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Thema: Nach einer Operation ...

Nach einer Operation ...
Weihnacht
02.10.2013 10:01:51
Liebe Betroffenen,

Ich möchte euch freundlich um Antworten zu einer, von mir ernstgemeinten, Frage stellen bzw. zum Nachdenken über diese Frage anregen...:

Womit füllt ihr die Lücke, die nach der operativen Entfernung eures Hirntumors entstanden ist?

Danke im Voraus und liebe Grüsse
Isabell


Diagnose (Dez 2012): niedriggradiges Gliom
Weihnacht
Dr. Orchidee
02.10.2013 11:00:47
Liebe Isabell,
mein gequetschtes Hirn hat sich wieder ausdehnen dürfen, sehr eindrucksvoll auf den MRT-Bildern nachzuvollziehen.
Der von der Falx ausgehende Tumor hatte mit seiner Größenzunahme( ca. 4 cm im Durchmesser) die motorische Hirnrinde "eingedrückt", was zu fokalen Anfällen, Fussheberparese und Muskelschwund des linken Unterschenkels geführt hatte.
Alle diese Symptome sind langsam nach der Operation mit zunehmender Erholung des Hirns verschwunden - das Hirn durfte seinen ursprünglichen Platz wieder einnehmen, was ihm gut getan hat.
Viele Grüße, Orchidee
Dr. Orchidee
Pomperipossa
02.10.2013 11:26:54
Liebe Iz,

falls Du Dich auf die MRT Bilder mit Deiner Lückenanfrage beziehst:
die Entfernung des Tumors war eine Befreiungsaktion für den Hirnstamm.

Auf den neuen MRT Bildern sieht man einen kompressionsfreien Hirnstamm, die Resttumorschale und die bleibenden Lücken durch die neurologischen Kollateralschäden.

Um MMW zu zitieren: Freiheit ist das Einzige, was zählt!

Sonnige Herbstgrüße
Pompi
Pomperipossa
mona
02.10.2013 11:29:37
Hallo Isabell,
meine Lücken füllen sich wieder mit Hirnwasser bzw zum Teil(sagte mir mein Professor).
Lg mona
mona
schote44
02.10.2013 12:39:02
Hallo Isabell,

Deine Anregung finde ich sehr interessant und ich fasse das ganz ambivalent auf.

Meine "Lücke" im Kopf (körperlich)
So spricht in mir das Positive: Der Tumor ist (voraussichtlich) entfernt, ich darf weiterleben. Die körperlichen Strukturen sind verändert.

Meine "Lücke" im Leben (seelisch):
So spricht das Negative: Es ist nichts mehr, wie zuvor. Ich habe mein Wohlbefinden verloren, meine Kommunikationsfähigkeit mit der Umwelt ist stark eingeschränkt, auch mein Selbstwert und letzlich meine finanzielle Stabilität sind beeinträchtigt. Seit langem kämpfe ich um Verbesserung meiner Gesundheit und um meinen Job (respektive um eine Erwerbsunfähigkeitsrente).

Ich weiss, mir geht es viel besser als den meisten hier und diesbezüglich schäme ich mich auch: ich krieg den Dreh nicht, die "Lücke" zu stopfen...

...immer wieder suche ich nach "Stopfgarn" für die letztere Lücke.
...immer wieder versuche ich, aus dem Negativen das Positive zu gewinnen, mich zu erinnern, dass alles noch viel schlechter sein könnte, und dann - ich gebe es ehrlich zu -
...immer wieder hadere ich mit dem Schicksal.


Nachdenkliche Grüsse
Schote
schote44
Weihnacht
02.10.2013 13:25:49
Ihr lieben Mitbetroffenen!

Ich danke euch sehr, dass ihr meine Frage ernst genommen habt - und freue mich über jeden weiteren Beitrag!

Schön, Dr. Orchidee, dass sich deine Lücke mit gesunder Gehirnmasse gefüllt hat.

Toll, Pompi, dass dein Hirn befreit wurde und nun wieder Platz hat.

Liebe Mona, Hirnflüssigkeit hört sich auch erst mal nicht schlecht an.

Schote44, dir habe ich persönlich geantwortet ...

