Hallo, Nanno,
Es ist erstens nicht schön, dass Du ein Meningeom hast und zweitens für mich nicht vorstellbar, dass Du so gut wie keine Informationen bekommen hast.
Zu den Voruntersuchungen gehört eine MRT mit Kontrastmittel nur vom Kopf, deren Bilder für die Navigation während der Operation (OP) erforderlich sind. Mit dem OP-Mikroskop wird die OP durchgeführt und zusätzlich zum Blick auf und dann in Deinen Kopf erscheinen die MRT-Bilder auf einem Bildschirm und werden spätestens dann genutzt, wenn es um die winzigen Arbeiten geht, um das Meningeom von den Hirnhäuten = Meningen abzutrennen und dabei die Kapsel mitsamt dem Tumor zu entfernen, ohne dass sie zerstört wird.
Dir wird Blut abgenommen, damit die Anästhesisten und Neurochirurgen auf alles vorbereitet sind sowie für eine selten erforderliche Bluttransfusion.
Es könnte bereits die stationäre Aufnahme erfolgen, in der Du viele Fragen beantworten musst. Nimm Deinen Medikamentenplan mit, Deine Krankenkassenkarte, den Organspendeausweis und die Rentenversicherungsnummer für den Antrag auf eine AHB, die der Neurochirurg nach der OP beim Sozialdienst beantragt.
Ein Gespräch mit dem Narkosearzt = Anästhesist wird erfolgen. Dort sagst Du unbedingt, dass Du Übelkeit durch die Narkose befürchtest und er wird es beachten, aber sage es auch direkt vor der OP noch einmal.
Üblich ist auch ein MRSA-Abstrich aus der Nase, weil die meisten Krankenhauskeime nicht aus dem Krankenhaus kommen.
Unmittelbar nach der OP wirst Du in der Intensivstation sein. Wie es Dir gehen wird, kann Dir nur der Neurochirurg sagen. Auf jeden Fall wirst Du dort intensiv überwacht, damit Du möglichst keine Schmerzen hast. Das Schmerzmittel wird durch den Zentralen Venenkatheter (ZVK) direkt gegeben und wirkt rasch. Alle lebenswichtigen und postoperativen Werte werden engmaschig überwacht, denn gerade nach OPs im Gehirn kann es in den ersten 24 Stunden zu Hirnblutungen oder sonstwas kommen und dann muss sofort reagiert werden. Ich weiß nicht, wieso Du das nicht möchtest? Es geht doch nicht um einen Schnupfen oder einen Beinbruch, es geht - so sicher diese OPs auch sind - um Dein Leben!
Wenn Du wieder im Patientenzimmer bist, hast Du anderthalb Tage lang gelegen und wurdest am Gehirn operiert. Du wirst einen Blasenkatheter haben, das war für mich beruhigend. Steh nur dann auf, wenn jemand (nicht die Mitpatientin) bei Dir ist. Das kann nahezu sofort sein.
Im Normalfall bleibst Du etwa fünf bis sieben Tage in der Klinik. Währenddessen wird der Sozialdienst mit Dir am Bett für Dich den AHB-Antrag (Anschlussheilbehandlung) ausfüllen und Dir Rehakliniken vorschlagen, mit denen Deine Rentenversicherung oder die Krankenkasse einen Vertrag hat. Nutze sie! Aber erhole Dich erst zu Hause, denn 14 Tage (oder n.V. eine längere Zeit) dürfen ab dem Entlassungstag vergehen, bis Du die AHB beginnst. Du wirst dort viele hilfreiche Angebote bekommen und solltest bereits alle nutzen können.
Medikamente gegen Epilepsie werden Dir nicht gegeben, weil Du noch keine Anfälle hattest. Sollte doch jemand auf die längst veraltete Idee kommen, Dir welche zu geben, lehnst Du nett und freundlich ab. Falls sie Dir eingeredet werden sollten, sagst Du, dass diese Medikamente nur dann gegen Anfälle wirken, wenn man schon welche hatte. (Ich vergleiche das gern mit dem Bau eines Deiches = Epilepsie-Medikament gegen zu hohes Hochwasser = Anfall. Wenn man 100km vom Meer und den Flüssen entfernt lebt, braucht man keinem Deich um sein Haus aufzuschütten. So würde ich es aber dem Neurochirurgen lieber nicht sagen.)
Deine Haare sind wichtig und das wissen die Neurochirurgen auch. Erst während der OP wird genau nur so viel wie nötig entfernt. Das kann sehr wenig sein. Versuche, nach der OP noch in der Klinik mit der Hilfe einer Schwester, aus Deinen Haaren das jodhaltige rote "Zeug" herauszubekommen, sobald die Ärzte es erlauben. Dort gibt es bessere Mittel. Danach nutzt Du zu Hause erstmal für zwei/drei Wochen ein mildes Shampoo oder gar keins, manche nutzen Baby-Shampoo.
Wenn die Fäden oder Klammern entfernt sind, könnte noch Schorf da sein, lass ihn drauf, so sehr es Dich auch nervt! Nichts ist schlimmer als eine Wundheilungsstörung nach einer gelungenen Hirn-OP.
Solltest Du Rehakliniken vorab suchen, dann musst Du auf die Verträge achten sowie darauf, dass Meningeompatienten (leider) nur eine neurologische Rehaklinik für die AHB zugestanden wird. Vielleicht ist das irgendwo nicht mehr so, aber da die Versicherungsträger meist in ganz Deutschland wirken, bleibt es wohl so. (Ich hätte wegen Persönlichkeitsänderungen eine psychosomatische AHB gebraucht und habe sie mir nach Widersprüchen zweimal erkämpfen können.) Überlege Dir eine Gegend, die Du schön findest. Vielleicht möchtest Du in Deiner Nähe bleiben oder weiter weg. Ich glaube, bis 200 km Entfernung ist eine AHB möglich.
Dass Du aufgeregt bist, ist normal, aber wenn Du ruhig beraten wirst und Du Deinen Fragezettel abarbeiten kannst, dann ordnen sich die Gedanken und werden konkreter. Nach der OP werden viele Ängste weg oder ganz klein sein, dafür wirst Du einige Sorgen haben, die rasch vorbeigehen. Dass alles normal verläuft, wünsche ich Dir sehr und wenn nicht, dann gibt es viele Hilfen.
KaSy