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Thema: Nicht methylierter MGMT Promoter

Nicht methylierter MGMT Promoter
Harry Bo
14.04.2013 13:14:13
Ich habe jetzt einiges über den MGMT Status und methyliert oder nicht methyliert gelesen.
Anhand der Methylisierung kann man anscheinend die Wirksamkeit der Standard Chemo mit Temozolomid (TMZ) beurteilen. Hier gibt es und gab es Studien, die verschiedene andere Zytostatika in Kombination mit TMZ testen.

Es kommt mir so vor, als wenn aber der MGMT Status nicht automatisch ermittelt wird und viele ihren Satus gar nicht kennen, um die verordnete Chemo besser beurteilen zu können.
Es wird weiter in vielen Fällen nur TMZ verordnet, oder?
Wie kann man seinen Status erfahren?
Hat sich schon ein momentaner Standard bei methyliertem und bei nicht methyliertem MGMT Status herausgestellt.
Harry Bo
alma
14.04.2013 18:15:37
Es gibt einen schriftlichen Befund der histologischen Untersuchung, der in der Patientenakte abgeheftet ist. Ich habe mir eine Kopie für meine Unterlagen geben lassen.
Wenn der MGMT Status nicht gemacht wurde, kann man das nachholen. Das Tumormaterial muss von den Kliniken aufbewahrt werden, wie lange, weiß ich nicht, aber bei mir waren es mindestens 6 Jahre.

Gruß, Alma.
alma
M.Staege
15.04.2013 14:25:45
Bisher kann der MGMT-Status lediglich als prognostischer Faktor betrachtet werden, nicht jedoch als prädiktiver. Das heißt, man kennt zwar den Einfluss der MGMT-Promotor-Metyhlierung auf die (Nicht)Wirksamkeit einer DNA-schädigenden Therapie, allerdings gibt es derzeit für die allermeisten Patienten noch keine Therapiealternative.

Lediglich bei älteren Glioblastom-Patienten kann nach aktueller Studienlage der MGMT-Status zur Therapieentscheidung beitragen, vergleiche den Bericht unter http://www.hirntumorhilfe.de/service/medizin-und-forschung/news-details/article/chemotherapie-bei-aelteren/
M.Staege
Harry Bo
15.04.2013 16:52:49
Hallo und Danke für die Antwort.
Die Studie mit den älteren Patienten sagt doch nur aus, dass eine Methylierung der Temozolomid Chemo einen deutlichen Vorteil gegenüber Bestrahlung ausmacht.
So wie es sich mir momentan darstellt gibt es aber nur eine Standard Therapie für alle Altersklassen und alle MGMT Promoter und die heisst Bestrahlung UND Temozolomid Chemo zumindest wenn es die Verfassung und Nebenwirkungen beides hergeben.

Die einfachste Frage, die sich aus dem MGMT Status und dieser prognostischen Erkenntnis ergibt lautet meiner Meinung, dass bei nicht Methylisierung eine Chemo mit Temozolomid ausser Nebenwirkungen keine Vorteile bringt.
Oder verstehe ich das hier nicht richtig?

Die zweite Frage ist natürlich, ob aus den bereits laufenden Studien schon ersichtlich ist, ob bei nicht methylisiertem Promoter ein anderes Zytostatikum zusätzlich zur Bestrahlung wie etwa Kombination aus Avastin, Irinotecan (Campto) in der Glarius-Studie Verbesserungen gegenüber Temozolomid erzielt.
Gefunden hatte ich auch Enzastaurin-Studie aber keine Ergebnisse.
Harry Bo
Harry Bo
11.05.2013 14:49:41
Vielleicht können wir in diesem Thread gemeinsam versuchen etwas Licht in den MGMT Status bringen.
Was bedeutet er und wie kann man diese Erkenntnisse dann in der Behandlung reflektieren.

Fest steht anscheinend, der MGMT Staut kann als prognostischer Faktor dienen. Unabhängig von der Behandlung, Bestrahlung/Chemo ist der methylierte Status mit längerem Überleben verbunden.
Der progressionsfreie Verlauf hat weniger mit dem diesem Status zu tun.

Prädikativ lässt sich sagen, dass Patienten mit inaktiviertem Gen-Promoter bessere Chancen bei eine Behandlung mit Temozolomid haben. Die DNA schädigende Wirkung kann sich bei den Reparaturproblemen besser auswirken.

Kann man deshalb nicht im Umkehrschluss behaupten das prädiktativ eine Chemo mit Temolid bei Patienten mit negativem Status wenig oder kaum etwas bringt?

