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Thema: Nebenwirkungen Strahlentherapie - Auswirkungen auf die Intelligenz?

Nebenwirkungen Strahlentherapie - Auswirkungen auf die Intelligenz?
Heike B-S
31.08.2015 13:45:33
Hallo Leute,

mein Mann ist gerade in einer StrahlenChemotherapie.

Nach der OP vor einem halben Jahr hat einer der Neurochirurgen gesagt, machen Sie bloß keine Bestrahlung, davon werden Sie nicht klüger. Das hat uns schon sehr unsicher gemacht.

Mein Mann hat jetzt natürlich totale Angst, nach der Chemo ein "totaler Depp" zu sein. Ich beruhige ihn dann natürlich, aber wissen tue ich es natürlich auch nicht. Wie sind denn eure Erfahrungen dazu?

LG Heike
Heike B-S
alma
31.08.2015 14:23:26
Stimmt - kognitive Einschränkungen sind möglich (Störungen der Denkfähigkeit). Das sagt aber nichts über die Stärke aus. Und es ist auch die Frage, wie es jetzt ist und ob man sich ein paar Defizite erlauben kann.
Im Alter kriegen wir das alle. Nur meist allmählich, nicht plötzlich.
Kognitive Fähigkeiten kann man trainieren. Und beim Hirntumor stellt sich auch das Problem der Alternative. Strahlentherapie ist ja abgesehen von den möglichen Nebenwirkungen ein recht praktisches Verfahren.
Bei Grad III würde ich mit dem Radiotherapeuten sprechen, ob es geht ist, mir die RT noch ein Weilchen aufzuheben und erstmal lieber Chemo zu machen.

LG, Alma.
alma
Heike B-S
31.08.2015 14:55:06
Hallo Alma,
ja, jetzt hat er auch schon einige Ausfälle. Vor allem im Kurzzeitgedächtnis. Wenn das noch schlimmer wird, ist nichts mehr mit arbeiten und das möchte er unbedingt wieder. Aber im Moment muss er sich eben aufs gesund werden konzentrieren. Arbeiten ist zweitrangig. Er hatte erst nur Chemo, aber jetzt hat der Tumor eine so hohe Stoffwechselaktivität, dass uns zusätzlich die Bestrahlung angeraten wurde. Wie es wirklich richtig ist, weiß man ja sowieso nicht.
LG Heike
Heike B-S
alma
31.08.2015 17:29:59
Nebenwirkungen treten ja nicht gleich auf. Nach z.B. zwei Jahren können so viel andere Symptome hinzugekommen sein, dass das Thema Arbeit in den Hintergrund gerückt ist.
Also ehrlich: ich würde es machen. Ich denke, es ist richtig.
Sieh dir doch hier mal die Beiträge zur Bestrahlung an (Suchfunktion eine Seite zurück). Vielleicht ist das eine Entscheidungshilfe.

