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Astro87

Hallo zusammen,

ich habe mir die brainstorm nach Hause liefern lassen und bin dabei auf einen merkwürdigen Satz gestoßen.

"In einer biopsiekontrollierten Studie konnte bei Gliompatienten nachgewiesen werden, dass sich bei alleiniger Verwendung der MRT in tumorverdächtigen Arealen nur in der Hälfte tatsächlich Tumorgeweben nachweisen ließ, d. h. die Spezifizität betrug nur 50%. Wurde für die Beurteilung der veränderten Areale zusätzlich die FET-PET hinzugezogen, konnte die Spezifizität auf 93% gesteigert werden."

Der Verweis in der brainstorm führt auf nachstehenden Artikel:
https://academic.oup.com/brain/article/128/3/678/693026

Der Artikel ist 2005 erschienen und damit schon gut 15 Jahre alt, nichtsdestotrotz gehe ich davon aus, dass das Statement noch immer Gültigkeit besitzt. Falls dem so ist, würde ich ernsthaft in Erwägung ziehen, eine zusätzliche FET-PET zu machen. War euch die geringe Spezifizität der alleinigen MRT bekannt?

Des Weiteren heißt es:
"Dieser Ansatz kann allerdings in der Praxis Probleme aufwerfen, weil es bei der Mehrzahl der Patienten mit Gliomen des WHO-Grades 2 und auch bei etwa einem Drittel aller Patienten mit anaplastischen Gliomen des WHO-Grades 3 zu keiner Kontrastmittelaufnahme kommt."

All das lässt mich am Vorgehen der alleinigen MRT-Untersuchung stark zweifeln.

Danke im Voraus für die Rückmeldungen!
Christian

kasi85

"All das lässt mich am Vorgehen der alleinigen MRT-Untersuchung stark zweifeln."

Was für ein Vorgehen soll das sein? Sobald Verdacht auf ein Rezidiv besteht, gibt es doch oft besagte PET-Untersuchung, aber es geht halt nicht immer.

Bin selbst gerade in der Situation, dass eine auffällige Stelle bemerkt wurde, bei der man nicht sicher ist ob Tumorgewebe oder OP-Narbe.
Aufgrund des mögl. schnellen Wachstums (Progression zu Grad 3?) will man sofort operieren und auf PET verzichten (Terminvergabe dauert etliche Wochen). Damit habe ich dann quasi eine ~50% Chance, umsonst operiert zu werden (falls es nur Narbengewebe sein sollte), erscheint aber trotzdem sinnvoll. Man verzichtet auf die Genauigkeit durch PET, aber im Fall dass es Tumor sein sollte, gewinnt man eine Menge Zeit. Für ~2 Wochen Kopfschmerzen und paar Tage Krankenhausaufenthalt nehme ich das gerne in Kauf. Diagnostische Sicherheit (93% versus 50%) ist eben nicht alles, gerade bei Hirntumoren ist Zeit ein viel entscheidenderer Faktor.
Das Risiko, Monatelang nichts zu tun während man auf PET wartet ist eben oftmals größer als das Risiko einer OP.

Mir wurde trotz dieses Anratens aber auch stattdessen PET + verfrühtes nächstes MRT angeboten, deswegen verstehe ich den von Dir zitierten Satz nicht. Wann wird bei Verdachtsfällen denn gar kein PET angeboten? Ist doch Standard?

Astro87

Hallo kasi,

Du sagst: "Sobald Verdacht auf ein Rezidiv besteht, gibt es die PET-Untersuchung ..."

Um zu einem solchen Verdacht zu kommen, muss das MRT ja ein solches Bild mit Tumorgewebe liefern, was nach meinem Verständnis in 50% der Fälle nicht der Fall ist. Das heißt, man würde in 50% der Fällen aufgund alleiniger MRT-Nutzung gar nicht mitbekommen, dass es ein Rezidiv ist. (Dazu kommt ja noch, dass es bei einem Drittel der Fälle (bei AA III) zu keiner Kontrastmittelaufnahme kommt).

Wenn man nur in 50% der Fälle einen berechtigten Verdachtsfall aufgrund MRT erkennt, halte ich das weiterhin für ziemlich mager, oder verstehe ich hier was falsch.

Tatsächlich gab es nach meiner Radiatio/Chemo vor ca. 4 Jahren auch ein bisschen Narbengewebe, wobei man sich da nicht sicher war/ sein kann. Eine PET wurde mir nicht nahegelegt.

Prof. Mursch

Es geht nicht um den Zweifel an der Diagnose, sondern m.E. darum, dass man bei Biopsien nicht immer an der richtigen Stelle ist, wenn man sich nur auf das MRT verläßt. Übersehen hat man mit dem MRT in der Studie fast nie Tumorgewebe.
Man nimmt deshalb ja auch fast immer Proben aus unterschiedlichen Abschnitten des Tumors.

Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka

Astro87

Das klingt pausibel. Lieben Dank Herr Prof. Mursch :)

kasi85

@Astro87

"Um zu einem solchen Verdacht zu kommen, muss das MRT ja ein solches Bild mit Tumorgewebe liefern, was nach meinem Verständnis in 50% der Fälle nicht der Fall ist."

Nein, das ist mit Spezifizität nicht gemeint. Es geht nicht um die Trefferquote von MRT's, sondern um deren Fähigkeit zu erkennen, um was genau es sich handelt, wenn sie eine verdächtige Stelle gefunden haben. Es wäre schon ziemlich verrückt, wenn jeder HT-Patient anhand von MRT's Verlaufskontrollen bekäme, aber diese nur zu 50% in der Lage wären, HT zu erkennen und dauernd welche übersehen würden.
Mit anderen Worten: MRT's haben hohe falsch-positiv-Werte aber niedrige falsch-negativ-Werte.
Eindeutigkeit bei der Frage "Tumor oder etwas anderes" liefern dann Abwarten und erneut MRT machen (ein Tumor wächst, eine Narbe schrumpft i.d.R. etc), PET, Biopsie.

Du hast ja selber in Deinem ersten Post geschrieben:
""In einer biopsiekontrollierten Studie konnte bei Gliompatienten nachgewiesen werden, dass sich bei alleiniger Verwendung der MRT in tumorverdächtigen Arealen nur in der Hälfte tatsächlich Tumorgeweben nachweisen ließ"

Dort steht eindeutig: "in tumorverdächtigen Arealen". Per Definition geht es hier also nur um Bilder, bei denen das MRT bereits "angeschlagen", also nichts übersehen hat.

lirixx

Kommt es überhaupt vor, dass sich tumorverdächtige Areale (Erstdiagnose) nach einer Biopsie oder OP als harnlos erweisen? Also doch kein Tumor?

Gibt es das überhaupt?

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