Liebe gliomi,
ich habe deinen Beitrag leider erst heute gelesen.
Gerne möchte ich dir von unseren Erfahrungen berichten.
Bei unerer Tochter wurde im März 2013, 2 Tage nach ihrem 7. Geburtstag ein Optikusgliom im Chiasma diagnostiziert. Ihr Visus lag zu dem Zeitpunkt bei 60% und 30%. Sie wurde im UKM Münster betreut. Wir entschieden uns für die Therapie nach Studie mit Vinc und Carbo, wie eure Tochter sie auch bekommen hat. Zudem musste sie hochdosiert Cortison einnehmen. Ein MRT Ende Mai 2013 ergab, dass der Tumor kleiner geworden ist, aber leider auch dichter. Mit dem Resultat, dass das Sehvermögen unserer Tochter im Juni 2013 bei 8% und 2% lag und die Augenärzte ihr Augenlicht bereits aufgegeben hatten.
Der Onkologe im UKM wollte die Therapie entsprechend der Studie gerne fortsetzen, aber wir haben uns nach Rücksprache mit den Strahlentherapeuten und Dr. Dresemann in Velen für einen sofortigen Therapiewechsel entschieden: Strahlentherapie in Kombination mit täglicher Themodal-Einnahme. Zudem haben wir das Cortison komplett ausleiten lassen.
Eine OP kam für uns zu keinem Zeitpunkt in Frage! Wir haben uns die Meinung von 3 Chirurgen eingeholt, die auf Hirntumore spezialisiert sind. Auch sie rieten uns von einer OP ab. Die Gefahr, dass die sensiblen Hirnregionen verletzt werden oder evtl. sogar Metastasen durch die OP über den Spinalkanal in den Körper wandern, war uns zu groß.
Nach Ende der Bestrahlungsreihe (30 Einheiten in 6 Wochen) war der Visus unsere Tochter bereits etwas besser, der Tumor jedoch unverändert. In Absprache mit Dr. Dresemann hat unsere Tochter weiterhin täglich Themodal eingenommen. Wir haben sowohl den Visus als auch den Tumor alle 6 Wochen kontrolliert, mit dem Ergebnis, dass das Sehvermögen auf dem besseren Auge langsam zugenommen hat und der Tumor langsam kleiner wurde.
Seit ca. 1 Jahr bekommt unsere Tochter KEINE Medikamente mehr.
Ihr Sichtfeld ist zwar stark eingeschränkt und ihr Orientierungssinn ist sehr gering, da das re und das li Auge nicht richtig zusammenarbeiten, aber sie kann immerhin wieder 50% und 10% Prozent sehen und kommt recht gut im Alltag klar.
Ich habe mich schon oft gefragt, wo wir jetzt stehen würden, wenn wir einfach nur abgewartet hätten...
Es war einfach nur schrecklich, wie schnell unsere Tochter ihr Sehvermögen während der Chemotherapie nach Studie verloren hat. Zudem hat das Cortison sie richtig krank gemacht.
Dr. Dresemann erklärte uns die Vorgänge so, dass die Tumorzellen aufgrund der Chemo in Kombi mit Cortison ganz eng zusammengerückt sind (daher wirkte er im MRT kleiner), dadurch wurden die Sehnerven jedoch so stark abgeklemmt, dass sie teilweise abgestorben sind (daher der extreme Visusverlust).
Die Sehnerven für das äußere Gesichtsfeld sind komplett zerstörrt, der Sehnerv des re. zentralen Auges extrem matt und angegriffen, eine weitere Erholung des rechten Auges ist daher ausgeschlossen. Der Sehnerv des zentralen li Auges ist etwas besser und daher die 50%.
Wir hatten das letzte MRT im Juni, der Tumor ist stabil, kein Wachstum, kein Ödem.
Ich hoffe, ich konnte dir helfen!
Liebe Grüße, ganz viel Kraft und alles Gute!