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Thema: Neuer Partner nach nur 2 Monaten?

Neuer Partner nach nur 2 Monaten?
kaho
23.01.2017 14:54:03
Ich hätte nie gedacht, dass ich meine Meinung so dermaßen ändern kann.

Noch vor wenigen Jahren habe ich mich empört darüber, dass aus dem weiteren Bekantenkreis ein Witwer nach nur 2 Monaten wieder eine neue Frau an seiner Seite hatte. Und nicht nur, dass es eine Freundin gegen die Einsamkeit wäre, nein, die große Liebe und ein ganz neues Leben würde beginnen. Wir waren entsetzt! Nach 45 Jahren Ehe wurde die "Alte" einfach abgehakt. Das konnten wir nicht verstehen. Im Freundeskreis dann ein fast identischer Fall nach nur 6 Wochen! Der Betroffene war zwar noch jünger und die Ehe "nur" 15 Jahre alt. Aber der Fakt ansich gleich.

Nun ist meine geliebte Ma vor 2 Wochen gestorben. Es ist unfassbar für uns und sehr schwer. Mein Vater leidet extrem, wir können es kaum aushalten, ihn zu sehen - kommen ja kaum mit dem eigenen Schmerz klar. Er nimmt schon Tabletten gegen die schwersten Anfälle aber gegen die Trauer gibt es nix. Da muss jeder durch.

Nun wünsche ich mir insgeheim, es gäbe da jemanden. Einfach nur ein netter Engel, der für meinen Vater da wäre. Es muss gar nichts ernstes sein, nur jemand, der ihn versteht und ihn von dem größten Seelenschmerz ein wenig ablenkt. Das wäre für alle einfacher. Aber da ist niemand und es ist auch undenkbar, darüber zu reden. So ändert man seine Meinung - wenn es einen selbst betrifft...
kaho
2more
23.01.2017 16:19:24
Hallo Kaho,

es mag abgedroschen klingen, doch es ist wahr, dass Menschen sehr unterschiedlich trauern beim Verlust des langjährigen Partners. Für den einen ist es ein Glücksfall, einen Menschen zu treffen, der ihm wie ein Silberstreif am Horizont erscheint. Anderen steht überhaupt nicht der Sinn nach einer neuen Beziehung. Ich habe in unserer Familie und im Bekanntenkreis beide Seiten kennengelernt. Meine Großeltern waren über 50 Jahre verheiratet. Nachdem die Oma starb, lernte mein Opa kurz danach auf dem Friedhof eine 20 Jahre jüngere Frau kennen und blühte regelrecht auf. Sie verlebten noch einige glückliche Jahre, Und da ist meine Mutter, die mit 48 Jahren Witwe wurde und sich nicht mehr binden wollte, ebenso wie eine Tante und ein Onkel, die ihre Ehepartner an Krebs verloren.
Eine Bekannte wiederum hatte recht bald nach dem Verlust ihres Mannes einen neuen Partner ins Herz geschlossen.

Was ich sagen möchte: Dein Vater leidet sehr und wird sehr wahrscheinlich in dieser schweren Zeit keinen Gedanken an eine neue Beziehung verschwenden. Wenn es sein soll, wird es sich ergeben, dass er einen Menschen oder auch mehrere trifft, die ihm die Lebensfreude zurückgeben.
Ich würde da nicht versuchen, etwas zu erzwingen, z B. durch Kontaktanzeigen o. ä. Natürlich kennst Du Deinen Vater und weißt, ob ihm das helfen könnte, weil er selbst die Initiative nicht ergreifen würde.

Ich hoffe, dass ihr Euch gegenseitig unterstützen könnt. Die Mutter zu verlieren ist sicher wie ein Fall ins Bodenlose. Alles hat seine Zeit, der Schmerz, die Trauer, die langsame Aufarbeitung.
Zu einem späteren Zeitpunkt werden auch sicher wieder die guten Erinnerungen an gemeinsame, schöne Stunden in Euren Gesprächen sein.

Alles Gute
2more
2more
hopeflower
23.01.2017 20:26:27
In meinem Bekanntenkreis kenne ich 2 Geschichten, beide mit Hirntumor.

Ein Mann hat sich um seine Frau gekümmert und ist kurz nach ihrem Tod mit ihrer besten Freundin zusammen gekommen. Er sagt er wurde aufgefangen. Ich freue mich für ihn. Er ist auch nicht mehr ganz jung. Er und seine neue Freundin waren die wahrscheinlich die wichtigsten Menschen der Verstorbenen, die Monate vorher waren sehr schwer. Nur wenige können erahnen durch was man geht, als Angehöriger eines geliebten Menschen.

