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Chrisi

Hallo liebes Forum, ich bin schon sehr lange stummer Leser und habe mich nun aus leider nicht so schönem Anlass entschlossen selber zu schreiben .
Meine Geschichte beginnt vor über 10 Jahren. Damals bekam meine beste Freundin im Alter von 19 die Diagnose Ponsgliom. Da sie keine neurologischen Ausfälle hatte empfahl man damals halbjährliche MRT Kontrollen. Man muss dazu sagen wir waren wie Schwestern, zusammen in den Kindergarten , die Grundschule , das Gymnasium , das Studium und selbst im Beruf haben wir zusammen gearbeitet . Trotz ihrer Diagnose schaffte es meine Freundin ihr Studium durchzuziehen. Aus heutiger Sicht weiss ich , dass sie sicherlich ein Ausnahmefall darstellt bei so langer " Ruhephase" des Tumors. Mit 27 verschlechterte sich ihr Zustand dramatisch. Angefangen von Doppelbildern , Ausfall der linken Hand, des linken Arms, des linken Beins, waren die letzten anderthalb Jahre alles andere als schön. Jegliche Therapieversuche scheiterten. Zum Schluss konnte sie nicht mehr schlucken und die Atmung versagte. Das zu begleiten und zu sehen habe ich bis heute nicht verkraftet. Ich bin den Weg mit ihr aber bis zum Schluss gegangen und eigentlich bis heute nicht wirklich darüber hinweg. Auch wenn ich weiß , dass viele nicht das "Glück" haben noch so viele gute Jahre zu haben . Sicher ist das auch eine Einstellungsfrage... Meine Freundin konnte ihre Erkrankung sehr gut ausblenden und somit lange " unbeschwert" leben. Ein Jahr nach ihrem Tod , auf den Tag genau kam unser Sohn zur Welt( Schicksal?Fügung? Ich habe es positiv belegt, das leben geht weiter ). Das ist nun knapp 2Jahre her. Vor 3Monaten erlitt mein Mann eine Kreislaufkrise ( Bluthochdruck -Krise) und wurde mit Verdacht auf einen Herzinfarkt in ein Krankenhaus gebracht. Ohne erkennbaren Befund wurde er 3 Tage später entlassen. Nach 1 1/2 Wochen Urlaub quälten in dann bei der Arbeit Kopfschmerzen. Aus reiner Vorsicht ( vielleicht auch Prägung meinerseits) haben wir ein MRT vom Kopf machen lassen.
UND DA WAR ES!!! Eine Läsion in der Pons ( gleiche Stelle wie meine Freundin). Verdacht Ponsgliom,
Von da an begann der Untersuchungsmarathom. Die Neurologen und Neuroradiologen ( haben das mehreren gezeigt) waren sich zwar nicht sicher meinten aber , das sie eher nicht auf ein Gliom tippen( zu selten), sondern was Entzündliches oder nen Infarkt. Die Untersuchungen verstrichen und jede ließ eine Differentialdiagnose nach der anderen fallen. Was immer weiter bestehen blieb ist das Ponsgliom. Mittlerweile ist alles an Untersuchung gelaufen was geht . FET-Pet, spektroskopie, liquorpunktion , EEG . Mehrere MRTs. Letztlich hat nun Prof. Stummer in MS gesagt, dass er die große Wahrscheinlichkeit sehe das es doch ein Ponsgliom ist. Er rät ggf zur Biopsie. Naja wofür frag ich mich... Um zu wissen , dass man unheilbar krank ist ? Ich bin total am Ende. Ich habe diesen Kampf 10 Jahre geführt, Mut zugesprochen , neue Therapien begleitet, Hoffnung gehabt. Aber nun sitze ich hier und schaue meinen Mann an und sehe nur unsere zerbrochene Zukunft. Das mit meiner Freundin ist noch zu frisch . Und die Wahrscheinlichkeit 1:1000000 und das 2x innerhalb so kurzer Zeit bei zwei mir so nahe stehenden Menschen lässt mich verzweifeln. Klar die Diagnose steht noch nicht 100% aber das wird sie auch wohl nur nach Biospie. Und die ist sehr gefährlich bis tödlich in der Region. (3-5%). Alle Untersuchungen deuten auf das ponsgliom hin, Infektion , Blutung etc sind alle raus .
Wie soll es nun weitergehen. Ich bin Mitte 30. Wir wollten grad unser zweites Kind, bauen, ein ganz normales Leben. Und nun werde ich mit 40 Witwe sein?! Ich hadere mit dem Schicksal , mit mir und mit dem Leben. Das Leben ist nicht fair.

gramyo

Liebe Chrisi und Mann und euer kleiner Sohn,

da bin ich beim lesen auch erst einmal fassungslos gewesen.

