Hallo Christian
Willkommen in diesem Forum.
Unsere Geschichten gleichen sich ein wenig, da wir zum einen gleich alt sind und unsere Tumore sich von der Lage, Grösse und Form ebenfalls ähneln.
Schwindel kann viele Ursachen haben, das Gleichgewicht des Menschen wird über HWS, Gehör und Augen gesteuert. Ist da was nicht im Lot, kann es zu solchen Problemen kommen. Ist ein Tumor diagnostiziert, liegt es ziemlich nahe, dass Symptome wie Schwindel, Übelkeit und Kopfschmerzen diese Ursache haben. Sicher gibt es noch andere Ursachen, aber die sind wohl eher selten. Die Psyche kann natürlich auch ursächlich sein.
Was mich etwas stutzig macht,ist die Tatsache des Wachstums innerhalb weniger Monate. Das ist für ein Meningeom eher ungewöhnlich. Diese Art Tumore nehmen eigentlich im Jahr ungefähr 1-2 mm an Grösse zu. Wurde die Erstdiagnose von einem 2. Radiologen bestätigt? Eine Differentialdiagnose gestellt?
Meine Differentialdiagnose war "Hämangioperizytom", welcher gerne als Meningeom diagnostiziert wird und im MRT auch genauso aussieht, in der Biopsie sich jedoch als etwas ganz anderes mit völlig anderen Vorraussetzungen für die Therapie herrausstellt. Diese Tumore sind jedoch sehr selten und bedürfen einer Grunderkrankung (von Hippel Lindau). Auch Metastasen weisen optisch Ähnlichkeiten auf. Ich habe irgendwo mal gelesen dass jede 4. Diagnose der Radiologen fehlerhaft sind, wobei sie auch ausdrücklich im Befund schreiben was es am ehesten für ein Tumor ist. Sie sind eigentlich nur für die Lokalisierung zuständig, der Rest wird durch OP und / oder Biopsie vorgenommen.
Ich hatte in der Hinsicht einen sehr guten Hausarzt und Neurologen, der die Möglichkeiten anderer Tumorarten vordergründig ausschlossen und mich in der Hinsicht auch beruhigten.
Ich wurde zum Augenarzt geschickt, Gesichtsfeld und Augenhintergrund auf Gefässtumore überprüft. Zum Internisten für ein Ultraschall, um Gefässtumore auch an den Organen auszuschliessen und gleichzeitig auf andere Grunderkrankungen zu untersuchen.
Radiologen sind nicht unfehlbar und es gibt Tumore die im MRT aussehen wie Meningeome, sich bei der Biopsie später aber als eine andere Tumorart heraus kristalisieren.
Ich möchte Dir hier jetzt keine Angst machen, tue es aber bewusst, einfach auch um den Leuten mit Meningeomen mal den Finger aus dem Po zu ziehen, damit sie sich ihrer Diagnose bewusst werden. Ihr habt da etwas im Kopf was da nicht hingehört, also schaut dass ihr das Gewächs da rauskriegt um bestmögliche Vorraussetzungen zu haben, wieder völlig gesund zu werden!
Dass du jetzt aufgrund des beschleunigten Wachstums einen Neurochirurgen aufsuchst, ist der absolut richtige Weg und kommt für mich eigentlich um 10 Monate zu spät. Wertvolle Zeit verloren, in der man sich um solche Fremdkörper im Kopf hätte kümmern können und sollen. Wollten dich dein Hausarzt und Neurologe nicht gleich nach Diagnosestellung zu einem Neurochirurgen überweisen?
Das wäre der normale Weg.
Ich kann Dir versprechen, dass ein Besuch beim Neurochirurgen kein typischer Arztbesuch werden wird, da diese Art Chirurgen absolute Spezialisten sind und jeden Tag mit Tumoren des zentralen Nervensystems zu tun haben. Sie werden sich deine MRT Bilder mit Dir ansehen und auswerten. Optionen aufzeigen und alle deine Fragen beantworten.
Schreibe Dir auf, welche Fragen du an den Chirurgen hast, damit du nichts vergisst was dich interessiert, sonst vergisst du die Hälfte vor lauter Aufregung. Nimm eine Begleitperson deines Vertrauens mit, das kann helfen.
Immer wieder lese ich hier, dass diagnostizierte Meningeome bei Männer und Frauen mittleren Alters nicht zeitnah therapiert werden, obwohl sie vom Operationsgebiet her relativ leicht zugänglich wären. Für mich ist "Wait and see" keine Option in diesem Alter. Vielleicht wenn man 70 Jahre alt ist, aber man kann sich selbst ausrechnen wie gross solch ein Tumor wird mit den Jahren und welche neurologische Schäden er anrichten kann und irgendwann auch wird.
Egal bei welchem Arzt ich wegen meinenes Tumors war, jeder sagte mir "suchen sie sich einen guten Neurochirurgen, lassen sie sich das Ding rausnehmen und machen sie dem Spuk ein Ende". Radiologe, Hausarzt, Neurologe, Augenarzt und Neurochirurg.
Nutze die zur Verfügung stehenden medizinischen Potentiale, dafür sind sie da!
Gehe deine Erkrankung offensiv an und schau dass du das Ding beseitigen lässt. Eine OP bringt bei vollständiger Entfernung sehr gute Heilungschancen und du hast mit etwas Glück auf viele Jahre, vielleicht sogar dein ganzes Leben Ruhe davon.
Ich weiss, dass der Gedanke den Kopf öffnen zu lassen nicht gerade delikat ist, aber es ist nunmal der Erkrankung geschuldet. Jeder hat Angst davor, aber die Chirurgie hat in den letzten Jahren soviele Fortschritte gemacht, womit die Risiken minimiert wurden, aber das wird dir dein Gespräch mit dem Neurologen aufzeigen.
Wichtig ist, dass du Dir einen erfahrenen Neurochirurgen suchst, der solche Tumore sehr oft behandelt. Auch die klinik sorgfälltig wählen, du musst dich bei Arzt und Klinik gut aufgehoben fühlen, das ist wichtig um Ängste abzubauen.
Von Bestrahlungen würde ich absehen. Es ist der einfachste Weg, der Tumor bleibt jedoch im Kopf, wird kaum kleiner und die Gefahr von Strahlenschäden ist einfach vorhanden. Sie sind vielleicht nicht sofort da, kommen dann evtl aber mit den Jahren.
Ich wünsche Dir alles Gute