www.hirntumorhilfe.de
Herzlich willkommen im Forum der Deutschen Hirntumorhilfe!

Thema: OP oder Radiochirurgie?

OP oder Radiochirurgie?
rittersporni
26.04.2024 18:05:12 Neu
Nach neun Jahren Ruhe melde ich mich zurück mit der Diagnose eines zweiten Meningeoms, hochfrontal paramedian rechts. Das Meningeom ist mit 11x10 mm noch recht klein, zum MRT wurde ich empfohlen wegen neu aufgetrenenen immer wiederkehrenden Kopfschmerzen und gelegentlichem Schwindel und dem Gefühl, das mir in der Schule (bin Lehrerin) alles schnell zu viel wird. Das war 2015 vor Diagnosestellung des 1. Meningeoms ähnlich.
Nun habe ich die Einschätzung meines Neurochirurgen, der mich damals bereits operiert hatte (und der sich leider in die Schweiz verlagert hat), bislang verkehren wir lediglich per Mail. Er rät zu einem aktiven Vorgehen wegen der Nahe zum sinus sagittais superior, und da das meningeom ein Größenwachstum zeigt (einige mm in 3 Jahren, 2021 war ich im MRT nach einem Schädeltrauma, das ohne Kontrastmittel vorgenommen wurde, daher war wurde es damals übersehen).
Möglich wäre eine einmalige radiochirurgische Besestrahlung, alternativ eine OP.
Nun stehe ich also vor einer Entscheidung und bitte um Eure Erfahrung. Beide Optionen sind angstbehaftet. Die Op damals verlief gut, allerdings war ich beruflich viele Monate lang nicht belastbar und hatte mehrere Wiedereingliederungen. Das radiochirirgische Vorgehen (GammaKnife) klingt zunächst vergleichsweise "harmlos", dennoch erscheint mir die Strahlenbelastung enorm, und die Sorge um Nekrosen/Strahlenschäden/Ödemen/Nebenwirkungen... ist da. Kann ich unmittelbar danach wieder arbeiten? Werde ich mit dem Wissen um ein Meningeom, das noch da ist, wahrscheinlich aber in seinem Wachstum gestoppt sein wird, vielleicht aber auch nicht, leben können? Oder doch lieber den Weg der OP wählen, die bei der Größe des Meningeoms noch vergleichsweise einfach ist?
Fragen über Fragen....
Dankbar wäre ich für einige Rückmeldungen von Euch.
rittersporni
KaSy
26.04.2024 20:31:16 Neu
Liebe rittersporni,
Zunächst wäre es sehr wichtig zu wissen, ob das zweite Meningeom an derselben Stelle oder ganz woanders entstanden ist.

Wenn es an derselben Stelle oder recht nah wächst, wäre meines Erachtens eine OP sinnvoller, weil es sich um ein Rezidiv des ersten Meningeoms handelt (nicht "könnte"). (Du hattest schließlich die gleichen "Vorboten".) Es muss dann histopathologisch untersucht werden, welchen WHO-Grad es hat. Ich nehme an, das erste hatte den WHO-Grad I.

Als Rezidiv kann es auch höhergradig sein und ich denke, das sollten alle Beteiligten wissen. Bei einem Rezidiv sollte die Tumorkonferenz darüber beraten, insbesondere wenn der WHO-Grad II oder III festgestellt wurde. Dabei würde bei einem WHO-Grad II abgewogen werden, ob und bei einem WHO-Grad III definitiv festgelegt werden, dass eine Bestrahlung folgen muss.

Das wäre dann vermutlich keine Radiochirurgie, sondern eine fraktionierte Bestrahlung mit je 2 Gy an 30 Werktagen.

Ich hoffe sehr für Dich, dass es nach dieser langen Zeit kein Rezidiv und, wenn doch, dann eines mit dem WHO-Grad I ist!!

Wenn das jetzige Meningeom ganz woanders ist, dann müssten die Radiochirurgen entscheiden, ob sich die von Dir beschriebene Lage des Tumors im Gehirn für eine solche Methode eignet. Von der Größe her sollte das kein Problem sein.

Was ich bisher von den Einzeitbestrahlungen gelesen habe, klingt überwiegend so, dass "es fast so nebenbei erledigt ist". Man ist zur Vorbereitung dort, dann einen Tag für viele Minuten oder wenige Stunden und kann im Idealfall am Tag danach wieder arbeiten gehen. Folgewirkungen sollen selten sein, allerdings bleibt der Tumor im Kopf.

Das generelle Problem ist für Dich:
- Wenn es ein Rezidiv ist, dann kann es mit einer OP und eventueller Nachbestrahlung völlig weg sein.
- Ist es an einer anderen Stelle, ist die Radiochirurgie vermutlich möglich, aber es besteht das Risiko: Wenn an einer anderen Stelle ein Meningeom entsteht, dann könnte es auch irgendwann ein drittes, viertes geben.
- Letzteres ist nach einem Rezidiv auch nicht ausgeschlossen.


Ich weiß, das klingt jetzt für Dich nach "Panikmache". Ich möchte Dir keine Angst machen. Aber der Weg nach der Therapie eines zweiten Meningeoms besteht aus dauerhaften MRTs im Abstand von 3, 6 und dann 12 Monaten, um rechtzeitig reagieren zu können.

Wie die Ärzte entscheiden und wie Du es dann durchführen lässt, das kann ich jetzt nicht wissen.

Ich wünsche Dir von ganzem Herzen den erfolgreichsten Weg!

KaSy
KaSy
rittersporni
26.04.2024 21:46:36 Neu
Hab Dank, KaSy, für Deine differenzierte Rückmeldung. Sie hilft mir sehr, das Durcheinander ein wenig zu ordnen. Genau das hatte ich mir für die Anfrage im Forum erhofft.
Tatsächlich ist es ein neues Meningeom, an anderer Stelle entstanden, aber mit eindeutig raschem Wachstum.
Werde jetzt mich auf den Weg machen, persönlich mit dem NC zu sprechen (das ging bislang nur über Mail) und die Einschätzung eines Radiochirurgen einholen....
rittersporni
NACH OBEN