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Thema: Nüchtern-Erbrechen, Zittern, Dauer-Schlaf

Nüchtern-Erbrechen, Zittern, Dauer-Schlaf
pietra
31.03.2013 16:46:12
Zunächst frohe Ostern! Wir genießen das Jetzt und Hier, dennoch bin ich heute ziemlich verzweifelt. Meinem Mann geht es seit ein paar Tagen immer schlechter. Bei dem Wetter nachvollziehbar, denn er ist schon immer lieber in der Sonne gewesen. Seit heute morgen kommt er nicht mehr aus dem Bett, schläft oder döst lieber, bricht, ohne etwas gegessen zu haben (nüchtern, soetwas hatten wir noch nie), immer leichte Kopfschmerzen, Lustlosigkeit bis hin zu depressiven Verstimmungen. Hinzu kam heute morgen ein leichtes Zittern in den Armen und Oberkörper.

Könnte das mit einem erhöhten Hirndruck zusammenhängen?

Ich bekomme ihn im Moment nicht zum Arzt oder ins Krankenhaus... Deshalb stelle ich hier die Frage, ob jemand Erfahrungen mit einer solchen Situation hat.

Liebe Grüße aus Berlin - pietra
pietra
gramyo
31.03.2013 19:06:45
Liebe Pietra,

wünsche euch auch gesegnete Ostern.

deine Beschreibung über den Gesundheitszustandes deines Mannes würde mich an deiner Stelle ebenfalls beunruhigen.

Habt ihr nicht einen Hausarzt, von dem er Ratschläge annimmt, oder einen Pflegedienst, oder gute Freunde.
Ich meine , du brauchst jetzt Unterstützung.

Wir , mein Mann und ich hatten die Vereinbarung, dass er immer nur kurzzeitig ins Krankenhaus gehen würde und was wichtig war

DAS ES GANZ KLAR WAR, DASS ER ZU HAUSE BEI GUTER PFLEGE STERBEN WÜRDE.

Das hat ihm die Ruhe und Sicherheit gegeben sich auf kurze Krankenhausaufenthalte einzulassen.

Ich hoffe, dass Dr. Orchidee dir schreibt, oder schicke ihr doch eine PN.

Fühlt euch ganz lieb umarmt und ich drücke euch die Daumen, dass der Gesundheitszustand deines Mannes wieder besser wird.
Liebe Grüße von Gramyo , jetzt "zwei in einer "
gramyo
pietra
01.04.2013 09:03:49
Guten Morgen und vielen lieben Dank für Deinen Beitrag, Gramyo!
Ich habe heute nacht lange überlegt, was ich machen könnte, um ihm zu helfen. Er hatte heute morgen komplett vergessen, dass er gestern den ganzen Tag im Bett lag - dieses Vergessen wiederholt sich halbstündlich.

Vielleicht helfen Medikamente? Ich habe versucht, das Klinikum anzurufen - leider ohne Erfolg. Auf der behandelnden Station sind keine Ärzte - es wäre doch FEIERTAG. Nun denn. Ich werde meinem Mann mal sagen, dass Feiertag ist und er doch lieber morgen krank sein solle.

Positives: Heute leider sehr wenig..., aber ein neuer Tag beginnt und er hat heute morgen sogar schon wieder eine halbe Schrippe gegessen. Ich muss immer hinterher sein, dass er auch genügend trinkt, was er leider sehr sparsam anschließend tut. Nun liegt er wieder und schläft. Nachher kommt ihn sein Bruder besuchen (also doch etwas Positives).

Danke an dieses Forum an dieser Stelle für Euer offenes Ohr.

