Marion[a]
Gliome sind relativ häufig nach Organtransplantationen
Eine bisher wenig beachtete Komplikation von Organtransplantationen ist das Entstehen von Gliomen. Wahrscheinlich gibt es dabei einen Zusammenhang mit des Suppression des Immunsystems.
Organtransplantierte Patienten haben ein 100-fach erhöhtes Risiko für bösartige Erkrankungen. In Bezug auf Gehirntumoren war bisher meist über Lymphome berichtet worden. Bei einer systematischen Analyse der Daten von rund 6.700 Patienten, die zwischen Februar 1991 und Februar 2001 am Medical Center der University of Pittsburgh fremde Organe bekommen hatten, stießen Dr. David Schiff und seine Mitarbeiter auf sechs Fälle von Gliomen des Gehirns. In fünf Fällen handelte es sich um ein Glioblastom, in einem um ein Oligodendrogliom. Drei der betroffenen Patienten hatten eine fremde Niere bekommen, jeweils einer Herz, Lunge beziehungsweise Leber. Alle erhielten Prednisolon, Azathioprin, Cyclosporine oder andere Wirkstoffe zur Langzeit-Immunsuppression. Keiner der Betroffenen hatte einen Risikofaktor für Gliome.
Auffällig ist, dass auch bei AIDS-Erkrankten gelegentlich Gliome beobachtet werden. Dies legt einen Zusammenhang mit der Suppression des Immunsystems nahe. Vor dem Hintergrund dieser Funde fordert Dr. Schiffer daher, alle Gehirntumoren zu biopsieren und sich nicht auf ein Lymphom zu verlassen.
Quelle: Neurology 2001, Vol. 57, S. 1486-1488