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Thema: Operieren oder nicht operieren?

Operieren oder nicht operieren?
xXBlackDeZzX
29.10.2017 21:07:59
Guten Abend, bei mir wurde im Januar ein Astrozytom II entfernt. Nun ist bekannt das ein kleiner Teil vergessen wurde (2x1). Dieser Teil liegt wohl so das man ihn leicht entfernen könnte. Gefunden durch ein 3 Tesla MRT.
Er ist aber seid Oktober 2016 nicht mehr gewachsen und ruht wohl.
Was würdet ihr mir raten? Soll ich den Rest rausnehmen lassen oder lieber erstmal warten? Habe von OP 1 keinerlei Störungen oder irgendwas behalten und bin wieder ganz normal, habe einen neuen Job Vollzeit in leitender Position und ehrlich gesagt keine Lust so schnell nach erster OP wieder ein Risiko durch OP einzugehen.
Der Rest liegt im Bereich Sensibilität und dies soll wohl Problemslos Operierbar sein wobei es da auch wieder unterschiedliche Meinungen gibt...
Wäre es für ein "längeres Leben" besser mit oder ohne den Rest?
Viele liebe Grüße Dennis
xXBlackDeZzX
Andrea 1
29.10.2017 22:26:40
Hallo Dennis,
ich denke mal, dass dir hier kaum einer diese Entscheidung "abnehmen" kann, denn wir sind im Grunde nur Zaungäste in deinem ganz eigenen Geschehen. Wir kennen weder die genauen Befunde, noch sind die Wenigsten hier Ärzte, geschweige denn Neurochirurgen.

Nur so viel von mir;
es klingt schonmal super, das der Resttumor sich ruhig zu verhalten scheint.
Da ich eine ganz andere Tumorart hatte, kann ich dir auch nicht das raten, was für mich entschieden wurde. Versuche nochmal mit deinen behandelnden Neurochirurgen tiefgründig darüber zu sprechen. Es kann gut sein, wenn man in kurzen Abständen "nur kontrolliert", weil ein weiterer Eingriff eine erhebliche Belastung mit sich bringen kann, wobei da aber die Lage, Art und Größe des Tumores sehr entscheidend ist, wie die OP evtl. durchgeführt werden müsste. Oder aber, man zieht eine Bestrahlung in Betracht, wobei die ganz sicher auch nicht so locker zu nehmen ist, da es auch dabei gravierende Nebenwirkungen kommen kann.
Vielleicht könnte eine erneute Untersuchung deines bereits entnommenden Tumormaterials zur Klarheit des weiteren Vorgehens beitragen? Wenn das halt zusammengehörend war, Aber selbst darüber kann ich nur vage Spekulationen äußern, weshalb ich dir deinen behandelnden Neurochirurgen zum weiteren Gespräch wieder nahelegen möchte. Du kannst dir ja deine Fragen, welche dich dazu bewegen vorab aufschreiben, dass Du die dann Punkt für Punkt mit dem Arzt durchgehen kannst, um letzte Zweifel loszuwerden und damit bessere Gewissheit zu erlangen.
Vieleicht würden bei dir auch engmaschige Kontrollen erst einmal ausreichen, aber da Du eine völlig andere Tumorart hast, als ich, kann ich dir beim besten Willen keine Empfehlung geben. Diese Entscheidung kann wohl wirklich nur durch dich in enger Zusammenarbeit/Aufklärung durch deine behandelnden Ärzte in dir reifen.
Ich wünsche dir auf jeden Fall eine gute Entscheidungsfindung, welche dir keinerlei Nachteile bringen wird.
Herzlichst Andrea
Andrea 1
paolo
29.10.2017 23:07:43
Grad 2 Astrozytome neigen zur Malignisierung, das muss nicht zwangsläufig passieren, kommt aber in den überwiegenden Fällen vor.
Wenn es gut zugänglich und relativ sicher und vollständig entfernbar ist, dann würde ich das machen lassen.
Ist zwar auch keine hundertprozentige Sicherheit aber man hat hoffentlich längere Zeit Ruhe.
Ist denn sonst eine Nachbehandlung, also Chemo und/oder Bestrahlung geplant?
Hatte 2013 noch ein Astrozytom °2, welches nicht komplett entfernt werden konnte. Habe mich damals für Abwarten und Beobachten bei regelmäßigen MRT Kontrollen entschieden. Zwei Jahre später ist ein sekundäres Astrozytom °3 mit Übergang zu einem Glioblastom daraus geworden.
Mittlerweile ist es wohl üblich, bei bestimmten molekularbiologischen Eigenschaften auch Grad 2 Astrozytome nachzubehandeln.
Kann mich ansonsten nur Andreas Ausführungen anschliessen. Besprich das mit deinem NC, und entscheide dann mit ihm zusammen, was am sinnvollsten ist.
Wenn du dann immernoch unsicher bist, kannst du dir auch noch eine Zweitmeinung einholen.
paolo
xXBlackDeZzX
31.10.2017 11:26:45
Ich frage mich nur macht es was das ganze zu entfernen. Weil wenn die Zellen wieder aktiv werden kommt ja eh irgendwo ein neuer da man ja nie alles entfernen kann. Daher frage ich mich ob ich mir nicht die OP sparen kann und warte bis eh wieder wächst.
xXBlackDeZzX
xXBlackDeZzX
31.10.2017 11:28:16
Chemo oder Bestrahlung will noch keiner von den Ärzten machen. Was mich auch wundert da ja bei einem Astro II mittlerweile ja eigentlich gemacht wird oder?
xXBlackDeZzX
paolo
31.10.2017 15:46:35
Frag deine Ärzte diesbezüglich nochmal, warum keine Nachbehandlung geplant ist bzw. wie sie die jetzige Einschätzung begründen.
Vielleicht hast du ja günstige molekularbiologische Tumoreigenschaften, so dass man da vorerst darauf verzichten kann.