Liebe Grüße an alle Betroffenen und Angehörigen. Ich hoffe auf Verständnis, wenn ich auch mal schreibe, wenn es schlechter geht. Das will bestimmt keiner hören, aber denen, denen es auch schlechter geht, fühlen sich verstanden, und denen, denen es besser geht, können hilfreich zur Seite stehen und fühlen sich dadurch gestärkt. Das ist meine Vorstellung von solch einem Forum. DANKE

pietra
ratlose
01.04.2013 12:06:30
Hallo,
auch ich hoffe, noch schreiben zu dürfen, wenn es schlechter wird. Optimismus ist gut, aber ich will auch nicht lügen müssen. Als Angehörige sieht man es eben auch aus anderer Sicht. Mir ist wichtig zu wissen, wie man das Leiden ( und evtl. auch das Sterben) erträglicher für die Betroffene machen kann.
Ich kann deshalb noch nicht mal " Frohe Ostern" sagen, weil ich sehr traurig bin.
ratlose
gramyo
01.04.2013 12:21:50
Liebe Pietra und Ratlose,

natürlich darf man hier im Forum seine Verzweiflung, Sorge und Traurigkeit ausdrücken.

Wir als Angehörige sollten aber bedenken, dass es für Betroffene darum geht weiter ein lebenswertes Leben zu führen. Da ist Optimismus natürlich hilfreicher.

Es gibt hier aber auch genug Betroffene, die die Sorgen der Angehörigen verstehen.

Liebe Ratlose, ich wünsche dir trotzdem ein gutes Osterfest.

Ostern heißt Auferstehung. Es ist der Monat des Frühlingsanfangs, wachsen, blühen und spriesen der Bäume, Pflanzen und Blumen.

Fühlt euch umarmt von
Gramyo mit der Energie ihres Mannes
gramyo
Waldis
01.04.2013 12:41:06
Hallo,
bei meinem Schwiegervater war es ebenso, wie du es beschreibst.
Er hatte zu diesem Zeitpunkt erhöhten Hirndruck, das haben wir mit einer Cortisonerhöhung wieder abfangen können.
Er hat auch gebrochen und ist eingetrübt, so nannten es die Ärzte.
D.h. er hat wenig mitbekommen und viel geschlafen.
Wir könnten dieses Eintrüben drei mal durch Erhöhung der Dosis abfangen. Die Symptome waren dann immer innerhalb weniger Stunden weg. Schließlich war es leider der gewachsene Tumor und nicht der Hirndruck, der das Wegschlafen verursacht hat. Das Cortison hat dann keine Wirkung mehr gezeigt und er ist dann innerhalb einer Woche gestorben.
Wir haben alles Zuhause "getragen", hatten aber auch gute Unterstützung. Unsere medizinische palliative Unterstützung für ihn war Cortison gegen den Hirndruck und Tavor gegen Unruhe und Angstzustände. Dadurch konnte er sehr entspannt und ohne Angst, aber dennoch sehr bewusst gehen. Melde dich, falls du noch mehr wissen willst.
Man muss schon frühzeitig überlegen, wie man in welchem Fall auch medizinisch reagieren soll. Denn bei uns hat sich gezeigt, dass der Verlauf einfach auch sehr rasch sein kann und wir waren froh, nicht ganz so überrumpelt zu sein und das Gefühl zu haben, wir können ihm helfen. Und es gibt Möglichkeiten zu helfen !!!!!!
Ich wünsche euch viel Kraft.
Isabel

Waldis
gramyo
01.04.2013 13:31:59
Liebe Pietra,

kann mich in vielen Dingen Waldis, Isabels Bericht nur anschließen..

Es braucht in Deutschland keiner mit Schmerzen und nicht humaner Betreuung zu sterben!!!!

Es waren 5 medizinische Dinge, die ihm geholfen haben, entspannt , aber bewußt und in Ruhe diesen Planeten zu verlassen.

Cortison wurde erhöht
Levetiracetam in flüssiger Form in den letzten Tagen gegeben
Morphinpflaster, wird genau berechnet
und was ich bis dahin noch nicht kannte, was aber wirklich gut war,
1 l NaCl- Infusionslösung subcutan in die Bauchdecke um ein austrocknen zu verhindern.
Man muss allerdings damit aufhören, wenn die Niere versagt. Das war aber bei uns nicht der Fall.

Trotzdem wünsche ich euch , dass diese Situation nicht euch jetzt schon unmittelbar bevorsteht.

