Lieber samedtopal,
ich stimme logossos zu, dass es Hirntumorpatienten gibt, die zusätzlich zur Chemotherapie Methadon als (vermutlich) wirkungsverstärkendes Mittel anwenden.
Ich stimme auch Deinem Professor zu, der sagt, dass die klinische Wirksamkeit nicht bestätigt ist.
In der finanziellen Frage verwirren die Medien die Patienten, die "nach einem letzten Strohhalm suchen". Methadon kostet wenig, aber da es zur (sehr teuren) Chemotherapie dazu genommen werden muss, spart keiner Kosten, nur weil Methadon genommen wird.
Ich verstehe jeden Hirntumorpatienten, der sagt, er habe nichts zu verlieren, also probiert er auch Methadon.
In diese Richtung ging auch eine Diskussion von Patienten hier im Forum, in der facebook-Gruppe und auf dem 41. Hirntumor-Informationstag der Deutschen Hirntumorhilfe e.V.
Ich meine, man sollte aber auch die Meinungen der Ärzte kennen, die sich wegen der hohen Medienpräsenz dieses einen Zusatzmittels mit der Wirkung von Methadon bei Glioblastompatienten beschäftigt haben.
Auf dem 41. Hirntumor-Informationstag der Deutschen Hirntumorhilfe e.V. am 21. Oktober 2017 in Berlin sprach nach ihrem Vortrag „Chemotherapie maligner Gliome“ Frau PD Dr. med. Agnieszka Korfel, die als Oberärztin in der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie in der Charité Berlin tätig ist, unter anderem auch über die Anwendung von Methadon als eine Ergänzung der etablierten Therapieverfahren:
„Solange diese zusätzlichen Anwendungen nicht schaden bzw. die Therapie nicht behindern oder ein Vermögen kosten, gibt es keinen Grund, den Patienten vorzuschreiben, ob und wie sie ihre Therapie ergänzen sollten. In der Regel wird Ihnen Ihr behandelnder Arzt nicht böse sein, wenn Sie zusätzliche Dinge einsetzen. Allerdings müssen Sie auch akzeptieren, dass Ärzte ungeprüften Ansätzen nicht ohne Weiteres zustimmen.
Viel diskutiert wird seit einiger Zeit die zusätzliche Einnahme von Methadon während der Chemotherapie. Hier muss man darauf hinweisen, dass Methadon eben nicht völlig harmlos ist und unproblematisch zur Therapie hinzugefügt werden kann. Diese Substanz hat selbstverständlich Nebenwirkungen. Unter anderem muss man beachten, dass Methadon dazu neigt, sich im Gewebe anzureichern. Dadurch sind potentielle Nebenwirkungen schwer berechenbar. Außerdem kann Methadon die Wirkung anderer Substanzen, z.B. antikonvulsiver Medikamente, beeinflussen. Wenn Patienten soweit gehen, dass sie andere notwendige Medikamente absetzen wollen, damit sie Methadon nehmen können, ist sicherlich eine Grenze überschritten.
Auf jeden Fall sollten alle zusätzlich erfolgenden Anwendungen mit den behandelnden Ärzten besprochen werden. Nur so lässt sich die Therapie zum Wohle des Patienten steuern.“ (Quelle: www.hirntumorhilfe.de)
(Dort wurde auch über eine von der Charité initiierte Untersuchung einer kleinen Patientengruppe berichtet, von denen bei etwa der Hälfte eine Wirksamkeit von Methadon gezeigt wurde, bei der anderen Hälfte nicht. Unter anderem daraus erklärt sich die Zurückhaltung von Ärzten, dieses Betäubungsmittel zu verschreiben und deren Einnahme verantwortungsbewusst im Interesse des Patienten zu begleiten.)
Es ist Sache des Patienten, sich für dieses Ergänzungsmittel zu entscheiden, aber man sollte es wissend tun.
KaSy