Hallo,
ich hatte mich vor einiger Zeit hier eingeloggt und nach Berichten gesucht, die meine Hoffnung stärken sollten. Aber leider haben mein insgeheimer Realitätssinn und die Statistik gesiegt.
Hier die Leidensgeschichte:
Ende März 13 fallen uns Wesensänderungen an meiner Mutter (62 Jahre) auf. Sie hat Probleme mit Zahlen, sagt uns, dass sie plötzlich umgefallen ist, räumt ihre Wohnung nicht mehr auf, schreibt lauter wirre Sachen auf Notizzettel.
Wir dachten erst an Schlaganfall. Im Krankenhaus die Diagnose, da ist ein großer Schatten im Gehirn. Sofort verlegt auf die Neurochirurgie.
1. Op am 8.4.13. Nach ca. 2 Wochen der Befund: Glioblastom Grad IV. Lag rechts frontal und war 6x 3.5 cm groß. Diese OP hat meine Mutter relativ gut überstanden.
Danach Chemo und ca. 32 Bestrahlungen. Sie verlor die Haare, ihr war oft übel, sie hatte leichte Merkfähigkeitsstörungen, ihr Antrieb war stark vermindert und sie war ständig müde. Ihr Lebenswille war auf 100 % und der Glaube, dass sie nicht mehr lange leben wird auf 0%
Sie hat Pflegestufe 1 bekommen.
Ende September 13 war ein MRT fällig. Wie von mir erwartet, war am OP Rand schon wieder ein leichter Schatten zu sehen. Ich hatte auch das Gefühl, dass sich ihre Persönlichkeit erneut leicht ändert. Der Arzt hat uns geraten noch eine PET Untersuchung machen zu lassen, da er sich nicht ganz sicher ist. Die PET ging ebenfalls von einem Rezidiv aus (nach 5 Monaten). Meine Mutter war nicht sonderlich begeistert von einer neuen OP. Also was machen? Hoffen und warten, dass es doch kein Rezidiv ist? Aber was, wenn es doch eines war. Dann ist es zu spät für eine weitere OP. Oder lieber vorsorglich das evtl. Rezidiv entfernen.
Also habe ich meine Mutter zur OP überredet. Ich dachte es läuft so gut, wie bei der 1. OP. Weit gefehlt!
2. OP Mitte Oktober 13. Sie ist gleich nach der OP völlig verschwollen im Gesicht. Da hatte ich schon ein schlechtes Gefühl. Es bildete sich ein Liquorkissen an der Wunde. Es wurde öfters punktiert und das Liquor über das Rückenmark abgeleitet. Nach 1 Woche ohne Besserung eine erneute OP. Die Schädeldecke war an 2 Stellen ausgerissen und es wurde ein Neuropatch eingesetzt. Meine Mutter war die Zeit danach wie eingeschläfert und wurde kaum mehr wach. Die seit längerem bewilligte Reha wurde zur gereatrischen Reha umbenannt. Die Reha brachte zwar wenig Erfolg, gab mir aber ein wenig Verschnaufspause und ich konnte wieder weiter planen. Seit der 2. OP war meine Mutter bettlägrig. Sie konnte kaum mehr motiviert werden aufzustehen, sie wurde inkontinent, ihre Sprache war leiser und die Gedanken wirrer. Aber sie erkannte mich immer. In der Reha dann wieder mehr Liquor, so dass es durch die Wunde nach außen trat. Also wieder ins Krankenhaus. Hier wurden in einer weiteren OP die OP Fäden gezogen und die Wunde anders vernäht. Von der Klinik kam sie ins Pflegeheim (Kurzzeitpflege). Die waren allerdings mit der Erkrankung überfordert. Meine Mutter baute zunehmend ab. Plötzlich hat sie ihre geliebten Süßigkeiten (was wegen des Zuckers eher schlecht war, mir aber damals nicht so bewußt war) nicht mehr gegessen. Getrunken hat sie auch immer weniger. Also wurde sie nach ca. 1 Woche auf die Palliativstation im Krankenhaus verlegt. Diese haben ihr dann einen Port gesetzt, da sie nicht mehr richtig schlucken wollte. Hinzu kamen nun die ersten Krampfanfälle. Sie hat deshalb Keppra bekommen. Sie hat innerhalb 1 Woche auch nicht mehr richtig sprechen können und zuletzt nur noch 1 Wort heraus gebracht. Dies aber nur mit extremer Mühe. Sie war dann noch 1 Woche in einem Hospiz. Laut Personal hatte sie kaum Schmerzen und ist mehr oder weniger weggeschlafen. Am 9.1.14 ist sie in der Nacht verstorben. Am Sa. steht noch die Beerdigung an und dann hoffe ich, kann ich das Thema Gehirntumor und Tod erstmal beenden. Glioblastome sind wie Zeitbomben im Kopf. Das war mir von Anfang an klar. Ich bin froh, dass meine Mutter es endlich überstanden hat und auch, dass das Hoffen und Bangen für mich endlich ein Ende hat. Selbst wenn es bedeutet, dass meine Mutter nicht mehr in dieser Welt lebt.
Der Hausarzt meiner Mutter meinte, als er von der Diagnose erfahren hat: " Jeder Tag ist ein Geschenk" und genauso muss man es sehen.
LG Birgid