Ein Team der Queen Mary University in London hat eine völlig neue experimentelle Forschungspipeline entwickelt, die in einer Studie mit zehn Patienten neue Erkenntnisse über die Entwicklung des Glioblastoms erbracht und potenzielle neue Angriffspunkte für individualisierte Behandlungen aufgezeigt hat. Dies könnte auch dazu beitragen, das Ansprechen eines Patienten auf Medikamente vorherzusagen, die derzeit für andere Krankheiten klinisch eingesetzt werden.
Die Arbeit mit dem Titel „Vergleichende epigenetische Analyse von tumorauslösenden Zellen und syngenen EPSC-abgeleiteten neuralen Stammzellen (SYNGN) bei Glioblastomen“ wurde kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht.
Durch eine Kombination aus Laborarbeit und hochentwickelten analytischen Computerprogrammen hat das Team um Leiterin Prof. Silvia Marino des Hirntumorforschungszentrums Veränderungen in der Funktion von Genen identifiziert, die bei Glioblastomen auftreten und keine Veränderung des genetischen Codes zur Folge haben (Epigenetik). Die Forscher haben neue Erkenntnisse darüber gewonnen, wie sich Glioblastome entwickeln und signifikante molekulare Unterschiede identifiziert, die für die Entwicklung neuer Behandlungen genutzt werden könnten. Es handelt sich um einen innovativen Ansatz, der den Vergleich von normalen und bösartigen Zellen desselben Patienten ermöglicht und dazu beiträgt, Gene zu erkennen, die beim Wachstum des Tumors eine Rolle spielen.
"Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass sich Glioblastomzellen aus neuralen Stammzellen entwickeln, aber bisherige Studien waren nicht in der Lage, Tumorzellen und ihre mutmaßlichen Ursprungszellen von ein und derselben Person zu vergleichen. Prof. Marino und ihr Team haben sich modernste Stammzelltechnologien und DNA-Sequenzierungsmethoden der nächsten Generation zunutze gemacht, um kranke und gesunde Zellen desselben Patienten zu vergleichen. Ihre Ergebnisse haben gezeigt, wie dieser Ansatz neue molekulare Ereignisse aufdecken kann, die bei der Entwicklung von Glioblastomen offenbar schief laufen, und dadurch Ziele für potenziell neue Behandlungen identifizieren kann", erläutert ein Sprecher des Hirntumorforschungszentrums die Untersuchung.
Aufgrund der komplexen Natur der Glioblastome hat sich der Behandlungsstandard für die Patienten seit einer Generation kaum geändert, so dass die Forschung dringend neue Impulse braucht. Eine der größten Herausforderungen bei der Entwicklung wirksamer Behandlungen besteht darin, dass der Tumor von Patient zu Patient und sogar innerhalb des Tumors eines einzelnen Patienten enorme Unterschiede aufweist. Vielleicht ist die vorliegende Arbeit der richtige Schritt zu einem besseren Verständnis der Glioblastome und einer verbesserten Therapie.
Quelle:
Vinel C, Rosser G, Guglielmi L et al. Comparative epigenetic analysis of tumour initiating cells and syngeneic EPSC-derived neural stem cells in glioblastoma. Nat Commun 2021;12:6130. doi: 10.1038/s41467-021-26297-6
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