Ob eine erneute OP sinnvoll ist, kann ich auch nicht beurteilen. Zum einen hast du natürlich recht, wenn wieder was kommt muss man eh nochmal operieren. Und jetzt eine weitere OP birgt auch wieder Risiken.
Kommt halt darauf an, wie gut der Bereich zugänglich ist und ob wichtige Gehirnareale angrenzen.
Demgegenüber steht die Möglichkeit, mit einer neuen OP vielleicht sogar den ganzen sichtbaren Tumor und wenns sehr gut läuft auch noch ein paar Millimeter darüber hinaus zu entfernen. Nicht sichtbare Tumorzellen bleiben vermutlich eh irgendwo am Rand der Resektionshöhle übrig, aber je mehr vom Tumor entfernt werden kann, desto weniger Zellen sind vorhanden die potentiell noch weiter ausarten können. So zumindest mein laienhaftes Verständnis.
Kann aber sein dass ich damit voll daneben liege, und eine weitere OP momentan eigentlich sinnlos ist. Bin da auch ziemlich ahnungslos.
Ich weiß auch nicht, ob es Statistiken bei Grad 2 Tumoren gibt, aus denen hervorgeht, dass mehr entferntes Material mit einer längeren progressionsfreien Zeit korreliert.
Das können dir vermutlich nur die Neurochirurgen oder Neuroonkologen beantworten.
paolo
alma
31.10.2017 18:04:19
So weit ich weiß, verbessert eine möglichst vollständige Entfernung die Prognose. Ist ja auch logisch. Der Tumor muss danach quasi von vorn anfangen.

OPs haben ihr Risiko, aber Strahl und Chemo auch. Die Wahl ähnelt häufig der zwischen Pest und Cholera. Und niemand kann einem im Vorfeld sagen, ob die Entscheidung richtig ist.
alma
xXBlackDeZzX
31.10.2017 18:39:23
Ok. Vielen Dank euch. Falls noch jemand was weiß ich wäre sehr dankbar.
xXBlackDeZzX
Prof. Mursch
31.10.2017 19:14:54
Ich glaube, diese Diskussion ist auch dadurch limitiert, dass hier keiner sagen kann, warum der Tumoranteil nicht entfernt werden konnte (was absolut passieren kann- ein Neurochirurg, dem das noch nicht passiert ist, hat noch nicht genug operiert ;-) .
Es sind aber dann oft diese Teile, die dann im Verlauf größer werden.

Meist ist bei langsam wachsenden Gliomen das "wait and see" möglich.

Es liegt also bei Ihnen, ob Sie warten wollen. Was Sie aber fragen sollten, wäre, was nun gemacht werden soll, um ein "Übersehen" zu verhindern. Intraoperatives MRT?
Ultraschall?
Navigation?
Kombination?


Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka
Prof. Mursch
xXBlackDeZzX
31.10.2017 19:22:27
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Wenn ich zur Operation einwillige soll das ganze in Heidelberg stattfinden da diese einen Operationssaal mit einem MRT haben. So wurde mir das dort erklärt.
Und man würde bei meinem Astrozytom II wohl auch eher von einer Lebenserwartung in Jahrzehnten sprechen als weniger. Grund wären wohl die günstigen Marker von den Test. Chemo und Bestrahlung hat man mir in Heidelberg auch erstmal abgeraten da sie das jetzt nicht für nötig halten und sich dies für einen späteren Zeitpunkt aufheben wollen wenn er Böse werden sollte.
Ich würde einfach erstmal gerne auf eine OP verzichten und etwas Ruhe in meinem Leben einkehren lassen.
xXBlackDeZzX
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