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Sanmar

Hallo,
ich bin noch ganz neu hier. Vor 10 Tagen hatte ich eine OP am rechten Kleinhirnbrückenwinkel, dort wurde mir ein Meningiom Grad I entfernt. Ich bin so dankbar, dass die OP gut verlaufen ist! Alles regelrecht, auch mit Schwindel keine Probleme. Wahrscheinlich liegt das am Schwindeltraining, dass ich die letzten 3 Monate gemacht habe. Auch mein rechter Hörnerv konnte erhalten bleiben, obwohl man mir im Vorfeld keine großen Hoffnungen machte. Alles lief so gut, dass ich nach 6 Tagen nach Hause entlassen wurde.

Am Tag darauf ging ich zum Hausarzt, der ursprünglich Anästhesist ist, und der meinte, die empfohlene Schmerzmedikation sei viel zu gering. Er empfahl mir 4x tgl 30 Tropfen Novaminsulfon 500 mg und 3x zum Paracetamol 500mg. Nachdem er wohl Spezialist für Schmerztherapien ist, befolgte ich diesen Rat. Allerdings bekam ich an diesem Abend plötzlich im linken Ohr, nicht operierten Ohr, einen ziemlich starken Tinnitus, ein Pfeifen. Seit Jahren habe ich beidseits ein Grundrauschen, dass ich nur in Ruhe wahrnehme und mich eigentlich gar nicht stört. Direkt nach der OP habe ich auch latent Tinnitus gehabt, auf beiden Seiten, abwechselnde Stärke. Dies hat sich meiner Meinung nach über Nacht bzw bei Reduzierung der Schmerzmittel gegeben. Mein aktuelles Problem habe ich seit 2 Tagen und bin total verunsichert.

Gestern rief ich noch bei meiner behandelnden Station im Krankenhaus an. Dort riet man mir, dies in der NC-Ambulanz abzuklären.
Die Ärztin vor Ort machte ein CT, ohne Befund. Sie schickte mich weiter in die HNO. Dort wurde mein Trommelfell angeschaut, Hörtests gemacht, Impedanzen gemessen, Hörvermögen getestet und ein Vergleichsgeräusch betrachtet. Aus Arztsicht schien alles in Ordung, der Hörtest unterschied sich links nicht von vor der OP. Die Ärztin zuckte nur mit den Schultern und meinte ob ich Stress hätte und ob es davon kommen könne. Weiter wüsste sie jetzt nichts. Keine weitere Empfehlung.

Für mich ist das jetzt sehr unbefriedigend und trotz der eigentlich positiven Aussagen bin ich dennoch total verunsichert. Kann es von den Schmerzmitteln kommen? Seit 24 Stunden nehme ich jetzt keine mehr und es passiert...... nichts. Immerhin habe ich aber dadurch die Bestätigung, dass ich sogar schon ohne Schmerzmittel auskomme.
Natürlich bin ich total froh und vorallem dankbar darüber, dass die OP wirklich so gut verlief und sonst alles so gut wurde. Dennoch weiss ich, das alles ist und war kein Spaziergang und meine Nerven waren die letzten Wochen vor der OP ziemlich strapaziert.

Hat jemand von Euch einen Rat für mich? Ich würde mich sehr über eine Meldung freuen.
Liebe Grüße
Sanmar

KaSy

Hallo, Sanmar,
das Beste ist selbstverständlich, dass Du mit Deinem Hausarzt-Anästhestisten sprichst.

Warum hat er eigentlich die vom Krankenhaus verordnete Schmerzmedikation verändert? Hast Du ihm von Schmerzen berichtet?

Als Ursache von Tinnitus wird sehr oft Stress bzw. psychische Überlastung diagnostiziert, wenn keine organische Ursache zu finden ist.

Natürlich ist es ein wenig eigenartig, dass der Tinnitus erst 10 Tage nach der OP und gleichzeitig mit der Erhöhung der Schmerzmittel auftrat.

Ich denke, das ist Zufall, aber auch nicht ganz.

Mit dem Absetzen der Schmerzmittel ist klar, dass es an ihnen nicht gelegen hat. Aber auch das ist nicht ganz richtig.

Du hattest vor der OP Stress in Form von Angst, von konkreter Vorbereitung auf die OP, von großer Sorge um den Hörverlust.

Du bist erleichtert, dass alles gut gegangen ist, gehst kurz nach der Entlassung zu Deinem Hausarzt und was tut er - er setzt die Dosis hoch. Das glaubst Du ihm, aber innerlich erzeugt es wieder Zweifel, Angst. Dein Unterbewusstsein fragt: "Haben sie im Krankenhaus etwas falsch gemacht?" Und das ist eine psychische Belastung, das ist neuer Stress.

Du setzt Dich in Bewegung, um die Ursache für den Tinnitus zu finden, weil Du jetzt (innerlich) glaubst: "Geht das schon wieder los?"

Und das alles - Schmerzmittel hoch, Anruf in der Klinik, CT, HNO, Schmerzmittel wieder runter - ist so kurz nach der OP viel zu viel!

Das ist purer Stress.

Ich will nicht sagen, dass Du etwas falsch gemacht hast, Du musstest das tun.