Erst einmal , fühl dich gedanklich ganz lieb in den Arm genommen. Das schreibe ich in der letzten Woche leider so häufig, aber es kommt wirklich aus meinem Herzen, was soll man sagen???

Wenn es ein Ponsgliom ist, dann ist es ebenfalls leider wie bei dem Glioblastom ein Tumor, der nicht heilbar ist. Das weißt du und ich und alle hier....

Verstehe es bitte wirklich nicht falsch und ich weiß auch , das es nicht immer möglich ist. Aber dennoch, versucht so viel intensive Zeiten zu haben, wie es irgend möglich ist.

Als Trost kann ich dir auch sagen, die Liebe zu deinem Mann kann sehr viel stärker werden. Die seelischen und körperlichen Belastungen aber leider auch. Für beides solltest du dir /euch professionelle Hilfe holen.

Auch leider in der letzte Zeit häufig geschrieben, aber es wird dir wirklich ebenfalls helfen.
schreibe alles , aber auch wirklich alles hier ins Forum. es wird dich erleichtern und auch ein bisschen Kraft schenken.

Aus medizinischer Sicht , seid ihr , glaube ich, in guten Händen. Frage doch hier noch einmal wegen der Gefahren durch eine Biopsie noch einmal
hier bei dem Informationsdienst nach Tel.Nr: 0 34 37/ 702 702
und am Dienstag besonders für dich:
Sorgentelefon: 0 34 37 /999 68 67 von 10.00 - 15.00 Uhr.

dennoch würde ich einen Pschoonkologen aufsuchen und um einen SCHNELLEN Termin bitten. Bei der so traurigen Vorgeschichte ist es ganz bestimmt schneller möglich. Wenn dein Mann im Krankenhaus IST, steht ja auch der Psychoonkologe des Krankenhauses EUCH BEIDEN zur Verfügung.

Noch einmal eine ganz liebe gedankliche Umarmung und von Herzen wünsche ich dir sehr viel Kraft und eine ruhige Energie....
deine Gramyo/Claudia mit Burkard im Herzen und Leben

er "ist " in einer für mich sehr friedlichen, lichterfüllten Dimension...
frei von allen Einschränkungen......

Telekomtoto

Hallo Chrisi,
ich habe deine Geschichte gelesen und sie hat mich sehr betroffen gemacht.
Man das ist hart erst eine Freundin zu begleiten und jetzt die Diagnose bei deinem Mann. Ich drücke dich und wünsche dir viel Kraft.

Auch bei mir ist die Welt seit August aus den Fugen geraten. Die OP habe ich zwar schon hinter und aktuell geht es mir gut .
Aber die Belastung bei der Familie und guten Freunden glaube ich ist das Schlimmste .

Lass ein wenig Zeit verstreichen es gibt immer eine Lösung auch wenn es sich blöd anhört genieße jedes Jahr Jede Stunde so machen wir es aktuell.

Liebe Grüße Thomas

gramyo

Liebe Chrisi,
falls du noch nicht schon auf die Beiträge von Ponsgliomen gekommen bist.

"amaryllis62" hat sehr viel dazu geschrieben. Du gibst entweder "ponsgliom" oben in das "Frage stellen" Kästchen ein oder wie gesagt "amaryllis62". Dann kommst du auf eine Seite , wo alle Beiträge gespeichert sind.

Sie hat jetzt auch mit einem Hospiz und der Kirche ein eigenes Projekt eröffnet. schreibe ihr doch eine persönliche Nachricht und sie wird dir ganz bestimmt bald antworten.
Noch einmal ganz liebe Grüße
deine Claudia mit Burkard im Herzen und Leben

Chrisi

Danke für eure lieben Worte. In psychologische Hilfe habe ich mich bereits begeben. Ich sehe ja selber, dass es so nicht geht. Wobei ich auch glaube es gibt sicher Leute die "empfänglicher" für sowas sind als ich. Mein Mann verdrängt derzeit noch die drohende Diagnose. Er will nicht groß darüber reden , geschweige denn eine zweite Meinung einholen. Sowohl er als auch seine Familie haben sich bewusst nicht zu dem Thema belesen . Und wenn ich dann so Sätze höre wie: Na wenns das is dann machen wir halt ein bisschen Bestrahlung...." Dann kann ich gedanklich in die Tischkante beißen. Auch wenn ich weiß das es so sicherlich die leichtere Möglichkeit ist damit umzugehen . Leider kann ich das nicht durch meine Vorgeschichte. Aber darüber reden und vor allem offen auch über Ängste tut gut. Das kann ich derzeit mit meinem Mann nicht. Ich bin ja froh das er so optimistisch angeht...
Ganz liebe Grüße chrisi

gramyo

Liebe Chrisi,

das ist häufig der "erste Selbstschutz" eines Betroffenen und häufig auch der Angehörigen. Ja,wenn man leider schon diese Erfahrung und diesen Weg gegangen ist, geht das leider nicht mehr. Aber deswegen ist es gut, dass du hier bist und dir auch professionelle Hilfe gesucht hast.

