Hallo,
seit heute gehöre ich auch zum Kreis der Betroffenen und verzweifelten Angehörigen. Wir haben gestern die Diagnose erhalten, dass mein Paps ein Glioblastom im rechten Frontalbereich hat.
Es ist laut Aussage der Ärzte nicht operabel und hat wohl auch schon gestreut. Leider haben wir in der Klinik keine Bilder vom MRT zu sehen bekommen. Am Montag wird eine Gewebeprobe entnommen, um die Therapiemöglichkeiten auszuloten. Meine Frage ergibt sich aus der von mir wahrgenommenen gefühlskalten Behandlung und dem insgesamten Umgang mit dem "Objekt Patient" in der Uniklinik. Unsere Aufklärungsgespräche zur Narkose wurden im Flur durchgeführt.
Vier Patienten, vier Ärzte, vier Ecken und los ging es. Von Diskretion keine Spur; für die Betroffenen eine Zumutung und nicht sehr takt- oder würdevoll. Das Aufklärungsgespräch zur OP (Gewebeentnahme), welches auch gleichzeitig unser Diagnosegespräch darstellte, wurde im Vorraum der Patientenzimmer durchgeführt, während dessen mindestens 5 oder 6 Schwestern ständig durch das Zimmer rannten, um die anderen Patienten zu versorgen oder das Essen zu bringen. Zudem empfand ich die Überbringung dieser gravierenden Botschaft als gefühlskalt.
Wo bleibt bitte die Menschlichkeit? Da werden Menschen brutal mit ihrem Krankheitsgeschehen konfrontiert, auf das wir in keinster Weise vorbereitet waren, und nebenbei erledigen die Schwestern ihr Dienstgeschäfte und Türen blieben eben einfach offen stehen; schlimmer als auf dem Bahnhof. Heute Mittag sollte meinen Vati bereits eigentlich operativ das Gewebe entnommen werden. Notfälle waren aber wichtiger. Das die OP heute nicht stattfindet hat man ihm erst gesagt, als er sich wunderte, dass niemand zu den Vorbereitungen kam und entsprechend nachfragte. So nun am Montag neuer Anlauf. Fühlt sich für mich an wie abgeschrieben bzw. es kommt auf einen Tag mehr oder weniger eh nicht mehr an. Seine Tabletten wurden aufgrund der ausgefallenen OP dann auch noch vergessen, so dass ich am Abend bei den Schwestern nachfragen musste, ob mein Paps heute keine Medis bekommt. Aussage: Ach ja, die OP ist ja ausgefallen. Frage mich, wann es jemand gemerkt hätte. Insgesamt ist mein Eindruck im Moment nicht sehr gut und nun mache ich mir ernsthafte Sorgen, ob die Uniklinik Jena die richtige Wahl war. Sicherlich kann man von den Vorfällen auf der Station nicht automatische auf die Arbeit der Ärzte schließen aber sollte man sich nicht gut versorgt und aufgehoben fühlen? Unsere Hausärztin hatte uns heute zudem gesagt, dass sie bei einer Einweisung das Klinikum Bad Berka gewählt hätte. Da mein Paps aber von der Klinik Weimar direkt nach Jena verlegt wurde, blieb für uns kein Spielraum. Ich wünsche mir für meinen Paps nach der Diagnose einfach eine gute Behandlung und das Gefühl etwas wert zu sein. Vielleicht waren unsere Erfahrungen ja auch nur eine Ausnahme aber im Moment kommt zu der Hammer-Diagnose auch noch der Zweifel, ob man in der richtigen Klinik gelandet ist, in der der Mensch im Mittelpunkt steht und auch wahrgenommen wird.
Ich danke euch von Herzen für eure Antworten. Die Last, die einen durch die Diagnose im Moment unbeschreiblich lähmt und runterzieht ist ohnehin schwer genug und ich möchte meinen Paps einfach in guten und verständnisvollen Händen wissen. Etwas anderes hat er nicht verdient (und auch niemand anderes natürlich).
Vielen Dank und Liebe Grüße
kala