben kann. Diese Hypothese wird normalerweise untersucht. Verdichten sich die Hinweise oder ist da eine Rationale zu erkennen, werden klinische Studien angestrebt, um den Nutzen nachzuweisen. Dieser Prozess dauert in der Regel über zehn Jahre. Soweit ist das Verfahren mit Methadon in der Behandlung von Glioblastompatienten regelhaft. Die Verzögerung durch das Ausbleiben von klinischen Studien hat sicher verschiedene Gründe: fehlende Lobby, fehlendes Interesse der Industrie, Probleme bei der Finanzierung der Forschung, begrenzte Anzahl an Studienprobanden, Interesse der Industrie andere Methoden oder Medikamente eher auf den Markt zu bringen. Eine Spekulation über diese Gründe ist nicht zielführend. Es läuft darauf hinaus, dass kein Glioblastompatient zehn Jahre Zeit hat, um von den Ergebnissen der heutigen Untersuchungen zu profitieren. Wenn es also eine Rationale für den sinnvollen Einsatz von D,L-Methadon gibt, ist es nur logisch, dass dieses Medikament außerhalb der Zulassung eingesetzt wird. Da bekannt ist, dass die Standardchemotherapie beim Glioblastom, insbesondere ohne Hypermethylierung des MGMT-Promotors, wenig Sinn macht, ist es ebenso logisch, mit dem Off-Label-Einsatz nicht bis zum dritten Rezidiv zu warten oder sich frühzeitig an zukunftsweisenden klinischen Studien zu beteiligen.