Fühle dich umarmt Pietra
von Gramyo
gramyo
Tausendfüßler
01.04.2013 14:04:49
hallo liebe Pietra,
wir haben uns schon mal geschrieben in anderer Sache,,,, ,
du hast hier so gute Tipps bekommen dass dem gar nichts hin zu fügen ist,aber was immer passt
ist der Gedanke ,du bist hier nicht allein
das ist ein Trost den ich dir mit auf den Weg geben mag.
hallo liebe Ratlose,
ja dafür gibt es dieses Forum ,die einen sind in einer ähnlichen Situation die anderen als"" Betroffene"" nicht so abgewandt ,dass sie sich nur für sich interssieren.
Nicht allen geht es zur gleichen zeit schlecht und umgekehrt,
der Mut sich immer wieder den Problemen zu stellen und nicht niedersinken,
das verbindet uns wohl alle.
Von Herzen alles Gute euch allen
--Ärzte sind auch nur Menschen--nicht mehr nicht weniger---
Frohe gesegnete Ostern

Tausendfüßler
Tausendfüßler
ratlose
01.04.2013 15:53:05
Liebe gramyo,

" Es braucht in Deutschland keiner mit Schmerzen und nicht humaner Betreuung zu sterben!!!! "

Das habe ich auch einmal geglaubt. Aber meine Augen mußten schon anderes erleben.
Ich glaube, du bist ein Musterbeispiel und solltest deshalb auch als Ratgeber allen erhalten bleiben. Aber nicht jeder hat das Glück, ein pefektes Umfeld, die richtigen Ärzte und Berater in sozialen, medizinischen und finanziellen Dingen zu haben. Ich muss zurzeit erleben, dass meine Angehörigen einfach nicht wissen, wo sie überhaupt beginnen sollen, etwas zu klären. Es hat sie nach allem Optimismus plötzlich überrascht und Behörden brauchen Zeit, die Gesundheit hatte keine.Wer denkt schon in gesunden Zeit daran, wie man sich in solch einem Krankheitsfall " professionell" verhält und auch der evtl. esoterische
Hang ist nicht jedem gegeben.
Nun ja, ich will nicht weiter jammern, es gibt immer einen Weg und keiner weiß, wo er hinführt.
In diesem Sinne-Gesegnete Ostern!



ratlose
pietra
01.04.2013 17:36:53
Liebe Ratlose, lieber Tausendfüßler, liebe Gramyo und liebe Waldis - danke schön für Eure Antworten - sie helfen mir. Ich musste erstmal googeln, was palliative Medizin überhaupt bedeutet. Krankheiten waren für mich bisher ziemlich außen vor, sodass ich mich einfinden muss. Einen ruhigen Mittelweg der Fürsorge zu finden, ist zwar nicht einfach, aber mit offenen Augen und Ohren werde ich ihn gehen. Ja, Tausendfüßler, ich habe auch schon daran gedacht, wie sein Zustand wäre, hätte er Weihrauch genommen. Ich werde es morgen kaufen und er sollte es dann auch nehmen. Der Hausarzt war ja dagegen, da mein Mann auch ein Herzleiden hat und eine frisch überstandene Thrombose. Aber ich werde es trotzdem kaufen und ihm (meinem Mann) erklären, wie wichtig es ist, es zu nehmen; zumal es auch gegen Schuppenflechte helfen soll - die mein Mann auch noch hat. Wenn ich das hier so schreibe, hört sich der Gesundheitszustand meines Mannes recht übel an - aber er hält sich in der Regel tapfer!
Mein Mann hat heute morgen eine halbe Kortison (2mg) -Tablette genommen, der Zustand hat sich gebessert, er ist wieder - wenn auch sehr wackelig - teilweise auf den Beinen. Besser wäre in meinen Augen und auch in den Augen vieler Forumsnutzer Weihrauch statt Kortison - das werden wir probieren und berichten. Danke auch, liebe Isabel und Gramyo, für die deutlichen Hinweise. Ich habe sie notiert.
Dir, liebe Ratlose, auch die besten Wünsche, möge uns die schwere Zeit die Kraft und Einsicht bringen, dass das Leben ein Geschenk ist und wir bewusst das JETZT genießen können. Ich lese schlaue Bücher und oft denke ich, ich bin einen Schritt weiter. Aber wenn mein Mann so still im Bett liegt, den ganzen Tag nicht aufsteht und auch seine Brille unbeachtet auf dem Wohnzimmertisch liegen bleibt, ergreift mich eine Furcht, die ich mit all dem vorher erworbenen Wissen kaum bändigen kann. Ich versuche, nicht in Selbstmitleid zu verfallen, dennoch sitzt ein dicker Kloß im Hals. Dennoch möchte ich dem Kranken eine Kraft geben, die ihn ohne Schlechtem-Gewissen leben und auch sterben lässt. Aber soweit sind wir noch nicht - wir "schwimmen" noch.
Eure Beiträge sind mir eine echte Bereicherung in meinem bisher oft oberflächlichen Leben. Schade, dass man solche Dinge erst begreift, wenn man an der Kante steht.
Liebe Grüße von Petra
pietra
gramyo
01.04.2013 22:27:56
liebe Petra,

