Zum Thema Ohnmacht kann ich auch einiges erzählen und vor allem viel nachempfinden, was die Hilflosigkeit angeht.
Bei mir wurde im April 2014 ein Olfactoriusmeningeom entfernt. 6 Wochen später lief mir Flüssigkeit im Rachen herunter.... es dauerte, bis mir jemand glaubte. Ich hörte immer nur die Aussagen der Ärzte "das kann nicht sein"
Als dann endlich die Diagnose "Liquorfistel" feststand, musste ich noch einmal 4 Wochen warten, bis mein Operateur aus dem Urlaub zurück war, obwohl man mir sagte "seien sie vorsichtig, dort wo etwas ausläuft, können auch Bakterien hinein und eine Meningitis verursachen"....
Im September 2014 wurde zum zweiten Mal die Stirn geöffnet um eine Liquorfistel - eine undichte Stelle an der Hirnhaut - zu entfernen,. Zwei Wochen Krankenhaus, davon 6 Tage Wachstation mit Hirnwasserausleitung zur Stabilisierung des Kopfdrucks. Nach der OP stand mein Operateur vor mir mit den Worten "Ich konnte die Liquorfistel nicht finden."
Nach dieser OP hatte ich Angstzustände und Panikattacken. Es war schwer, all diese Geschehnisse zu verarbeiten. Zusätzlich begann es nach 6 Wochen wieder im Rachen zu laufen und der dauernde schlechte medizinische Geschmack verdarb mir jedes Essen.
Wieder wurde mir nicht geglaubt. Als ich im Januar 2015 zur Nachuntersuchung ging und dem Neurochirurgen erzählte, dass ich in den letzten 3 Std. 25 mal etwas im Rachen hinuntergeschluckt hätte, kam die Antwort "Das kann nicht sein!" Und was ist mit dem schlechten Geschmack, war meine Antwort. "Eine Irritation der Nerven" erklärte mir der Arzt. Außerdem sei meine 1. OP vor 8 Monaten gewesen und wenn dort etwas undicht wäre, dann hätte ich schon eine Meningitis, sagte der Arzt zu mir.
Ich war enttäuscht und wollte aufgeben, einfach mit diesen Beschwerden leben.... Zum Glück hatte ich einen guten HNO-Arzt, der mir sagte, dass ich niemals Ruhe finden würde, wenn ich jetzt aufgeben würde. Er überwies mich zu einem ihm bekannten Kollegen 430 km entfernt von meinem Wohnort. Das war mein Glück!
Am 23. April 2015 wurde dort zum dritten Mal meine Stirn geöffnet. Nach einer vorherigen Einspritzung mit phosphozierender Farbe im Rückenmark konnte man nach Öffnung des Schädels drei undichte Stellen an der Hirnhaut erkennen, wo noch Hirnwasser austrat. Gleichzeitig entdeckte man, dass das Knochenersatzmaterial - Palacos -, welches mir bei der 2. OP eingesetzt worden war, eine Entzündung verursacht hatte und schon leicht müffelte.... Ein großer Teil davon wurde bei dieser OP entfernt und durch natürliches Bauchfett ersetzt.
Diese OP war "lebensnotwendig" erklärte mir der Professor nach der OP. Ich bin sehr dankbar, diese Ärzte getroffen zu haben. Denn anderenfalls wäre ich irgendwann und irgendwo mit einer Meningits zusammen gebrochen, erklärte mir mein HNO später.
Nach dieser 3. OP geht es mir erstaunlich gut, kein Vergleich mit dem Zustand nach der 2. OP.
Nun bleibt noch abzuklären in drei Monaten mit einem CT in 3 Monaten, ob der Rest des noch verbliebenen Fremdmaterials auch noch entfernt werden muss.... eine 4. OP.....
So kann es gehen und das alles nur wegen eines kleinen 3 cm großen Meningeoms....
Zumindest habe ich in diesen letzten 12 Monaten gelernt, dass es Ärzte gibt, die ihren Job machen und nur noch wenige, die aus Überzeugung helfen wollen... eine sehr traurige Erfahrung, die Euch hoffentlich erspart bleibt.
Ich wünsche allen, die hier lesen und schreiben alles Gute, vor allem Ärzte, die Euch ernst nehmen und gleich beim ersten Mal sehr gute OP-Ergebnisse. Glaubt an Euch und lasst Euch nicht beirren, wenn es um das Durchsetzen weiterer Behandlungen geht.
Walburga