Lg Iz


Diagnose (Dez 2012): niedriggradiges Gliom
Symptome: fokale epileptische Anfälle mit Bewusstseinsstörungen
Medikation: Keppra
Therapien: Mistel (Iscador P), Amanita phalloides D4, keine OP
Weihnacht
Geko100
02.10.2013 14:43:04
Hallo ! Mein "monströses" Olfactotiusmeningeom war fast faustgroß, auf den MRT zu sehen und nach der Entfernung sah alles so " löcherig " aus . Nun nach fast 5 Jahren denkt man das da vorher nichts war. Der Tumor hat ja " lediglich " die Gehirnmasse verdrängt und zusammen gedrückt, so das nach der Entfernung das Gehirn sich wieder in seine " alte " Lage begibt . wünsche Euch allen alles Gute !! Geko
Geko100
Welle2013
02.10.2013 15:05:28
hallo Ihr Lieben,
es wird langsam für mich eine kleine "Sucht", im Forum zu lesen. Hier sind Menschen, mit ähnlichen Sorgen und ähnlichen Ängsten! Vielleicht liegt es aber auch daran, daß ich seit Monaten über nichts anderes mehr nachdenke und -gefühlt jedenfalls- in jeder Minute des Tages, in diesen wenigen 60 Sek., mind. einmal gedanklich bei meinem Mann bin. Und hier gibt es "gegenüber" für diese vielen Gedanken und Sorgen. So viel Kraft!

Mein Umfeld ist lieb und unterstützend, aber nicht gedanklich verhaftet, während ich nur kreise und kreise und kreise....
Ich habe so viele Fragen, die ich mich nicht zu stellen vage. Aber durch das Lesen "beantworten sich einige". Danke für diese kleinen Einblicke, W.
Welle2013
Felsquellwasser
02.10.2013 16:31:16
Die Lücke in meinem Kopf ,ein herrlicher Denkansatz
eine sehr gut formulierte Frage,sehr inspirierent
ich danke dir weihnacht :-)

Medizinisch kann ich die Frage nur so beantowrten dass der Druck ,den der Tumor verursachte und zu ganz vielen Ausfallerscheinungen führte,
mir genommen wurde .
es hatte etwas von Erlösung,
zugleich fühlte ich die OP Narbe, die hufeisenförmiig meine linke Schädelhälfte
((ca 12 cm groß )), von nun an ziert.
Diese Narbe spricht Bände,
sie verdeutlicht mir ,was möglich ist
was nicht mehr geht.
Auf dem MRT s sieht man keine Lücke,
Gehirn stellt sich formgrecht dar ,so oder so ähnlich wird es geschrieben.
Die wellige Narbe ,der Schädelknochen wächst nicht so linear zusammen
erinnert mich daran täglich daran ,was wäre wenn das nie geschehen wäre.
Für mich ein Symbol Lücken in meinem bisherigen Leben zu schließen,
das Leben anders erfahren,den Wert der Dinge anders bemessen,
was bedeutet es am Leben zu sein
das Leben neu ordnen
wo war mein bisheriges Dasein lückenhaft
Ich war ein Macher
nun habe ich etwas machen lassen müssen
sonst wäre mein Leben beendet
-Die physische Lücke im Kopf schließt sich-
die Seele braucht ihre Zeit um hinterherzukommen
Ich habe Zeit ,immerhin fast 34 Monate mich damit zu befassen
inzwischen kann ich es vergessen
ich bin da nicht in Gedanken
ich bin dankbar, allen, die mich in diesem Prozess begleitet haben,
und froh ,die hinter mir gelassen zu haben ,die für mich eine Lücke bildeten
in der schweren Zeit.
Ich lebe in der Hoffnung ,dass es keinen Anlass mehr gibt ,dass sich physisch und psychisch Lücken auftun.
*Körper* Geist und* Seele im Einklang
ich fühle mich reich ,so an mir arbeiten zu dürfen
Schicksal und Krankheit als Chance wahrzunehmen