zum "schwimmen", setzt ja voraus , das du dich ins Wasser be-gibst oder sogar hineinspringst. Auf jeden Fall tust du was und das ist schon gut.

So, jetzt kommt der pragmatische Teil. Du kannst auf keinen Fall von Anfang an, Cortison gegen Weihrauchkapseln eintauschen. Habe in deinem Beitrag von 2 mg Cortison gelesen. Ist das die Tagesdosis?

Ein ganzheitlich praktizierender Arzt sagte uns, das erst nach 4 Wochen der Weihrauchspiegel so hoch ist, um Cortison, oder eine bestimmte Menge, zu reduzieren. Also zumindestens mal 3 Wochen nur Weihrauchkapseln einnehmen und dann langsam!!! Cortison reduzieren.

"Schade, dass man solche Dinge erst begreift, wenn man an der Kante steht".

Ist ja ein alter Spruch, steckt aber viel Weisheit darin: "Besser spät, als nie".
Morgen und jeden weiteren Tag ergeben sich Möglichkeiten, sein Leben zu ändern.
Ist doch einfach wundervoll!

Fühl dich umarmt und wir geben dir alle Energie
Gramyo mit der Energie ihres Mannes
gramyo
gramyo
01.04.2013 22:49:10
Liebe Ratlose,

du hast völlig recht, das wir aussergewöhnlich gute Umstände hatten, worüber ich auch sehr dankbar bin.

Aber, jetzt kommen auch hier die "Abers".

Es geht erst einmal darum sich BEWUSST zu machen, das keiner in Deutschland mit Schmerzen und unter humanen Bedingungungen sterben darf und kann.

1. Es gibt überall Allgemeinärzte, die gut palliativ betreuen.
Wir wohnen in einem 500 Seelen Dorf. Allernächstes "Kleinstädtchen" ist 8 km entfernt, nächste größere Stadt ist 35 km entfernt. Haben trotzdem gute Ärzte gefunden.

2. GANZ WICHTIG.
In jeder größeren Stadt gibt es rechtliche Berater, psychoonkologischer Betreuung, ratgebende Mitarbeiter, die volle Unterstützung geben, das man in eine Reha kommt und und und...

3. Mut haben und die Ärzte, oder Krankenkassen oder Behörden löschern, Fragen stellen, allen den Ernst der Lage schildern.

4. HOSPIZ oder palliative Stationen in Krankenhäusern. Ist nicht immer einfach, da rein zu kommen, aber auch hier gilt, liebenswürdig energisch für den Menschen eine Bleibe zu finden, wo er sich gut von dieser Welt verabschieden kann.

5. Pflegedienste
Nicht alle sind schnell, schnell , schnell. Wir hatten einen guten, der auch sehr gut die Sterbephase begleitete.

Ich weiss, das es manchmal schwer ist, in dieser Situation die Ruhe und den Überblick zu bewahren, aber es ist möglich.

Bin auch nur ein Mensch und Angehöriger gewesen.

Wir hatten auch durchaus schwierige Situationen zu bewältigen.
Habe dann aber an meinen Liebsten gedacht und das hat mir Stärke und Kraft gegeben.

Die letzten 3 Monate seines Lebens waren dann eben wirklich "perfekt".

Liebe Ratlose, obwohl ich glaube , keiner ist auf die Dauer seines Lebens ratlos; ich und immer noch "wir",
wünschen dir von Herzen Kraft Gramyo
gramyo
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