Aber Du hast Dich so sehr gestresst, dass das eine mögliche Ursache für den Tinnitus sein könnte.

Der menschliche Körper ist eine spannende Erfindung. Du hattest Probleme mit dem rechten Ohr, die wurden behoben, Du gönnst Dir keine Ruhe (weil es ja wirklich nicht ging) und der Körper sagt: "Stress - Stress - na dann Tinnitus auf dem anderen Ohr, das passt, das hat doch gut geklappt, da hat sie sich drum gekümmert, das soll sie jetzt auch tun!".

Du bist noch lange nicht gesund und leistungsfähig!
Du brauchst Ruhe.
Du weißt, dass es keine organische Ursache für den neuen Tinnitus gibt.
Also gönne Dir Ruhe.
Entspanne Dich.
Geh laaaaangsam spazieren.
Horch auf die Töne der Natur.

Die OP war eine enorme Belastung für Dich!
Das war ein Marathonlauf, den Du verschlafen hast.
Das verkraftet der Körper nicht so schnell und die Psyche braucht lange, sehr lange, bis sie diesen Eingriff im Gehirn einordnen kann.

Geh am Montag noch einmal zu Deinem Hausarzt und erzähle ihm alles. Vielleicht hat er eine andere Erklärung.
Wenn nicht, dann lass die Seele baumeln, mach nur schöne Kleinigkeiten oder einfach mal nichts.

Ich könnte mir auch vorstellen, dass eine AHB wegen der psychischen Folgen (OP am Koof und Tinnitus auf dem anderen Ohr) nützlich sein könnte. Diese müsste rasch von der Klinik beantragt werden. Sie steht Dir zu.

Du brauchst jetzt Geduld.
Die hast Du natürlich nicht, die hatte keiner hier nach der "so gut gelungenen OP".
Ich könnte mir gut vorstellen, dass viel Geduld Deinen Tinnitus langsam verschwinden lässt.

Alles Gute wünsche ich Dir!
KaSy

Sanmar

Hallo KaSy,

vielen lieben Dank für deine Worte. So, wie Du meine Situation aus Deiner Sicht zusammengefasst hast, klingt das sehr plausibel.
Tatsächlich habe ich, seit ich am Mittwoch entlassen wurde, quasi keine Ruhe gehabt. Immer war etwas los. Sogar am Donnerstag, bevor ich den Tinnitus bekam, traf ich mich nach Jahren mit einem alten Freund, der selbst schon eine Meningiom-OP hinter sich hat. Auch das war wahrscheinlich eine Art Stress, auch wenn das Treffen sehr schön war.
Ich habe mir wohl doch zu viel zugemutet....

Ausserdem habe ich seit der OP mit erhöhtem Blutdruck zu kämpfen. Vielleicht gibt das auch noch einen weiteren Ausschlag, auch für den Tinnitus.

Ab nächsten Sonntag bin ich bereits zu einer AHB angemeldet. Ich hoffe auch, dass sich da dann etwas Ruhe bei mir einstellen wird und sich das Eine oder Andere wieder fügt.

Aber ist schon schlimm, wie trotz deiner plausiblen Aussage immer noch ein Fünkchen Unsicherheit bei mir mitschwingt....

Nochmal vielen Dank und herzliche Grüße
Sanmar

KaSy

Liebe Sanmar
Diese Unsicherheit wird noch sehr lange bleiben, immerhin ist etwas in Deinem Kopf operiert worden. Bei jedem MRT kann sie sich verstärken.
Du musst erst einmal sehr viel kürzer treten.
Das gilt auch für die AHB.
Lass Dir dort nicht durch viele "action"-Termine Stress verordnen.
Frage, ob Du zunächst auch mal etwas weglassen kannst, das darfst und musst Du für Dich tun.
Halte eine Mittagsruhe ein, sag das beim Erstgespräch.
Eine Verlängerung kannst Du auch beantragen, wenn Du merkst, dass Du noch länger Abstand vom Alltag brauchst.
Lass Dir auf keinen Fall von dort Arbeitsfähigkeit bescheinigen.

Alles Gute!
KaSy

Sanmar

Liebe KaSy,

vielen Dank für Deine Tipps. Nachdem ich offensichtlich in meinem Leben oftmals ziemlich Raubbau mit mir betrieben habe, sprich mich eigentlich nie geschont habe, brauche ich wohl so deutliche Worte und Signale!
Scheinbar fällt es mir schwer, das alles so akzeptieren. Muss wohl noch viel lernen. Vor allem bin ich überwiegend damit beschäftigt, in mich hineinzuhören und permanent irgendwelche Veränderungen zu beobachten....

Auch dir alles Gute und liebe Grüße
Sanmar

Sanmar

Na Bravo.... Der Tinnitus war ein Vorbote für einen Hörsturz!
Jetzt bekomme ich schon seit zwei Tagen Kortison gespritzt, morgen die Dritte. Und danach Audio.
Bisher habe ich noch keinen durchschlagenden Erfolg bemerkt. Als weitere Maßnahme drohen sie schon mit einer Spritze ins Innenohr.... Find ich grad nicht so prickelnd. Hauptsache aber, dass mich das nicht an meiner Reha hindert...

Liebe Grüße
Sabmar

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