Neuigkeiten zur Glioblastom-Therapie vom SNO
Nach vier Tagen voller aktueller Studienergebnisse, neuer Erkenntnisse und innovativer Therapieansätze ging gestern einer der größten Kongresse für Neuroonkologie zu ende. Mehr als 2.000 Teilnehmer kamen vom 12. bis zum 16. November 2014 zur Jahrestagung der Gesellschaft für Neuroonkologie (Society of Neuro-Oncolgy SNO) nach Florida, Miami, um sich hier über die neuesten Entwicklungen in ihrem Fachgebiet auszutauschen.
Neben Hirnmetastasen und deren Behandlungsmöglichkeiten standen insbesondere maligne Gliome im Fokus der Wissenschaftler, was sich in zahlreichen Studien widerspiegelte. Die meiste Aufmerksamkeit erhielt dabei die Zwischenanalyse der EF-14-Studie zur Behandlung neu diagnostizierter Glioblastome mit Tumortherapiefeldern parallel zur Standardtherapie.
Dabei handelt es sich bei den TT-Fields um eine physikalische Behandlungsmodalität, die in einzelne Phasen der Zellkernteilung eingreift. Bei der Behandlung von Gliomen werden diese TT-Fields über ein tragbares und dauerhaft anzuwendendes System bestehend aus vier Elektroden und einer Energiequelle ans Gehirn abgegeben.
In einer internationalen, multizentrischen Phase III-Studie wurden Patienten mit einem neu diagnostizierten Glioblastom nach Abschluss der Strahlen-Chemotherapie entweder nach Standardtherapie mit Temozolomid alleine oder mit Temozolomid und den TT-Fields behandelt. Vergangenen Samstag wurden nun erste Daten von 315 der insgesamt 700 einzuschließenden Patienten vorgestellt, die vor mindestens 18 Monaten (Bereich 18 - 60 Monate) in die Studie eingeschlossen worden sind.
105 der 315 Patienten erhielten Temozolomid alleine, 210 Patienten die Kombination aus Temozolomid und den TT-Fields. Die Patienteneigenschaften waren ausgeglichen: Das mittlere Alter lag bei 58 bzw. 57 Jahren, der Grad der Tumorresektion wurde mit 90 % bzw. 89 % angegeben, der KPS lag in beiden Gruppen bei 90 %. Die unerwünschten Ereignisse waren bei beiden Therapieoptionen vergleichbar, so wurden z.B. schwere Anfälle mit einer Häufigkeit von 7 % in beiden Gruppen beobachtet. Die häufigste gerätebezogene Nebenwirkung waren Hautirritationen bei 45 % der Patienten.
Das mittlere progressionsfreie Überleben betrug im Kontrollarm mit alleiniger Chemotherapie 4,0 Monate (95 % Konfidenzintervall [CI] 3,0 - 4,3) im Vergleich zu 7,1 Monaten (CI 5,9 - 8,2; Hazard Ratio 0,63, p = 0,001) im Studienarm mit den TT-Fields. Das Gesamtüberleben wurde mit 16,6 Monaten (CI 13,5 ‑ 19,1) vs. 19,6 Monaten (CI 16,5 - 24,1; HR 0,75, p = 0,034) angegeben mit einem Vorteil für die Kombinationstherapie. Das führt zu einer 24-Monate-Überlebensrate von 29 % (CI 21 - 39 %) und 43 % (CI 36 - 50 %) für die TT-Fields-/Temozolomid-Gruppe.
Inwieweit die TT-Fields nun Eingang in die Standardbehandlung bei Glioblastomen finden, müssen die nächsten Monate zeigen, in denen unter anderem auch die Frage der Kostenübernahme geklärt werden muss. Fragen zu den TT-Fields beantworten die Mitarbeiter unseres telefonischen Informationsdienstes unter 03437.702 702.
Weitere Studienergebnisse und innovativen Erkenntnisse vom SNO werden in den kommenden Tagen an dieser Stelle bereitgestellt.