Felsquellwasser
Glio Grad IV Dez 2010 Op am 21.12.2010
Felsquellwasser
Jandia
02.10.2013 19:43:48
Schönen Abend!
Das mit der Lücke IST ne tolle Frage. Ich weiß eigentlich gar keine kluge Antwort. Bin eigentlich die ganze Zeit damit beschäftigt mich irgendwie wieder " komplett " zu fühlen. Vielleicht sollte man die Lücke ja positiv sehen, denn jetzt ist Platz für Gutes!
Aber das ist ja nicht so leicht etwas positiv zu sehen. Also mir fällt das unendlich schwer. Bin heute 34Bahnen geschwommen und denke trotzdem noch, das nichts besser wird.
Klüvern zu schließen ist halt nicht so einfach!
Liebe Grüße
Jandia
Jandia
wando
02.10.2013 20:49:04
Hallo Zusammen,

Isabell, was für eine Frage, die geht ja in alle Richtungen - medizinisch, körperlich und, wenn man will sogar "philosophisch".

Nun ja, von Lücke kann man bei meinem AKN nicht sprechen und ich habe, wie mein Professor sagte, noch das geringste von allen Übeln, die man im Kopf haben kann, erwischt. Fühle mich deshalb hier manchmal auch etwas schlecht, wenn ich die anderen Berichte mit ihren Schweregraden lese. Ich war ja letzte Woche zum MRT und da sagte mir die Radiologin im Anschluß, daß sich der Tumor eine sehr ungünstige Stelle ausgesucht hat, wo kein Platz ist. Wäre er an einer anderen Stelle gewachsen, dann hätte er eine "Lücke" finden können zum ausdehnen. Also, zäume ich das Pferd von hinten auf und hoffe, daß der Tumor irgendwann so auf die Bestrahlung anspricht, daß er vertrocknet und dann eine "Lücke" entsteht und wieder Platz ist und die Beschwerden geringer werden. Außerdem meinte sie, Hirnwasser ist soviel da wie es sein muß und auch an der richtigen Stelle. Soviel zum medizinischen.

Körperliche Einschränkungen, wie z. B. Schwäche, Schwindel, Müdigkeit, geringe Belastbarkeit, Konzentrationsschwäche, Lärmempfindlichkeit sind an der Tagesordnung, mal mehr mal weniger ausgeprägt. Aber immer als Zeichen, daß es nicht mehr so ist, wie es einmal war. Da sollte/muß man sich schon mit kleinen Fortschritten und Erfolgen zufrieden geben.

Philosophisch gesehen, betrachte ich das so. Ich muß mein Leben neu ordnen, hätte ich sonst nicht getan. Gehe neue Wege, auch die der Erkenntnis. Habe mir sehr viel Zeit genommen, über das Leben an sich nachzudenken. Geht im Normalfall meist unter.

Und so versuche ich jetzt aus dem, was sich geändert hat und was geblieben ist, das Beste zu machen, für mich und meine Familie.

Liebe Grüße an Euch alle.

Andrea
wando
Harry Bo
02.10.2013 21:30:19
Hallo Isabell,

jetzt haben schon einige ihre Gedanken gepostet und Deine Frage aus verschiedenen Winkeln gedeutet.
Aber wie war Deine Frage eigentlich gemeint, welche Interpretation wolltest DU hören und was macht Deine "Lücke" aus?

Gruß Harry
Harry Bo
Weihnacht
03.10.2013 12:39:20
Hallo Harry Bo,

Meine Frage ist absichtlich so offen formuliert, dass jede/r seine/ihre individuelle Antwort sucht bzw. findet: der eine medizinisch, der andere körperlich, wieder ein anderer seelisch oder aber geistig-spirituell (bei den beiden letzteren wird es dann intimer...). Dies ist an den obigen Antworten auch bereits erkennbar.

Hm! Was mich selbst betrifft, ich frage mich tatsächlich, wie ich die Lücke eines Tages schliessen möchte. Diese Frage tauchte kürzlich während eines mehrtägigen Hypnosekurses auf.

Dass ich nicht operiert bin und dennoch von einer "Lücke" spreche, zeigt ganz gut, dass ich nicht unterscheide: zwischen Lücke im Kopf und/oder Lücke im ... ?

