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OnkoWatch

Glioma 2016: (zitiert...) Neben neuen Therapieansätzen kamen auch Fragen der Grundlagenforschung zur Sprache. So wurden maligne Gliome als systemische Netzwerkerkrankung des Gehirns skizziert und neueste Forschungserkenntnisse zur Kommunikation zwischen den einzelnen Tumorzellen vorgestellt. Ebenso thematisiert wurde die neue WHO-Klassifizierung, mit der man Mitte 2016 rechnen kann und die neben der histologischen Klassifikation ebenso molekulargenetische Signaturen zur Unterscheidung der einzelnen Gliomtypen postuliert.

Frage: heißt das, in Zukunft wird es DNA-Sequenzierungen eines jeweiligen GBM Tumors geben können?

SpinEcho

> Frage: heißt das, in Zukunft wird es DNA-Sequenzierungen eines jeweiligen GBM Tumors geben können?

Die gibt es jetzt schon. Der Vorschlag zielt darauf ab, sie zu einem Standardbestandteil der Tumorhistologie zu machen und bestimmte Marker in das Tumorgrading aufzunehmen.

Statt "Grad IV" gibt es dann eventuell "Grad IVa", "Grad IVb", etc.

OnkoWatch

lt. Ärzte-Aussagen (Professoren) in HD ist eine DNA-Sequenzierung im 1. Stadium (sprich: bis Ende der 'Standard' Therapierung/Radio+Chemo/TMZ = NICHT VORGESEHEN). Ich hatte ausdrücklich danach gefragt...und auch an der Uni-Klinik Frankfurt/M. ist die Aussage dazu ähnlich...möglicherweise erst bei Auftauchen eines Rezidivs...in USA scheint das eine 'Standard' Nachfrage u. Anforderung zu sein (kostet scheinbar weniger als 1 Wo. lang TMZ einzunehmen).

bischmi73

Wir waren Gestern in Heidelberg und der Prof. dort hat uns gesagt das es noch dieses Jahr eine Änderung der Klassifizierung von Gehirntumoren geben wird.
Wann genau ist noch nicht ganz klar. Er sagte uns eigentlich sollte das noch in diesem Sommer passieren.

OnkoWatch

welche Profs dort in HD? Wick, Unterberg, Winkler, von Deimeling?

bischmi73

Winkler

Prof. Mursch

Ich denke eher, dass gemeint ist, u.a. die IDH Mutation und 1p/19q Codeletion als Kriterium für die Einordnung einzelner Tumoren in die neue WHO Klassifikation aufzunehmen.

Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka

OnkoWatch

danke, Hr. Prof. Mursch, das kann ich so! nachvollziehen, also generell keine DNA Sequenzierung zugrunde gelegt. Macht aus Ihrer Sicht eine Expansion über IDH Mutation und 1p/19q Codeletion hinaus auf eine breitere DNA-Sequenzierung hin evtl. Sinn? Beispiel USA mit DNA basierter, personalisierter Computer Auswahl einer Kombination von Wirkstoffen/Medikamenten gemäß nachgewiesener Gen-Defekte = 'Designer Medication'. Oder Alterniv: Behandlung durch 'Onkolytische Viren'? z. B. HD: Parvo-Viren oder Diverse in USA: z. B. Polio: sh. Definition =
Onkolytische Viren sollen sich möglichst spezifisch nur in Tumorzellen vermehren und dadurch den Tumor zerstören (Onkolyse). Der Ansatz basiert auf der Hypothese, dass onkolytische Viren gezielt Tumoren infizieren, gleichzeitig auch eine spezifische Immunantwort induzieren und keine schweren Nebenwirkungen hervorrufen können. Das Ziel dabei ist, eine systemische Anwendung zu erreichen, bei der auch Tumormetastasen im ganzen Körper infiziert werden können.

hopeflower

Hallo,

zu diesem Thema u.a.: ein Paper:

1) Targeted next-generation sequencing panel (GlioSeq) provides comprehensive genetic profiling of central nervous system tumors,
Neuro Oncol (2016) 18 (3): 379-387.
doi: 10.1093/neuonc/nov289
First published online: December 17, 2015

2) außerdem mal bei Twitter den Hashtag #neuropath eingeben, da kamen vorletzte Woche (KW11!) die neuen Klassifikationen vor. Es war nämlich USCAP 2016 Annual Meeting und da wurden die Hirntumore besprochen.

