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Hier ein aktueller Beitrag, der Hoffnung macht


Glioblastom: Gel ins Hirn statt ins Haar

Jetzt wirds schmierig: Forscher haben einen neuen Ansatz zur Therapie von aggressiven Glioblastomen entwickelt. Was es mit dem Gel auf sich hat, lest ihr hier.

Das Glioblastom ist nicht nur einer der häufigsten, sondern auch einer der aggressivsten Hirntumoren. Die Prognose ist äußerst schlecht; die mittlere Überlebenszeit beträgt trotz Behandlung oft nur einige Monate. Jetzt berichten Forscher in PNAS von einem neuen experimentellen Therapieansatz.

Das Team um Honggang Cui, Professor für Chemical and Biomolecular Engineering an der Johns Hopkins University, hat ein Gel entwickelt, das sowohl das Chemotherapeutikum Paclitaxel, als auch den Antikörper aCD47 enthält. Tumorzellen, die CD47 vermehrt auf ihrer Oberfläche exprimieren, werden von Makrophagen nicht mehr angegriffen. Nach der chirurgischen Entfernung des Tumors wird das Gel auf die angrenzenden Regionen aufgebracht und gibt dort beide Wirkstoffe über Wochen hinweg ab.

Gel erreicht winzige Lücken im Hirngewebe

Die Erfindung der Forscher funktioniert so ähnlich wie das bereits seit Jahren für die Glioblastom-Therapie zugelassene Gliadel®. Dabei handelt es sich um kleine Scheiben aus einer biologisch abbaubaren Polymermatrix, die nach Entfernen des Tumors in den entstandenen Hohlraum eingelegt werden. Über einige Wochen lang wird so gleichmäßig der Wirkstoff Carmustin abgegeben. Anders als die Polymermatrix könnte das Gel aber möglicherweise winzige Lücken im Hirngewebe erreichen, in denen sich noch Krebszellen verstecken.

In Mäusen hat das Hydrogel schon beeindruckende Ergebnisse geliefert. „In Mausmodellen dieser Krankheit sehen wir normalerweise keine Überlebensrate von 100 %“, sagt Betty Tyler, Ko-Autorin and Professorin für Neurochirurgie an der Johns Hopkins School of Medicine. „Der Gedanke, dass diese neue Hydrogel-Kombination die Überlebenskurve von Glioblastom-Patienten verändern könnte, ist sehr spannend.“

Das Gel scheint darüber hinaus das Immunsystem zu pushen – das tut sich bei der Bekämpfung des Glioblastoms normalerweise ziemlich schwer. Als die Forscher überlebende Mäuse erneut mit einem neuen Glioblastom-Tumor infizierten, besiegte ihr Immunsystem den Tumor allein und ohne zusätzliche Medikamente.

Aufregendes Laborphänomen in klinische Studien übersetzen

Die OP ist aber dennoch ein Muss, sagen die Forscher. Eine Anwendung des Gels direkt im Gehirn ohne chirurgische Entfernung des Tumors führte zu einer Überlebensrate von nur 50 %. „Die Operation lindert wahrscheinlich einen Teil des Drucks und gibt dem Gel mehr Zeit, das Immunsystem zu aktivieren, um die Krebszellen zu bekämpfen“, sagt Cui.

So beeindruckend die Ergebnisse auch sind – der Weg von der Maus zum Menschen ist bekanntlich weit. Henry Brem, Chefarzt für Neurochirurgie an der Johns Hopkins University und Mitentwickler von Chemowafern, bringt das gut auf den Punkt: „Die Herausforderung für uns besteht nun darin, ein aufregendes Laborphänomen in klinische Studien zu übertragen.“


Wang et al.: Self-assembling paclitaxel-mediated stimulation of tumor-associated macrophages for postoperative treatment of glioblastoma. PNAS, 2023. doi: 10.1073/pnas.220462112

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