Nachdem eine Phase I-Studie bemerkenswerte Ergebnisse erzielt hat, bereiten Forschende der Universität Michigan eine Phase Ib/II-Studie vor, um die Wirksamkeit einer neuen Gentherapie-Methode gegen hochgradige Gliome zu testen. (1)
Bei der vorher genannten Studie handelt sich um eine nicht-randomisierte, offene Dosisfindungsstudie (Phase I) zur Behandlung primärer hochgradiger Gliome (WHO Grad III bis IV), bei der die Behandelten teilweise über einen langen Zeitraum beobachtet wurden (Beginn der Studie: April 2014 und Ende der Studie: Januar 2021). (2)(3) Dabei wurden Betroffene mit folgendende Diagnosen behandelt: Glioblastoma multiforme (WHO-Grad IV); anaplastisches Astrozytom (WHO-Grad III); anaplastisches Oligodendrogliom (WHO-Grad III) und anaplastisches Ependymom (WHO-Grad III). (3)
Die zusätzlich zur Standardtherapie angewandte Methode beinhaltete, dass direkt nach der Resektion der Gliome in das Tumorbett, also in das „Restgewebe“, Dosen einer Art Impfung mit viralen Vektoren gegeben wurde. Die Therapie wurde fortgesetzt mit der Gabe des Medikaments Valacyclovir mit einer Dosis von zwei Gramm ein bis drei Tage nach der Verabreichung der Vektorimpfung. Diese Doses wurde 14 Tage lang dreimal täglich oral verabreicht. Ein zweiter Kurs von Valacyclovir wurde ab Woche 10 verabreicht.
Anschließende Strahlen- und Chemotherapie wurde „nach den üblichen Behandlungsstandards“ durchgeführt.
Von den 18 eingeschlossenen Patienten hatten 14 ein Glioblastom, drei ein Gliosarkom und einer ein anaplastisches Ependymom. Die Behandlung war gut verträglich, und das mediane Überleben betrug 21,3 Monate. Die 2-Jahres-Überlebensrate lag bei 40 %, wobei sieben Patienten länger als zwei Jahre, drei Patienten länger als drei Jahre und einer noch 60 Monate nach Studienbeginn lebten.
Die Forschenden der Studie sind der Ansicht, dass dieser Behandlungsansatz für Betroffene mit IDH1-Mutation noch wirksamer sein könnte. (1)
Die virale Impfung bestand aus zwei viralen Vektoren , die Adenoviren-Abkömmlinge Ad-hCMV-TK („TK“) und Ad-hCMV-Flt3L („Flt3L“) , die in Kombination eingesetzt wurden, um einerseits die Tumorzellen direkt abzutöten und anderseits das Immunsystem zu stimulieren.
Dabei befallen die Viren die Tumorzellen und übermitteln zwei genetische Baupläne:
- per „TK“ den Bauplan für ein Enzym , das das Medikament Valacyclovir in seine aktive Form Aciclovir umwandelt. Aciclovir sorgt für den Zelltod sich teilender Zellen, weil es die DNA-Herstellung blockiert. (2)
- per „Flt3L“ den Bauplan für ein Zytokin, von dem bekannt ist, dass es das Vermehrung dendritischer Zellen bewirkt und so die Migration dendritischer Zellen in das tumorumgebende Gehirngewebe und den verbleibenden Tumor bewirken soll.
Das heißt: Zum einen soll die Tumorzelle zerstört werden und gleichzeitig Immunzellen in deren Nähe angelockt werden. Diese Immunzellen sollen dann eine Immunantwort auslösen auf Antigene, die durch die Zerstörung der Zelle freigelegt werden. So soll dann ermöglicht werden, dass das Immunsystem weitere Gliomzellen anhand dieser Antigene erkennen und zerstören kann.
So hoffnungsvoll die Ergebnisse der Studie klingen: es handelt sich zunächst nur um Daten auf der Grundlage einer Phase I-Studie mit einer nicht repräsentativen Teilnehmendenzahl. Es ist aber ein durchaus interessanter Ansatz, der sich jetzt in einer Phase II-Studie beweisen muss, um schließlich in Phase III im Vergleich zur Standardtherapie einen Nutzen zu zeigen. Diese Phasen bleiben abzuwarten, um eine Bewertung der Methode vornehmen zu können.
Quellen: zentrales Quellenregister