Im 2. Fall hatte eine junge Frau sehr schnell einen neuen Partner, man würde dazu wohl "Witwentröster" sagen. Allerdings war auch hier ein HIrntumor im Spiel. Ich denke dass sich viel Trauer schon vorher abspielt. Vielleicht war es hier auch so.

Ich selber habe schon zu Lebzeiten meines Mannes Trauerphasen bei mir erlebt: die des Nicht-wahr-haben-wollens und die der Emotionen wie Wut, Ruhelosigkeit usw. - auch habe ich es akzeptiert und verinnerlicht, so weh es auch tut.

Keiner weiß wie es in einem selber drinnen ausschaut. Man urteilt nach Konventionen. Aber das sollte man lassen. Man weiß einfach nur etwas von sich selber...nicht von den anderen.
hopeflower
Lara
24.01.2017 09:10:30
Liebe Kaho,
Es tut mir leid, dass deine Mutter gestorben ist. Ich wünsche euch ganz viel Kraft.
Ich denke 2 Wochen sind nicht viel.
Jeder geht mit der Trauer anders um. Es gibt kein richtig oder falsch.
Man sollte halt auch bedenken, dass die Trauer genauso wie Freude, Wut und..... zum Leben dazugehören. Sie kann nicht bei Bedarf ein und ausgeschaltet werden. Hier entsteht durch unsere schnelllebige Gesellschaft vielleicht auch eine falsche Erwartungshaltung. Warum darf dein Vater nicht traurig sein. Die Erinnerungen müssen sortiert und verpackt werden. Der Verstorbene lebt ja durch eure Erinnerungen weiter. Gib deinem Vater die Zeit die er braucht und stell dich und ihn nicht so unter Druck.
Manchmal kann es auch helfen gemeinsam zu weinen, sich zu erinnern zu erzählen....wenn man dann über eine schöne Erinnerung gemeinsam lachen kann ist dies ein wichtiger Schritt. Die Trauer ist ein Weg den man gehen muss um dann mit dieser Erfahrung weiter leben zu können.
Nach zwei Wochen würde ich auch noch nicht von einer Depression sprechen.
Ansonsten denke ich als Angehöriger eines Krebspatienten verabschiedet man sich teilweise schon während der Erkrankung stückchenweise, deshalb kann die Trauerphase nach dem Tod vielleicht kürzer sein.
Ich wünsche euch viel Kraft und Hoffung für die kommende Zeit.

Liebe Grüße

Lara
Lara
birgitlmn
24.01.2017 15:51:32
Liebe kaho,
diese Situation kann ich gut nachvollziehen: meine Mutter starb nach verhältnismäßig kurzer schwerer Krankheit im September 2015. Im Dezember 2015 hatte mein Vater schon eine "Neue". Er ist alleine nicht klar gekommen und führt nun einfach das Leben, das er 65 Ehejahre mit meiner Mutter geführt hatte, mit der anderen Partnerin weiter. Er macht nichts ohne die neue Partnerin. So ist das (glaube ich), wenn früher sehr jung geheiratet wurde und nie ein eigenständiges Leben vorhanden war.
LG birgitlmn
birgitlmn
kaho
24.01.2017 16:02:51
Hallo Birgit,
ja das kommt mir bekannt vor. Mein Vater war seit seinem 18. Lebensjahr mit meiner Mutter zusammen. Mit 20 verheiratet. Selbständigkeit ist ihm fremd. Was hast Du empfunden, als die "Neue" da war?
kaho
birgitlmn
22.03.2017 15:43:52
Hallo kaho,
entschuldige, dass ich erst jetzt antworte, hatte keine Nachricht dazu erhalten. Es ist auch heute noch sehr schwer für mich, zu sehen, dass mein Vater für diese Partnerin alles tun würde. Er hatte im Gegensatz dazu meine Mutter nicht so gut behandelt. Das tut mir sehr leid für meine Mutter im Nachhinein. Zum Glück bekommt sie das nicht mehr mit...so wie weitere Dinge, die sich durch andere Streitigkeiten in der Familie ergeben haben. Für die neue Partnerin meines Vaters hege ich keine Gefühle, sie kann meiner guten Mutter nicht das Wasser reichen und das ist gut so.
LG birgitlmn
birgitlmn
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