Auch habe ich noch kein "Problem" mit einer Lücke (da nicht operiert). Wenn ich jedoch meinen Auftrag ernst nehme, mit anderen Mittel (als OP) an dem Tumor zu arbeiten (Mistel, Amanita, Visualisierung etc.), brauche ich ein Bild, wie es stattdessen sein soll:

- gesunde Gehirnzellen?
- Likor?
- Luft?
- reduzierte Sprachkompetenz? (s. Lage des HT)
- reduzierte motorische Kompetenz? (s. Lage des HT)
- oder beides erhöht?
- eine veränderte Persönlichkeit? (Wie?)
usw.

Wie ist das bei dir? (Du hast noch nichts zu deiner "Lücke" gesagt?!)
Lg Isabell


Diagnose (Dez 2012): niedriggradiges Gliom
Symptome: fokale epileptische Anfälle mit Bewusstseinsstörungen
Medikation: Keppra
Therapien: Mistel (Iscador P), Amanita phalloides D4, keine OP
Weihnacht
Harry Bo
03.10.2013 13:39:55
Hallo Isabell,

nun, ich konnte zunächst mit Deiner Frage nichts anfangen, da ich es nicht in übertragenem Sinne verstanden habe.

Mein Tumor war in meinem Gehirn gewachsen, er hatte sich einfach Platz dort gemacht, wo er nicht hingehört hat, deshalb habe ich nach der OP kein Empfinden einer Lücke gehabt.
Es war nur etwas Zusätzliches wieder entfernt worden.
Wenn in einer überfüllten Bahn jemand aussteigt, hinterlässt er auch keine Lücke, da die anderen den Platz wieder ausfüllen. Der verdrängte Platz wird wieder in Anspruch genommen.
Ok, ich habe meine MRT Bilder gesehen, es stimmt nicht so ganz, daß mein Gehirn wieder dem eigentlichen Platz des Tumors eingenommen hat. Da wächst nichts nach und es bleibt ein dunkler Fleck im MRT. Aber trotzdem ist diese Lücke gefüllt, zwar nur mit Flüssigkeit, aber dann hat eben etwas anderes diese Lücke ausgefüllt.

So ist das auch im übertragenen Sinne zu verstehen. Wenn etwas nicht mehr da ist, wird es durch etwas anderes ersetzt. Es gibt kein nichts, etwas anderes nimmt immer den Platz ein.
Die Frage lautet daher, was diesen Platz einnimmt und wie du das bewertest. Hirnflüssigkeit ist nicht so besonders wertvoll.
Ein Teil meiner Haare ist durch Luft ersetzt worden, da fehlt mir rein optisch etwas und ich hätte lieber die Haare wieder.

Wenn dir übertragen in Deinem Leben eine "Lücke" irgendwo entsteht, dann sprichst Du über einen Verlust, jede Lücke wird ersetzt, aber bist Du mit dem zufrieden was im Vergleich dazu jetzt ist?
Daran müssen viele mit "Lücke" arbeiten. Sie müssen sie mit etwas füllen und sie müssen zulassen, dass sie sich füllt, mit was auch immer.
Nur wenn man das akzeptiert und sich dem zuwendet, was jetzt anstelle des anderen dort Platz findet ohne immer bei dem Früher festzuhalten, der kann sein Leben nur nach hinten betrachten und nicht nach vorne schauen.
Ein Ersatz, das Füllen einer Lücke, ist natürlich meistens nicht so gut wie das vorherige, obwohl es da auch Ausnahmen gibt. Man landet oft bei einem unvollständigen, schlechteren, unschönen, nicht so brauchbaren Ersatz, aber das ist das Leben. Man kann dran arbeiten das "neue" aktiv zu gestalten und sich mit dem zufrieden zu geben was man dann hat.

Zurück zum Anfang, es gibt keine Lücke, oder wolltest Du über besser und schlechter reden?


Für Deinen Weg, einer "visualisierten" OP, ersetze deinen Tumor durch etwas anderes, nicht so bedrohliches, vielleicht auch etwas nutzloses. Verwandel ihn in Hirnflüssigkeit, damit diese den Platz einnimmt.

Gruß Harry
Harry Bo
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