Verbesserte Wirksamkeit der Strahlen-Chemotherapie durch Antikonvulsiva?
Verschiedene retrospektive Untersuchungen fanden Hinweise, dass die Einnahme von Medikamenten zur Kontrolle epileptischer Anfälle (vor allem Valproinsäure) während der Strahlen- und Chemotherapie das Outcome der an einem Glioblastom erkrankten Patienten verbessern könnte (z.B. Weller et al., Neurology. 2011 Sep 20;77(12):1156-64 oder Kerkhof et al., Neuro Oncol. 2013 Jul; 15(7): 961–967).
Eine 2016 veröffentlichte Analyse prospektiver klinischer Studien fand hingegen keinen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Valproinsäure oder Levetiracetam auf die Überlebenszeit von Glioblastompatienten (Weller et al., J Clin Oncol. 2016 Mar 1;34(7):731-9).
Auf dem Kongress der amerikanischen Gesellschaft für Neuroonkologie (SNO), der vom 16.-19. November in San Francisco stattfand, wurden erneut Daten vorgestellt, die einen begünstigenden Effekt antikonvulsiver Medikamente während der Strahlenchemotherapie zeigen.
Eine Phase-II-Studie des National Cancer Institute (NCI) untersuchte, inwieweit sich die tägliche Gabe von Valproinsäure während der Strahlenchemotherapie auf das Outcome der Patienten auswirkt. 37 Glioblastompatienten wurden in die Studie eingeschlossen. Die mediane Überlebenszeit von 29,6 Monaten zeigt einen deutlichen Vorteil im Vergleich zum Standardtherapiearm der RTOG-Studie 0525, die als Kontrolle herangezogen wurde. (Neuro-Oncology, Volume 19, Issue suppl_6, 6 November 2017, Pages vi13)
Eine koreanische Arbeitsgruppe wertete die Daten von 340 Glioblastompatienten aus, die zwischen 2004 und 2016 mit einer Strahlenchemotherapie behandelt wurden. Patienten, deren antikonvulsive Therapie während der Chemotherapie das Medikament Levetiracetam enthielt, hatten ein besseres Outcome in Bezug auf die Überlebenszeit und die therapiebegleitenden Nebenwirkungen. (Neuro-Oncology, Volume 19, Issue suppl_6, 6 November 2017, Pages vi241)
Weitere Informationen vom zurückliegenden SNO-Kongress erfahren Interessierte beim Hirntumor-Informationsdienst der Deutschen Hirntumorhilfe unter 03437.702 702 sowie im demnächst erscheinenden Kongress-Newsletter 2017.
21.11.2017, B. Drechsler