So, ich gehe jetzt mal aus dem forum, da ich noch einiges "normal Alltägliches " vor habe.
LG Claudia mit Burkard im Herzen

amaryllis62

Liebe Chrisi,

herzlich Willkommen hier im Forum. Dein Bericht hat mich wieder in eine grausamen, intensive, liebevolle Zeit zurück versetzt. Genauso wie Du es beschreibst, war es auch mit meiner Tochter, die im Februar mit 19 Jahren an einem Ponsgliom verstorben ist. Wunderbar, was Du deiner Freundin geschenkt hast und nun das Unfassbare: dieselbe Krankheit hat wahrscheinlich deinen Liebsten befallen. Wie ist das möglich? Ponsgliome sind eigentlich Kinder- und Jugendtumore und zudem extrem selten!?
Wieso ist eine Biopsie möglich? Vielleicht ist es doch etwas anderes.
Ich wünsche euch so sehr ein besseres Ergebnis. Falls Du Hilfe, Rat, Unterstützung benötigst, schreibe mir gern eine PN.
Fühle dich durch positive Energie von mir gestärkt.
Liebe Grüße amaryllis62 mit Clara im Herzen

Chrisi

Liebe Amaryllis , danke für deine lieben Worte und und mein tief empfundenes Mitgefühl für deinen Verlust. Seitdem ich Mutter geworden bin vor 2 Jahren kann ich mir, wenn auch nur ganz entfernt ,wahrscheinlich , vorstellen was es bedeuten muss sein Kind zu verlieren. Deine Worte machen aber Kraft und Mut.
Das das diffuse intrinsische Ponsgliom eigentlich vorwiegend bei Kindern vorkommt weiß ich, dass macht das ganze ja noch abstruser . Es finden sich auch in diversen Foren nie Erwachsene. Wie gesagt soweit ich weiß 1:1000000 bzw 600 gesicherte Neuerkrankungen weltweit in dem Alter. Aber was helfen Statistiken... Sie machen mich nur noch verzweifelter , weil ich denke das gibt's doch gar nicht, dass ist statistisch nicht möglich. Wie gesagt 100% Gewissheit haben wir noch nicht, aber Prof. Stummer aus Münster traut sich diesen Eingriff sehr wohl stereotaktisch zu . Ich weiß das das bei meiner Freundin noch anders war, aber vielleicht war man damals noch nicht so weit .Er will nun in 5 Wochen nochmal ein MRT, ggf PET fahren um zu schauen , ob es eine Progression gibt oder es sich wie durch ein Wunder verkleinert ( leider haben uns alle Neuroradiologen bereits gesagt nach 3Monaten müssten Entzündung etc bereits weg sein, waren sie aber im Dezember halt nicht). Ich hoffe und bete jeden Tag das doch noch etwas anderes herauskommt , aber um Prof.Stummer zu zitieren: " naja soviel gibt es da ja nicht was am Hirnstamm vorkommt , Tumor oder Entzündung". Naja die Entzündung IST eigentlich ausgeschlossen , und Blutung etc auch....
Es fällt schwer derzeit so in den Tag hineinzuleben , wir hatten so große Pläne. Und vor dem evtl Alleinsein habe ich gar nicht so Angst ( wobei das auch unvorstellbar für mich ist ) , vielmehr vor dem erneuten Weg dahin.
Es tut gut zu wissen , dass man mit seinem Schicksal nicht alleine ist , wobei ich für jeden einzelnen hier hoffen und mir wünschen würde ihn hätte dieses Thema gar nicht berührt .
Viele liebe & warme Grüße chrisi

amaryllis62

Chrisi, bitte noch nicht die Hoffnung aufgeben. Leider wissen wir auch, was die Diagnose "Ponsgliom" bedeutet…

Ich bin gerade dabei, in Lüneburg ein Trauerzentrum aufzubauen. Gästehaus zum Ausruhen, kleines Café für Betroffene und Trauernde sowie ein ganz starkes und unterstützendes Netzwerk angefangen vom Klinikum, Hospiz, ambulanten Palliativpflegedienst, 2 Psychologen sowie Kirche (wenn gewünscht) und der Gemeinde.
Also, falls du Unterstützung brauchst oder eine Auszeit, melde dich gerne.

Du bist nicht allein!
Viele Grüße
amaryllis mit Clara

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