3) Außerdem gefunden beim Blog "thelizarmy": Dear everyone with an oligoastrocytoma: Your diagnosis just changed

wenn ihr das googelt findet ihr auch eine Folie der neuen Klassifikation.

MfG,
h.

hopeflower

Es gibt auch detaillierte Folien zum Medulloblastom. Da kenn ich mich aber nicht aus in wie weit das sich auch verändert hat. Auch unter #neuropath bei Twitter.

OnkoWatch

vielen Dank, meine Frage nochmals konkret: hinsichtlich GBM, sollte man sich eine DNA Sequenzierung, also ein Gen-Profil (möglichst bald) machen lassen? Hat man dadurch Vorteile? evtl. Zeitgewinn, wenn ein Rezidiv auftritt? auch dann, wenn jeder Tumor (bei der gleichen Person!) andere Gen-Mutationen aufweisen kann, d. h. wenn das Rezidiv pathologisch anders als der erste Tumor ist (aber wahrscheinlich gewisse Gemeinsamkeiten hat)? Vorteil auch für den Fall, dass ein Rezidiv nicht operierbar ist? Man spricht neuerdings über 'Precision Medicine', die selektiert werden kann über ein 'Molecular Profile'.
Dazu braucht man die an bestimmten Genen sequenzierte DNA eines Patienten.

Prof. Mursch

...die Frage ist doch, was Sie dann damit anfangen können.
Aktuell sehe ich da wirklich nichts, was man anders machen würde. Dazu sind die Möglichkeiten im Rezidiv zu begrenzt.

Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka

hopeflower

Ich könnte mir vorstellen dass man dann evtl. in eine Studie kommt wo man natürlich gewissen Marker vorweisen muss. Zum Beispiel läuft glaub ich gerade NOA-16, wenn da die molekularen Marker stimmen, und man eh mit dem Rücken zur Wand ist, warum nicht? Muss natürlich dann auch genau passen mit den Markern. Aber da geht es ja dann meist nicht um eine genaue Genanalyse, sondern ein paar typische Marker, eben IDH1/2, 1p/19q, MGMT, ATRX, TP53. Und eben dann Tumormaterial zur Vakzinierung.

NOA-16 ist eine Phase I Studie, ich denke mal da werden wsl. eh Patienten genommen, die nicht mehr viele Möglichkeiten haben? Da kenn ich mich aber erhlicherweise nicht aus und dies ist nur eine Vermutung von mir.

OnkoWatch

Hr. Prof. Dr. Mursch, lassen Sie mich antworten mit Auszug aus einer Email von einem Ihrer ärztl. Experten-Kollegen aus San Diego/USA: The GBM AGILE trial that you referenced below is a novel approach to clinical trials. It is an adaptive Bayesian clinical trial design that tests many different drugs and drug combinations based on a patient’s molecular profile, and then adapts to the treatments that are most successful. Its an international effort to speed up progress for this aggressive and devastating disease, with participants in China, Europe, Australia and the United States (including our group here at UCSD). I recommend that your wife participate if she has the option to do so in the future. ...Info zu GBM Agile = https://www.curebraincancer.org.au/page/175/about-gbm-agile

Prof. Mursch

Ich sage ja nicht, dass das Projekt "curebraincancer" Mumpitz ist.
IHRE Frage hatte ich aber so verstanden, ob es etwas für die konkrete Situation mit aktuell zur Verfügung stehendem Angebot aus genetischen Profilen und Therapieoptionen ist.

Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka

OnkoWatch

vielen Dank, ich denke, wir haben uns verstanden... vielleicht ist das spezifisch mehr eine Sache für den Neuro-Onkologen, als für einen Chirurgen. Mir geht es um das DNA-Profiling. Falls es Sie interessiert, eine weitere Abwägung Ihres 'Kollegen' aus USA (für den Einzelfall kann es eine Info+Zeitverlust Frage bei Tumor Wiederkehr sein!):
< I agree that the DNA profiling of the tumor at recurrence would be somewhat different (but likely very similar) to the tumor tissue that was initially removed, and that it would be optimal at that time to use new tumor tissue for the DNA profiling. Some clinicians opt to wait until tumor recurrence to get tissue to test for DNA profiling. The advantage to that is getting the most up-to-date information. The disadvantage is having to do another surgery to get more tissue, and having to wait weeks for the new results. In my opinion, profiling the tumor now may give you some information that could be helpful at tumor recurrence, and gives you mutations to act on right away when you see tumor come back. Furthermore, some tumors might not be amenable to surgery, and a second surgery might not be an option at that point. While a biopsy could be done then just to get more tissue, it could slow down the time to start the next treatment. I think both strategies have their pros and cons. If it were me, I would get profiling done both now, and when there was tumor regrowth. Extra information about the tumor is never harmful. >

Für eine solche Abwägung müssen Sie in D. sehr lange suchen, wenn Sie sie überhaupt SO! = kompetent+objektiv bekommen. (Kassenärztlicher oder Privat-Patient ganz außen vor...)

hopeflower

Also, wir haben so eine Beratung bekommen. Beim 1. Tumor wurden immerhin IDH1, MGMT und 1p/19q bestimmt. Das Rezidiv ist nicht operabel (3 Stellen, eine war operabel). Aufgrund der Lage hat das Tumorboard beschlossen, keine Biopsie zu machen und die Behandlung ähnlich dem 1. Tumor (Genetik) zu wählen.

Das war sicher nicht Standard. Es war uns klar dass eine Biospie evtl. eine andere Strategie empfehlen würde. Aber wir haben trotzdem darauf verzichtet und nicht nur wegen der Empfehlung des Tumorboards sondern weil wir selber auch nicht wollten.

In jedem Fall muss man sich gut aufgehoben fühlen, den Ärzten aber auch vertrauen und trotzdem immer wieder lesen und sehen was es neues gibt und sich auf den neuesten Stand bringen. Im Endeffekt ist es am Ende egal. "Hätte, hätte, Fahrradkette". Weil man nie weiß ob die andere Entscheidung besser gewesen wäre. Es gibt keine Blindprobe in der MEdizin.

OnkoWatch

danke + RICHTIG! richtig! RICHTIG!, Glückwunsch, dass es bei Euch eine gute, umfassende Beratung war...sich gut aufgehoben fühlen, ...den Ärzten vertrauen, ja, wem sonst? (wer religiös ist, sicher auch Gott...). Besonders nachvollziehbar, nicht verzagen, nie aufgeben...immer wieder auch SELBST nachforschen...was es Neues gibt. Natürlich, am Ende egal! Aber wir, ich bin zufriedener, mein Möglichstes getan zu haben. Und es gibt sie ja, die Fortschritte, manchmal zufällig, oft schneller als man glaubt und auch ohne, dass jeder Arzt in seinem 'Alltagstrott' das so schnell mitbekommt. Keiner kann heute ALLES zugleich verfolgen und anwenden, was möglich ist. Deshalb halte ich 'Krebs-Netzwerke' (Tumor Boards), wie sie jetzt mit <GBM Agile> oder in Frankreich bereits bestehen, für hilfreiche Entwicklungen.

OnkoWatch

worum es mir ging bez. DNA Profilierung/Biomarker Bestimmung:
Neues Studienmodell < GBM Agile > zitiert aus dem Newsletter der Deutschen Hirntumorhilfe zur SNO-Jahrestagung (SNO = steht für Gesell. der NeuroOnkologie), fand im Nov. 2015 in San Antonio/Texas, USA, statt.
Dort wurde GBM Agile für 2016 angekündigt, speziell mit Beteiligung China, Australien, USA und Europa (auch Dtl.): es geht um die Entwicklung und Erprobung neuer Wirkstoffe gegen GBM innerhalb einer GLOBALEN neuen adaptiven Studien-Plattform. Voraussetzung hierfür sind vorhandene GENETISCHE PROFILE und Biomarker, die bestimmten Wirkstoffen zugeordnet werden können, woraus sich unterschiedliche Studien Untergruppen ergeben, die mit einem 'Standardarm' verglichen werden. Das Design erlaubt eine individualisierte Zuordnung der Patienten und die Kombination von mehreren Wirkstoffen. Substanzen ohne Vorteile sollen schneller ausgeschlossen werden.

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