Der Hersteller behauptet:

"DAS ENZYM VERBRAUCHEN
In neuen Studien nutzen Ärzte das Wissen über das MGMT-Enzym, erklärte der Onkologe. Durch Steigerung der Temozolomid-Gesamtdosis soll das Enzym »aufgebraucht« werden. In sogenannten metronomischen Protokollen wird das Medikament niedriger dosiert, aber pro Zyklus über längere Zeit gegeben. In der Summe resultiert eine deutlich höhere Gesamtdosis. Dies nütze vor allem Patienten mit nicht-methylierter (aktiver) MGMT, so Steinbach."
http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=29414

Ist es also wahr, dass ein anderes Verabreichungsschema bei negativem MGMT eben Verbesserungen bringen würde, wenn man niedrig aber dauernd dosiert, damit das Enzym verbraucht wird.
Anscheinend nicht, denn sonst würden ja nicht alle nach Stupp Schema 5/28 behandelt. Oder?
Harry Bo
Papillon28
14.05.2013 21:58:58
Hallo Harry Bo,

mein Mann, Diagnose Glioblastom, OP Dez. 2012 mit Komplettresektion, nimmt seit der üblichen Bestrahlung/Chemo Kombi nun seit ca. 6 Wochen Temodal dauerhaft ohne Unterbrechung. Bei ihm ist der MGMT-Status methyliert.
Bislang läuft es so ganz gut, Dosierung ist niedrig und gut zu verkraften, und das letzte MRT war ohne Befund.
Solange das so bleibt, wird nach diesem Schema weiter verfahren.
Er fällt also somit aus dem typischen Stubb-Schema raus.
Anfänglich war ich sehr skeptisch, da mir auch nur Stubb bekannt war, habe mir aber weitere Meinungen eingeholt und mehrfach gehört, dass er so lange so weiter machen soll, wie es gut läuft.
Gruß
Papillon
Papillon28
Harry Bo
20.05.2013 16:17:54
Hallo,

Nach obiger Aussage müsste weniger TMZ aber länger/öfter für negativen Status besser sein. Dein Mann bekommt es aber bei positivem Status
ist das abweichende Schema bei Deinem Mann eine Studie Papillon?

Bin eben über einen Bericht hier bei hirntumorhilfe von vor 2 Jahren gestolpert: http://www.hirntumorhilfe.de/service/medizin-und-forschung/news-details/article/tmz-dosis-intensivieren/
Da gabs Stupp 5/28 gegen 21/28 bei gleicher Gesamtdosis.

Da stand "Zwischen den beiden Gruppen wurde median kein statistischer Unterschied im Überleben festgestellt ..., unabhängig vom Methylierungsstatus."
Also MGMT Status egal, Schema egal? Wer blickt noch durch?
Harry Bo
Papillon28
20.05.2013 22:38:08
Hallo Harry Bo,

nein, mein Mann nimmt an keiner Studie teil.
Ich glaube eher, dass unser Onkologe, der in der Hirntumorforschung tätig ist, eigene Wege geht.
Seine Meinung ist, dass die Pausen in der Chemo, den Tumorzellen Gelegenheit zum Wachstum geben und dies will er so verhindern. Lange Gespräche mit unserem Onkologen haben dazu geführt, dass wir seiner Meinung folgen können, vor Allem, so lange das Ergbenins für uns stimmig ist. Da die MRT-Kontrollen sehr engmaschig sind, fühlt sich mein Mann bis jetzt gut aufgehoben.
Aber Du hast Recht, wer blickt noch durch und was ist richtig?
Ich wünsche Allen, die für sich einen Weg gewählt haben, den größtmöglichen Erfolg und eine unendlich lange progressionsfreie gute Zeit.
Gruß
Papillon
Papillon28
Fiete
24.02.2014 18:15:04
Was ist jetzt eigentlich "Stand der dinge"??

Ich bin nun völlig verwirrt.

Bei mir ist nicht methylierend...heisst das nun, das Temodal sinnlos ist?
Fiete
kopfhoch
24.02.2014 19:27:10
hallo Harry,
wenn ich mich recht an eine diesbezügliche Frage an die Ärzte in Würzburg zurückerinnere; so hat man als Patient auch keinen Anspruch auf die Bestimmung des MGMT-Status.Da wurde mir auch klar warum man meiner Bitte nach Bestimmung nicht nachkam, obwohl die Nebenwirkungen des Temodal bei mir stärker waren als eine Wirkung. Gruß C.
kopfhoch
Harry Bo
24.02.2014 19:59:40
Mir wurde wiederholt gesagt, dass der MGMT Status nicht schwarz oder weiß ist und wie grau er bei mir ist, wisse man nicht und deshalb wäre Temozolomid auch nie ganz nutzlos. Metronomisch gegebensoll es auch bei negativem Status noch nutzen.
Ich versuch mich aber momentan selber zu zwingen nicht an eine TMZ-Verschwörung zu glauben, weil mir nicht klar ist was das teure rumprobieren mit TMZ bezwecken soll, denn eindeutige Ergebnisse dazu will man anscheinend seit Jahren nicht erforschen und deshalb ist die Ermittlung des Status auch immer noch nicht Standard, kommt man eh nur in Konflikte mit und nimmt nachher sogar was anderes. Nicht im Sinne des Patentinhabers, äh Erfinders.
Gruß Harry
Harry Bo
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