Ältere Patienten mit rezidivierendem hochgradigen Gliom profitieren ähnlich von einer Re-Bestrahlung wie jüngere Patienten
09.12.2020
Für rezidivierende hochgradige Gliome gibt es keinen Behandlungsstandard, vielmehr umfassen die Behandlungsoptionen unterschiedliche Konzepte, bestehend aus lokalen und/oder systemischen Therapien. Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Thomas Jefferson University in Philadelphia, PA, USA, untersuchte der Wert der Re-Bestrahlung bei älteren Patienten (≥ 65 Jahre) mit einem hochgradigen Gliom.
Die retrospektive, d.h. rückblickende Überprüfung wurde bei allen Patienten mit rezidivierenden hochgradigen Gliomen durchgeführt, die von Januar 2013 bis Juli 2019 mit einer erneuten Bestrahlung behandelt worden sind. Die Patienten wurden nach Alter stratifiziert (≥65 und <65), ebenso wie nach Histologie, Karnowsky-Performance-Score, Tumorlokalisation, Ausmaß der Erstresektion, MGMT- und IDH-Status sowie systemischer Therapie.
Insgesamt 118 Patienten wurden in die Studie eingeschlossen, 91 (77%) hatten ein Glioblastom, 26 (22%) anaplastische Gliome. 26 (22%) waren zum Zeitpunkt der Diagnose älter und 92 (78%) jünger als 65 Jahre. Bei der ersten Strahlentherapie war die Mehrheit der Patienten, nämlich 106 (90%) mit gleichzeitiger Temozolomidgabe (TMZ) behandelt worden, 92 (78%) hatten zusätzlich adjuvantes TMZ bekommen. Die mittlere Zeit bis zum Rezidiv betrug zwölf Monate (Bereich 3–246). Die mittlere Dosis für die erneute Bestrahlung lag bei 35 Gy in zehn Fraktionen. Ein unmethylierter MGMT-Promotorstatus war häufiger (59,6%) als ein methylierter. Dabei gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen der älteren und der jüngeren Gruppe. Ältere Patienten hatten ein signifikant schlechteres OS ab der Diagnose: Die 2-Jahres-Überlebensrate betrug 53% im Vergleich zu 68% bei den jüngeren Patienten, (1,85; 95% CI 1,1-3,09; p=0,018). Das OS nach Re-Bestrahlung war jedoch in beiden Gruppen ähnlich (19% vs. 12%; HR 1,17 95% KI 0,7-1,95).
Der IDH- oder MGMT-Status, das Ausmaß der Resektion, die Art der beim Rezidiv verordneten Chemotherapie, die Lokalisation des Tumors oder das Auftreten von Symptomen gaben keine Vorhersage für das Überleben in der Studienpopulation. Bei Patienten, die eine bevacizumabhaltige Therapie erhielten, wurde kein Unterschied zur systemischen Therapie ohne Bevacizumab beobachtet. Nur zwei Patienten hatten behandlungsbedingte Nebenwirkungen des Grades 3 oder höher, ein Patient hatte ein Hirnödem Grad 3, ein anderer Patient epileptische Anfälle Grad 4. Es gab keine Fälle einer schweren Radionekrose Grad 3 oder höher.
Die Untersuchung bestätigte zwar eine schlechtere Gesamtüberlebenszeit für ältere Patienten mit hochgradigem Gliom nach der Diagnose im Vergleich zu jüngeren Patienten, allerdings konnte auch gezeigt werden, dass im Falle eines Rezidivs ältere Patienten von einer erneuten Strahlentherapie ähnlich profitierten wie jüngere Betroffene. Die Behandlung wurde gut vertragen, was auf den Wert einer Re-Bestrahlung in der älteren Bevölkerung hinweist.
Quelle: Ali A, Song A, Zhan T, et al. Elderly patients with recurrent high grade glioma derive similar benefit from re-irradiation as younger patients. Presented at ASTRO Annual Meeting;October 24-27, 2020. Poster 3717.
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