Hallo Isabell,
nun, ich konnte zunächst mit Deiner Frage nichts anfangen, da ich es nicht in übertragenem Sinne verstanden habe.
Mein Tumor war in meinem Gehirn gewachsen, er hatte sich einfach Platz dort gemacht, wo er nicht hingehört hat, deshalb habe ich nach der OP kein Empfinden einer Lücke gehabt.
Es war nur etwas Zusätzliches wieder entfernt worden.
Wenn in einer überfüllten Bahn jemand aussteigt, hinterlässt er auch keine Lücke, da die anderen den Platz wieder ausfüllen. Der verdrängte Platz wird wieder in Anspruch genommen.
Ok, ich habe meine MRT Bilder gesehen, es stimmt nicht so ganz, daß mein Gehirn wieder dem eigentlichen Platz des Tumors eingenommen hat. Da wächst nichts nach und es bleibt ein dunkler Fleck im MRT. Aber trotzdem ist diese Lücke gefüllt, zwar nur mit Flüssigkeit, aber dann hat eben etwas anderes diese Lücke ausgefüllt.
So ist das auch im übertragenen Sinne zu verstehen. Wenn etwas nicht mehr da ist, wird es durch etwas anderes ersetzt. Es gibt kein nichts, etwas anderes nimmt immer den Platz ein.
Die Frage lautet daher, was diesen Platz einnimmt und wie du das bewertest. Hirnflüssigkeit ist nicht so besonders wertvoll.
Ein Teil meiner Haare ist durch Luft ersetzt worden, da fehlt mir rein optisch etwas und ich hätte lieber die Haare wieder.
Wenn dir übertragen in Deinem Leben eine "Lücke" irgendwo entsteht, dann sprichst Du über einen Verlust, jede Lücke wird ersetzt, aber bist Du mit dem zufrieden was im Vergleich dazu jetzt ist?
Daran müssen viele mit "Lücke" arbeiten. Sie müssen sie mit etwas füllen und sie müssen zulassen, dass sie sich füllt, mit was auch immer.
Nur wenn man das akzeptiert und sich dem zuwendet, was jetzt anstelle des anderen dort Platz findet ohne immer bei dem Früher festzuhalten, der kann sein Leben nur nach hinten betrachten und nicht nach vorne schauen.
Ein Ersatz, das Füllen einer Lücke, ist natürlich meistens nicht so gut wie das vorherige, obwohl es da auch Ausnahmen gibt. Man landet oft bei einem unvollständigen, schlechteren, unschönen, nicht so brauchbaren Ersatz, aber das ist das Leben. Man kann dran arbeiten das "neue" aktiv zu gestalten und sich mit dem zufrieden zu geben was man dann hat.
Zurück zum Anfang, es gibt keine Lücke, oder wolltest Du über besser und schlechter reden?
Für Deinen Weg, einer "visualisierten" OP, ersetze deinen Tumor durch etwas anderes, nicht so bedrohliches, vielleicht auch etwas nutzloses. Verwandel ihn in Hirnflüssigkeit, damit diese den Platz einnimmt.
Gruß Harry