LG, Alma.
alma
schorsch
31.08.2015 20:42:48
Hallo, die hier schon genannten Bedenken und möglichen Nebenwirkungen kann ich gut verstehen und können auch auftreten; auch zeitverzögert. Aber die NW hängen auch mit der Lage des Tumors zusammen. Bei einem Grad III Tumor steht die Frage der Bestrahlung mit im Raum. Eine gute Information tut Not um sich entscheiden zu können. - Ich (Anaplast. Oligo WHO Grad III) habe heute meine Teilzeitstelle von 50 % (früher Vollzeit; seit 2009 Teilzeit) wieder aufgenommen und bin heute abend mächtig stolz, dass ich den Tag mit meinem Denken gut geschafft und gestaltet habe. Nicht generell möglich aber auch! LG
schorsch
tomas
31.08.2015 21:25:18
Hallo,
Meine Tochter war vor und nach der Bestrahlung eine Einzerschülerin im Gymnasium und das fast bis zu ihrem Weggang.
Thomas
tomas
Tonaphi
04.11.2015 21:46:59
Hallo!
Auch ich bin durch die Bestrahlung in meinem Denken und meiner Ausdrucksweise eingeschränkt worden.
Die Bestrahlung ist jetzt ein Jahr her. Ich habe jetzt Probleme mich auszudrücken, die richtigen Worte zu finden. Habe Konzentrationsstörungen. Sitze auf Arbeit oft vor meinem PC und habe Konzentrationsaussetzer und starre auf den Bildschirm und weiß nicht mehr was ich eingeben wollte, vergesse Dinge, wie Namen und Vorgänge. Multitasking ist fast gar nicht mehr möglich.
Bei mir wurde das Kurzzeitgedächtnis bestrahlt.
Tonaphi
Joanna
05.11.2015 23:37:08
Uns hat der Arzt gesagt, dass nach der Behandlung mit einer Hirnleistungsminderung von ca. 10% zu rechnen ist sowie wahrscheinlich einer vorzeitigen Alterung des Gehirns und Fatigue. Aber da die Alternative wäre, dass der Tumor (Anaplast. Oligo-Astrozytom WHO Grad III) sonst in einem halben Jahr nach der 1. OP wieder operiert werden muss, hat unser Sohn sich für den Weg der Bestrahlung entschieden, trotz dieses Risikos ...
Joanna
lennox
06.11.2015 00:18:42
Meine Tochter hat auch das ganze Programm gefahren - Chemo und Bestrahlung am Rezitiv. Nun sind seit Ende der Bestrahlung 4 Monate vergangen und wir haben zwei sehr positive Nachrichten: Der Tumor ist fort und die Merkfähigkeit, Inteligenz - Wissen, sind fast vollständig wieder da.
Uns ist es egal, ob das Hirn vorzeitig altert, wir alle, Enkel 8 Jahre, Lebensgefährte und ich, Mutter, nehmen das gerne in Kauf. Alle Menschen werden mit zunehmenden Alter vergesslich, doch damit können wir leben. Die Hauptsache, sie lebt und bleibt als Mutter für die Kleine noch hier.
Sollte der Tumor wieder kommen - werden wir weiter kämpfen!
lennox
Joanna
06.11.2015 11:31:30
Danke, Lennox, für die positiven Nachrichten. Und was eine vorzeitige Alterung betrifft: so sehen wir das auch. Wer weiß, was in ein paar Jahren ist, wenn es erst einmal um das JETZT geht.
Joanna
Heike B-S
23.11.2015 13:25:00
Hallo Ihr Lieben,
bei meinem Mann ist jetzt sowohl die Radio/-Chemotherapie als auch eine anschließende Anschlussheilbehandlung (Reha) durch. Er ist sehr angeschlagen, hat eine ausgeprägte Fatique entwickelt und ist fast nur am Schlafen. Es ist sehr erschreckend. Sein Denken ist leider ganz schön angeschlagen, alles ist mega verlangsamt. Komplexen Themen wie z. B. einem Rentenantrag, kann er nicht folgen. Wir hoffen, natürlich beide, dass sich das wieder etwas normalisiert. Ende Dez. ist MRT Termin und am 8.1. Auswertung. Dann kommt die Stunde der Wahrheit, ob die anstrengende Therapie überhaupt etwas gebracht hat. Am Schlimmsten ist das Warten, aber ich glaube, damit kennt ihr euch alle aus.
Liebe Grüße
Heike
Heike B-S
frida88
23.11.2015 16:00:21
Halle Heike,

ich weiß noch, wie lähmend die Bestrahlung und die Chemotherapie für mich waren. Ich konnte kaum laufen, kaum sinnvoll sprechen, lag die meiste Zeit im Bett oder auf dem Sofa. Ich kann mich nicht daran erinnern, in welcher Zeit es besser wurde, das ging alles in kleinen Schritten. (Einmal hatte ich den Ehrgeiz, selbst zur Apotheke zu laufen - eine Strecke von nicht einmal 10 Minuten, ich habe dazu mehr als eine Stunde gebraucht...)
Den nächsten MRT-Termin habe ich versucht, auszublenden, ich wollte lieber an das denken, was in diesem Moment möglich war; hat aber nicht oft geklappt.
Im Gegensatz zu deinem Mann habe ich nach jedem MRT auch gleich die Auswertung bekommen, ich musste dafür nur eine halbe Stunde warten. Ich kann mir gut vorstellen, wie das Warten auf diesen Bericht noch mehr Angst erzeugt.
Meine "Intelligenz" hat schon ein bisschen gelitten, ich kann mir nicht mehr soviel merken, aber ich trage immer meinen kleinen Kalender mit mir herum und trage alles wichtige und weniger wichtige ein - am Anfang war das z.B. auch meine Adresse und meinen Geburtstag, das ist jetzt Gott sei Dank nicht mehr nötig. Ich habe eine Weiterbildung gemacht und diese auch bestanden, aber ich habe mehr lernen müssen als die anderen.
Ich wünsche dir und deinem Mann viel Geduld und Zuversicht,

frida88
frida88
Heike B-S
23.11.2015 17:01:08
Hallo Frida,
es ist eine unheimliche Erleichterung zu lesen, dass dieser i.M. doch erschreckend katastrophale Zustand nicht so bleiben muss/wird. Da Paul so viel schläft und so angeschlagen ist, bekommt er meine Ängste ja zum Glück nicht so mit, aber ich mache mir doch schon sehr große Sorgen. Fühle dich ganz lieb umarmt. Du hast mir den Tag/die Woche ... usw. gerettet :).
Bis jetzt habe ich Paul immer im Brustton der Überzeugung erzählt: Das wird schon wieder. Das ist nur das blöde Fatique-Syndrom. - Aber natürlich ist das nur meine große Hoffnung und die ist jetzt wieder viel größer. Danke, danke, danke.
Ganz liebe Grüße
Heike
Heike B-S
frida88
23.11.2015 20:54:03
und kauft schon mal einen schönen Kalender...und einen Kugelschreiber, bei dem man sich nicht auf Dauer die Finger bricht!
frida88
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