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Kuline

Guten Tag , hat jemand Erfahrung oder einen Hinweis:


Ist es möglich , dass durch eine zeitliche Spanne zwischen Gabe des KM und Durchführung des MRT auch zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen kann?
Wie schnell nimmt Gewebe ( Tumor- oder totes Gewebe nach Strahlentherapie ) Kontrastmittel auf .
Wie lange kann oder sollte gewartet werden bis das KM im Gehirn angekommen ist um ein optimales Ergebnis erkennen zu können oder ebend alle möglichen Veränderungen zum Vor MRT zu erkennen sind .

Oder spielt das im Endeffekt keine Rolle da das KM in der Zeit des eigentlichen MRT sich verbreitet.

Gruss Kuline

enie_ledam

Ich bekomme immer im mrt das kontrastmittel und da es ja ins blut gepritzt wird denke ich dass es auch so schnell wie der Sauerstoff etc. im gehirn und tumor ist. im fet pet wird ja eig. nur geguckt wie schnell der tumor das KM aufnimmt. Kann ja nächste mal bei mir fragen :)

Amnatou

hallo kuline
ja es gibt verschiedene formen der km-injektion und deshalb kommt man auch zu 'unterschiedlichen' ergebnissen oder besser gesagt zu unterschiedlichen informationen. nicht bei jedem tumor sind die gleichen informationen gleich relevant.. je nach fragestellung/erkrankung werden in einer spezialisierten neuroradiologie ganz speziefische protokolle gescannt. ich kann dir einige beispiele nennen...
diese aufstellung ist nicht vollständig und je nach erfahrung des radiologen und der klinik gibt es grosse unterschiede. die auswahl der protokolle werden individuell für den patienten, seine krankheitsgeschichte und die aktuelle fragestellung ausgewählt und entsprechend gescannt.
1. bei kopfschmerzen meningeomen u.a.: da werden neuro-standardmesdungen gescannt (flair, swi, T2, diffusion evtl. tof und t1 vor und nach km). das km wird 'von hand' gespritzt, und nach einer wartezeit von ca. 3-5 minuten die t1 messung gescannt. es geht primär darum auszuschliessen, ob es eine normale durchblutung der gefässe hat und ob es läsionen gibt die km aufnehmen.
2. bei metastasen/ms/felsenbeine u.a.: da werden wiederum die neuro-standardsequenzen gescannt und zusätzlich spezifische messungen für die fragestellung, allerdings wird meist nur die t1 messung (evtl noch flair und diffusion) ohne Km gefahren und möglichst früh das km 'von hand' gespritzt. anschliessend laufen diverse km-irrelevante messungen und zum schluss, ca nach 20 minuten die km-relevante t1 sequenzen. bei kleinsten metastasen z.b. dauert es manchmal etwas länger bis die bluthirnschranke überwunden ist und die metastasen sichtbar werden (manche institute verdoppeln auch die km-dosis, double-dose-delay)
3. hypophyse microadenome: wiederum die standardsequenzen mit zusätzlichen dünnschichten über die hypophyse, das km wird dynamisch gespritzt, d.h während die messungen laufen. eine dynamische serie setzt sich aus mehreren messungen zusammen die einzelne dauert nicht länger als ca 14 sekunden. so kann das km-verhalten der hypophyse bzw. eines adenoms in einem kurzen zeitlichen verlauf exakt beurteilt werden. wartet man nach der km-injektion zu lange, unterscheidet sich ein adenom von der hypophyse praktisch nicht mehr und kann leicht übersehen werden.
4. hirntumore (glioblastom, astrozytom u. a.): auch hier wieder die standartsequenzen, das km wird im protokoll eher wieder früher gespritzt und wie bei der hypophyse dynamisch, dh die sog. perfusion. es gibt 2 verschiedene perfusionen 1. t1-perfusion, damit kann die k-transzeit berechnet werden, einfach ausgedrückt die zeit bis die bluthirnschranke überwunden wurde, gilt aber nicht als standard 2. t2*-perfusion, da wird das km mit einem injektor mit ca. 4ml/sekunde in die vene gejagt, und gleichzeitig laufen sehr schnelle messungen. bei der t2*-perfusion kann das regionale cerebrale blutvolumen (cbv) und blutfluss (cbf) die mittlere transitzeit eines stoffes(mtt) und die zeit vom km-bolus bis zur max. km-anreicherungen im gewebe (ttp) berechnet werden. diese detailinformationen können hilfreich sein um narbengewebe von einem rezidiv zu unterscheiden oder ein tumor von einer entzündung, etc. durch die perfusion erhält man differenziertere Informationen über das km-verhalten in einem bestimmten bereich. details zur perfusion findest du auch bei google.

anmerkung: soviel ich weiss, gehört in einer neuroradiologie, die an einem offiziell anerkannten hirntumorzentrum angeschlossen ist eine perfusion bei hirntumorpatienten zum 'stanard-protokoll'. in unserem institut machen wir diese messung bei jeder neudiagnose und auch bei den verlaufskontrollen.

lg

styrianpanther

@amnatou: wow , sehr interessant
und vielen dank für die Informationen.

mfg styrianpanther

glioblast

@amnatou: klasse Information!
Schade das dieses Forum noch keine Pinfunktion hat um wichtige Beiträge oben im Thread an zu pinnen. Auch ich bedanke mich für
diese Information.

LG glio

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Meine Diagnose:
Glioblastom WHO IV ED 9/15
MGMT positiv, IDH 1 mutiert
OP erfolgte am 18.09.2015 der Tumor konnte nicht vollständig entfernt werden, es folgte RCT nach Stupp-Protokoll.(15.10-01.12.2015)
Nächstes Kontroll-MRT am 21.10.2016 Tumor ????.
Laufende Therapie:
DL-Methadon 2x1,75ml+400mg TMZ 5/28 Schema
2x500mg Levetiracetam
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Stek

Vielen Dank für die adäquate Erklärung

Gruß

Kuline

Hallo Amnaton , vielen Dank für die ausführliche Erklärung . Leider komme ich erst heute dazu Danke zu schreiben ,bitte um Entschuldigung . Ich habe deine Antwort schon 3 mal gelesen und werde es bestimmt nochmal machen müssen bevor ich alles so verstanden habe, das ich auch die richtigen Fragen/ Antworten für mich herausfinde. Die Auswertung des MRT haben wir nur vorerst von der Neurochir. erhalten , die radiolog. steht noch aus.
Das letzte MRT ist das Erste mit Beginn der Chemopause und daher auch sehr wichtig - quasi die Ausgangssituation ohne Temodal. Daher nehme ich an , dass dieses soviel Detailinformationen z.Bsp. zum vorh. Narbengewebe enthalten sollte .
Der Tumor konnte ja auch nicht vollständig entfernt werden . Die vorherigen MRT zeigten eine Verkleinerung des "Restbestandes" auf .




Einen sonnigen schönen Herbsttag !

Gruss Kuline

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